Barbarazweige
Es gehört zu den Adventbräuchen, am Festtag der heiligen Barbara (4. Dezember) Barbarazweige zu schneiden. Man bricht (bei genauer Beachtung der Regeln vor Sonnenaufgang oder während des Vesperläutens) Zweige von Obst- (meist Kirsch-)bäumen, Birken usw., stellt sie in ein wassergefülltes Glas (dessen Wasser in Wien nicht gewechselt werden darf) und deutet das Blühen (oder Nichtblühen) am Christtag als Orakel für Glück oder Unglück. Ins Krankenzimmer gestellt, bringen Barbarazweige bei Nichterblühen den Tod.
Dem Brauch liegen zwei Komponenten zugrunde: ein Fruchtbarkeitskult und die Zukunftsdeutung. Zuweilen werden Barbarazweige gemeinsam mit Lotterienummern verkauft. Mädchen befragten das Orakel auch in Hinblick auf eine im nächsten Jahr zu erwartende Heirat. In Favoriten war es üblich, bei mehreren Familienmitgliedern an jedes Zweiglein einen kleinen Namenszettel zu hängen.
Literatur
- Felix Czeike: Advent- und Weihnachtsbräuche im alten Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990), S. 220 ff.
- Gustav Gugitz: St. Barbara mit dem Lebenszweig. In: Gustav Gugitz: Das Jahr und seine Feste im Volksbrauch Österreichs. Wien: Hollinek 1949 (Österreichische Heimat, 14/15), S. 217 ff.
- Leopold Schmidt: Wiener Volkskunde. Ein Aufriß. Wien: Gerlach & Wiedling 1940 (Wiener Zeitschrift für Volkskunde, Ergänzungsband 16), S. 58
- Klemens Dorn: Favoriten. Ein Heimatbuch des 10. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1928, S. 235