Arbeiter-Samariter-Bund
48° 11' 4.21" N, 16° 19' 33.55" E zur Karte im Wien Kulturgut
Arbeiter-Samariter-Bund (15, Pillergasse 24; Einsatz und Schulungszentrum). Die Bezeichnung Samariter geht auf das Lukas-Evangelium zurück (Gleichstellung mit Helfer, Barmherzigkeit) und wurde über die Jahrhunderte in verschiedener Form verwendet; 1878 wurde der „Deutsche Samariter-Verein" gegründet (Statuten 1882), 1888 bildeten sich „Arbeiter-Samariter" in Berlin, ähnliche Vereine entstanden 1907 in Dänemark und 1920 in Frankreich. Als 1918 in Österreich militante „Arbeiter-Wehren" entstanden (aus denen sich später der Republikanische Schutzbund bildete), gab es bei diesen auch Sanitätseinheiten. Nachdem in Österreich im September 1924 „Sanitätsreferenten" und eine „Sanitätszentrale" geschaffen worden und beim ASKÖ-Bundessportfest 1926 Ärzte und Sanitäter der Schutzbund-Sanität zum Einsatz gekommen waren, wurde am 12. Mai 1927 im Rahmen des ASKÖ ein „Österreichischer Samariter-Dienst" gegründet, der vor allem als Sanitätsdienst für die Gebiete Sport, Arbeitsplatz und Freizeit fungierte und 1928 durch eine sportärztliche Ambulanz im ASKÖ-Gebäude in Michelbeuern erweitert wurde; er stellte das zivile Pendant zur Schutzbundsanität dar. Am 17. Juni 1928 wurde die erste Großübung im Raum Wien abgehalten. 1931 stellte die „Arbeiter-Olympiade" eine Bewährungsprobe dar.
1932 erfolgte die Konstituierung des ASBÖ als Dachorganisation über alle Arbeiter-Samariter. Er arbeitete soweit als möglich mit dem Arbeiter-Samariter-Dienst und der Schutzbund-Sanität zusammen und gründete auch eigene Kolonnen. 1934 wurde der ASB, der damals bereits 19 Kolonnen in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich hatte (darunter zehn in Wien), ebenso wie alle anderen sozialdemokratischen Organisationen verboten (Vollzug der Liquidation am 26. September 1936), jedoch am 9. Juni 1947 wiederbegründet; der Wirkungsbereich erstreckte sich zunächst nur auf die sowjetrussische Besatzungszone, 1948 wurde er auf die Zonen der westlichen Besatzungsmächte (die zunächst gegen die Gründung Einspruch erhoben hatten) ausgedehnt; 1951 erschien erstmals wieder die Zeitschrift „Der Arbeiter-Samariter". Der ASB hat als Hilfsorganisation vielfältig Aufgaben (Krankentransporte, Rettungsdienst, Sanitätsdienst, Notspitäler bei Großveranstaltungen, Unfalldienste in Bädern und beim Wintersport, Betreuung älterer und behinderter Menschen). 1955 wurde der ständige Krankentransport in Wien begonnen, im selben Jahr auch die „Sektion Wasserrettung" geschaffen. 1956 war der ASB während des Volksaufstands in Ungarn im Einsatz. Das Haus Pillergasse 24 steht dem ASB seit 1971 zur Verfügung. Briefmarke (29. August 1977).
Literatur
- Paul Meihsl: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs (Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken 1977)
- Paul Meihsl: Von der Selbsthilfe zur Einsatzorganisation. Die Geschichte des Arbeiter-Samariter-Wesens. Wien: Pichler 1992
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Rudolfsheim-Fünfhaus. Zwischen Wienfluß und Schmelz. Wien: Mohl 1978, S. 163
- Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 289 f.