Bäckerstraße 10
1., Bäckerstraße 10, ident. mit Essiggasse 4 (Konskriptionsnummer 763), kann seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nachgewiesen werden. Mitte des 17. Jahrhunderts entstand ein Gemälde, das bis zum Ende des 18. Jahrhunderts an der Hauswand zu sehen war.
Der Schildname "Allwo die Kuh am Brett spielt" soll bis in die Zeit Karl IV. zurückreichen. Harrer zitiert die Legende: "Karls Kämmer und lustiger Rat Theodorich von Kogelwiet, ehemals Hausverwalter eines böhmischen Klosters, hatte es bis zum Bischof von Minden gebracht und als solcher weilte er 1357 in Wien, wo ihm gelegentlich ein Jäger einen großen Dienst erwies. Dieser Mann war wieder in ein junges, hübsches Mädchen verliebt, dessen Vormund und Hausverwalter eben dieses Hauses Nr. 763 sich selbst mit der Absicht trug, sein Mündel zu heiraten: Die Aussichten des Jägers erschienen daher trotz der Gegenliebe des Mädchens sehr gering. In seinem großen Liebesschmerze wandte er sich an Kogelwiet, ihm einen Gegendienst zu leisten und ihm beizustehen, wozu dieser gerne einverstanden war. Kogelwiet begab sich in das Haus des Bürgers, wurde dort mit großen Ehren aufgenommen und versprach dem Jäger dessen Trauung mit dem Mädchen selbst zu vollziehen. Zu diesem Zwecke lockten Freunde des Jünglings den Vormund aus dem Hause und während dessen Abwesenheit wurde die Trauung mit dem Jäger, der sich der Verabredung gemäß inzwischen eingefunden hatte, vollzogen. Als der Vormund zurückkam und davon erfuhr, gab es großen Krach, aber nachdem die Trauung nicht mehr ungeschehen gemacht werden konnte und sich der Bischof entschuldigte, dass er über die Person des Bräutigams nicht näher unterrichtet gewesen sei, musste der Vormund gute Miene zum bösen Spiel machen und seinem Mündel das ihm gehörige Haus, das er bisher nur verwaltet hatte, zu eigen geben. Über Bitte des glücklichen Ehepaares schmückte ein befreundeter Maler das Haus noch mit einem Wandgemälde, dessen Entwurf den Angaben Kogelwiets entsprach und das eine Kuh und einen Fuchs am Brett spielend vorstellte, zu denen sich noch ein Kürschner, ein Jäger samt Hund und eine summende Fliege gesellte".
Unter dem Gemälde stand eine Inschrift: "Der Fuchs spricht zur Kuh: 'Ich wirf darein, Dein Haut g'hert mein.' Die Kuh zum Fuchsen: 'Pral nicht so g'schwind im Spielen! Dein Unglück kannst bald fühlen.' Der Kürschner mit dem Fuchsschweif die Mücken von den zwei den Tisch erleuchtenden Lichtern abwehrend: 'Ich wehr, und leucht, erwart die Zeit, wie sich enden Euer Streit.' Der Jäger den Fuchs durchbohrend: 'Ich komm just recht zum Spiel! Ich auch mich stellen will.'"
Eine andere Version deutet auf eine Verspottung von Protestanten hin, wie bei Wallnerstraße 11. In dem Fall stünde die Kuh für die Katholiken, der Fuchs für die Protestanten, die Fliege für die Fliege als Geistlichkeit, Jäger und Kürschner stünden für Ratsherren und Advokaten, die den Streit benutzen, um ihren eigenen Vorteil herauszuschlagen.
Um 1700 kam es zu einem Um- oder Neubau. Ab 1769 befand sich das Gebäude im Besitz der Familie Nimptsch. 1838 erfolgte abermals ein Neubau.
Im Juni 1914 kam das Objekt in den Besitz der Stadt Wien.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 2. Teil. Wien ²1954 (Manuskript im WStLA), S. 363-368