1, Hoher Markt 1 (Konskriptionsnummer 541), Landskrongasse 2, Bauernmarkt 15.
Dieses Gebäude war bereits im 14. Jahrhundert das größte und ansehnlichste Haus am Platz. Wegen der turmähnlichen Form eines Eckflügels wird es in den ältesten Grundbüchern Wiens "der Turm" genannt. Bereits am 5. Juli 1360 wird das Haus anlässlich einer Messstiftung als "Turn, gelegen in dem gaesslein an dem Hunerpuhel an dem hohen Markt zunächst Jansen Haus des Roten" genannt. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde das Gebäude von Hiltprant von Meran erworben. Die Frau seines Sohnes heiratete nach dessen Tod den späteren Wiener Bürgermeister Laurenz Haiden, der nach ihrem Tod alleiniger Besitzer des Hauses wurde. Als weiterer Besitzer ist Lorenz Ostermair zu nennen.
Im Jahr 1791 kaufte der Großhändler Franz Wilhelm Natorp, der Medikamente an mehrere kaiserliche Armeen lieferte und 1795 die berühmte italienische Sängerin Maria Anna Sessi heiratete, das Gebäude. 1792 ließ er es niederreißen und durch einen für den Klassizismus typischen Bau ersetzen. Anlässlich seiner Erhebung in den Freiherrenstand im Jahr 1801 wurde sein Wappen am Gebäude anbracht.
Wiener Kongress
Während des Wiener Kongresses war der Großhändlers Nathan von Arnstein der Hausherr. Da er Jude war, wurde er im Grundbuch nicht vermerkt. Welche Abmachungen er mit der grundbücherlichen Eigentümerin getroffen hatte, ist nicht bekannt. Seine Frau, die Tochter des preussischen Hofmünzers Daniel Itzig war und "die schöne Fanny" oder "Baronin Vögele" genannt wurde, und er machten das Haus zum Zentrum des Wiener Gesellschaftslebens. Im Haus verkehrten alle ankommenden Fremden, darunter Prinzen, Fürsten, Grafen ebenso wie Kardinäle, Staatsmänner und berühmte Dichter. Vormittags besuchten die Gesandten der beim Kongress vertretenen Länder das Bankbureau Nathans von Arnstein, am Nachmittag und abends trafen sie sich zu den Tees und auf den Bällen der Baronin.
Graf de la Garde beschreibt einen dieser Bälle so: "Der Baron Arnstein hat sich selbst übertroffen. Die seltensten Blumen, allen Klimas entlehnt, schmücken die Treppen, die Salons, die Tanzsäle mit herrlichstem Farbenglanz und süßestem Duft. Tausende von Kerzen und Spiegeln, Gold und Seide gleißen überall. Beschwingte Musik, wie man sie nur in Wien hört, bezaubert das Ohr. Auf das Konzert folgt ein Ball und auf den Ball ein Souper, bei welchem der Baron sich ein Vergnügen daraus gemacht, alle Jahreszeiten und Entfernungen als nicht vorhanden zu zeigen. Er hat die Erzeugnisse aller Länder und aller Klimas vereinigt. Die Säle sind mit Bäumen geschmückt, behangen mit reichen Früchten. Das nimmt sich einzigartig aus mitten im Winter wie in einem Garten der Provence Kirschen, Pfirsiche und Aprikosen zu pflücken. Ein Raffinement des Luxus, das hier zum ersten Mal an den Tag gelegt wird." (Graf August de la Garde: Gemälde des Wiener Kongresses 1814-1815, übersetzt von Dr. Hans Effenberger. 1912)
Zum schwarzen Hund
Mitte des 19. Jahrhunderts kauften die Brüder Gustav und Karl Voigt das Haus und verlegten ihre Drogerie "Zum schwarzen Hund", die sie vorher am Graben betrieben, hierher. Das Firmenschild ließ Karl Voigt, der sich sehr für Kunst interessierte, bereits ein Jahr vor der Übersiedlung vom Maler Friedrich Gauermann in eine neue Form bringen. Eine Kopie dieses Schildes hing bis 1945 über dem Eingang des Hauses.
1945
Im April 1945 brannte das Gebäude vollständig aus. Die Geschäftsräume des "schwarzen Hundes" im Erdgeschoss wurden bald wieder in Betrieb genommen und 1946 erhielt das Gebäude eine originelle Fassadengestaltung durch in Stein geritzte Bildnisse. Oskar Pafka stellte dabei auf der Seite des Bauernmarktes das Lagerhaus und die Betriebsanlagen der Firma im dritten Bezirk sowie das ehemalige Geschäftshaus am Graben dar. Auf Seite des Hohen Marktes bildete er das Peilertor, den "schwarzen Hund" nach einem Originalgemälde sowie das Paternostergassel ab. Beide Örtlichkeiten waren die frühere Umgebung des "schwarzen Hundes".
1955 wurde das heutige Gebäude nach Plänen von Josef Vytiska errichtet.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Drogerie "Zum schwarzen Hund"
Quellen
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 2. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 180-385