Bernd Lötsch
Bernd Lötsch, * 13. September 1941 Wien, Biologe, Umweltaktivist, Generaldirektor des Naturhistorischen Museums.
Biografie
Bernd Lötsch wurde am 13. September 1941 in Wien als Sohn einer Dolmetscherin und des Dokumentarfilmers Bruno Lötsch geboren. Nach der Matura studierte er Biologie und Chemie an der Universität Wien und beschäftigte sich mit wissenschaftlicher Kinematographie. 1970 promovierte er mit einer Dissertation zu "Untersuchungen zum pflanzlichen Oxalsäure- und Mineralstoffwechsel". Bei seinem Vater lernte er das Handwerk des Filmemachens. Er produzierte wissenschaftliche Filme und Unterrichtsmedien – zum Beispiel "Stadtökologie für Wüstenregionen" und "Ökologie und Umweltschutz – Argumente in Bildern" – und konnte so beide Fachgebiete verbinden.
Lötsch arbeitete von 1966 bis 1973 als Universitätsassistent am Pflanzenphysiologischen Institut der Universität Wien. 1973 habilitierte er sich zum Thema "Photosynthese. Didaktische Konzeption und Detailplanung für ein audio-visuelles Großprojekt" an der Universität Salzburg. Von 1973 bis 1994 leitete Lötsch das Institut für Umweltwissenschaft, das zunächst an der Ludwig Boltzmann-Gesellschaft (Wien), später an der Akademie der Wissenschaften (Wien) angesiedelt war. Als Lehrbeauftragter für Humanökologie war er ab 1981 an der Universität Wien tätig, ab 1986 als Universitätsprofessor an der Universität Salzburg. Von 1994 bis 2009 fungierte Bernd Lötsch als Generaldirektor beziehungsweise Geschäftsführer des Naturhistorischen Museums Wien. Erst während seiner Amtszeit wurde das ganze Haus elektrifiziert und damit auch die Schauräume, die bisher vom Tageslicht abhängig waren, ganztägig nutzbar.
Neben seinen beruflichen Funktionen engagiert sich Lötsch seit 1969 in verschiedensten Bereichen für Umwelt- und Naturschutz. "Er machte den Umweltschutz salonfähig", betitelte Conrad Seidl ein Porträt des umtriebigen Biologen in der Tageszeitung "Der Standard". Ab 1974 arbeitete Lötsch häufig mit Konrad Lorenz in Umweltfragen zusammen, daneben war er wissenschaftlicher Berater des WWF, des Österreichischen Naturschutzbundes und des Österreichischen Roten Kreuzes.
Lötsch warnte seit 1980 vor der Zerstörung der Hainburger Au, war an der Besetzung beteiligt und setzte sich für das Konrad-Lorenz-Volksbegehren ein. Bei der legendären "Pressekonferenz der Tiere" am 7. Mai 1984 im Presseclub Concordia trat er als Purpurreiher auf. 1985 wurde er Leiter des Arbeitskreises "Nationalpark" der Ökologiekommission der Österreichischen Bundesregierung, die Bundeskanzler Fred Sinowatz nach der Hainburg-Besetzung eingesetzt hatte. Er war als Juror des "Konrad Lorenz-Staatspreises für Natur- und Umweltschutz" tätig, der von 1981 bis 2005 von der jeweiligen Umweltministerin beziehungsweise dem Umweltminister vergeben wurde.
1986 wurde er Präsident der Nationalparkplanung Donau-Auen, in dieser Funktion konnte er 1989 den erfolgreichen Schutzkauf der nationalparkwürdigen Südufer-Auen bei Regelsbrunn durchführen. Danach trat er als Initiator der Großkampagne "Natur freikaufen" in der Öffentlichkeit auf: Bei dieser Aktion kauft der Naturschutzbund mit Spendengeldern wertvolle Naturflächen an und schützt so bedrohte Tier- und Pflanzenarten vor der Ausrottung. Bis heute setzt sich Lötsch gegen die Zerstörung von Flusslandschaften durch Wasserkraft ein. Von 1994 bis 2009 war er Generaldirektor des Naturhistorischen Museums.
Literatur
- Bernd Lötsch feiert 70. Geburtstag. In: orf.at, 13.09.2011 [Stand: 14.07.2020]
- NHM-Chef Lötsch: "15 Jahre sind genug". In: orf.at, 05.08.2009 [Stand: 14.07.2020]
- Ehrungen für Univ.-Prof Bernd Lötsch und Univ-Doz. Peter Weish. In: Rathauskorrespondenz, 09.03.2006 [Stand: 14.07.2020]
- Conrad Seidl: Er machte den Umweltschutz salonfähig. In: Der Standard, 25.03.1994
- Naturschutzbund: Österreichischer Naturschutzpreis [Stand: 14.07.2020]
Bernd Lötsch im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.