Auguste Pünkösdy
Auguste Pünkösdy, * 28. August 1890 Wien, 1. Oktober 1967 Wien, Schauspielerin.
Biografie
Nach dem Besuch der Handelsschule studierte Auguste Pünkösdy an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst. 1913 debütierte sie an der Wiener Volksbühne, dem späteren Renaissancetheater, und wurde für eine Saison engagiert. Von 1914 bis 1921 spielte sie unter Max Reinhardt am Deutschen Theater Berlin, anschließend war sie bis 1959 Mitglied des Wiener Burgtheaters, danach trat sie noch gastweise auf. Von 1921 bis zu ihrer Scheidung 1924 war sie mit einem Geschäftsmann Namens Schirokauer verheiratet.
Auguste Pünkösdy verkörperte anfänglich klassische Frauenrollen, unter anderem in Stücken von William Shakespeare: 1922 die Virgilia in in"Coriolanus", 1923 die Octavia in "Antonius und Cleopatra" und 1925 die Helena in "Ein Sommernachtstraum". 1923 spielte sie die Titelrolle in Heinrich von Kleists "Penthesilea", 1926 Klärchen in Johann Wolfgang von Goethes "Egmont", mit dieser Rolle nahm sie auch im Juli 1930 bei den Marienburg-Festspielen (Marienburg/Zamek Malbork Polen) teil. 1937 und 1943 trat sie als Mena in Karl Schönherrs "Erde" auf. Daneben wirkte sie seit 1917, meist in Nebenrollen, in Filmen mit. Nach dem Film "Alkohol" (1920, Regie: Alfred Lind und Ewald Andre Dupont) folgte eine längere Pause, ehe sie ab 1935 wieder auftrat.
Auch in den Kriegsjahren konnte sie ihre Laufbahn fortsetzen, unter anderem spielte sie 1943 in "Der kleine Grenzverkehr" (Regie: Hans Deppe), "Späte Liebe" (Regie: Gustav Ucicky) und "Wien 1910" (Regie: E. W. Emo). Im letztgenannten Film, der die letzten drei Tage im Leben Karl Luegers erzählt und nationalsozialistische Tendenzen aufweist, spielte sie Luegers Schwester. Die Schauspielerin hatte 1938 den "Anschluss" Österreichs begrüßt und stand Ende 1944 auf der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP).
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sie nahtlos im Theater und Film (bis Ende der 1950er Jahre) weiterarbeiten, allerdings verkörperte sie auf der Bühnen nun ebenfalls kleine Rollen. Eine ihrer letzten Rollen dürfte 1963 (als Gast) Frau Hollunder in Franz Molnárs "Liliom" gewesen sein. In der Staatsoper spielte sie kleine Rollen (wohl Sprech- oder stumme Rollen), unter anderem zwischen 1950 und 1956 Mutter Weinfaß in "Johanna auf dem Scheiterhaufen" von Arthur Honegger und zwischen 1959 und 1962 eine Bäuerin in "Dialogues des Carmélites" von Francis Poulenc.
Literatur
- Uwe Baur: Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945. Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien. Wien: Böhlau 2021 (= Literatur in Österreich 1938–1945, Band 5)
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main: Fischer 2007
- Rainer Lenius: Wiener Spuren berühmter Schauspielerinnen und Schauspieler. Wien: Volkshochschule 2004
- Helga und Karlheinz Wendtland: Geliebter Kintopp. Sämtliche deutsche Spielfilme von 1929–1945. Künstlerbiographien L–Z. Berlin: Verlag Medium Film 1995
- Heidemarie Piffl: Auguste Pünkösdy. Diss. Univ. Wien. Wien 1968
- BiografiA Online: Pünkösdy Auguste [Stand: 25.07.2022]
Auguste Pünkösdy im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.