Auf der Dacken (1)
Auf der Dacken (1., Teil der Ballgasse). Schmaler Verkehrsweg unweit des Himmelpfortklosters, der seinen Namen wahrscheinlich von den Strohmatten (Dacken) ableitete, die dort erzeugt wurden.
Die Dackenmacher (auch Tackenmacker) bildeten bereits 1314 ein eigenes Gewerbe; 1367 gehörte ein Haus "bei der Himmelpforte" (Konskriptionsnummer 928; Ballgasse 3, Blumenstockgasse 5; siehe Zum Blumenstock) Ulrich dem Tacken.
Da die Verbrecher in dem unweit gelegenen Gefängnis beim Rauhen Stein (später Amtshaus in der Rauhensteingasse) auf solchen Dacken ihr Lager hatten, entstand das Wort "Der ist auf der Dacken" für einen moralisch oder physisch verkommenen Menschen.
Die Bezeichnung für dieses Straßenstück wechselte im Lauf der Zeit des öfteren; ursprünglich hieß es fast ausschließlich "bei der Himmelpforten", Mitte des 15. Jahrhunderts kommt auch die Bezeichnung "auf der Hülben bei der Himmelpforte" auf, 1547 "Auf der Dacken, vormals auf der Hülben".
Als 1658 ein Ballhaus eingerichtet wurde (Ballgasse 8), bürgerte sich die Bezeichnung Ballgasse ein (frühestens 1684). Die Ballgasse hatte keine Verbindung zur Rauhensteingasse; erst nach der Aufhebung des Klosters (1783) und dessen Abbruch wurde die Ballgasse verlängert.
Literatur
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 447 (Ballgasse)
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 397 ff.
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 16 ff.
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 46 f.
- Siegfried Weyr: Wien. Magie der Inneren Stadt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1968, S. 94 ff.