Bernhard von Rohr
Bernhard von Rohr, * 1418 Burg Leonstein bei Grünberg an der Steyr, † 1487, Administrator des Bistums Wien.
Biografie
Bernhard von Rohr wurde 1418 auf dem Familiensitz der Herren von Rohr, der Burg Leonstein bei Grünberg an der Steyr, geboren. Er schlug eine geistliche Laufbahn ein, studierte an der Universität Wien und wurde 1448 ins Salzburger Domkapitel aufgenommen. Ab 1462 war er Spitalmeister und erhielt die lukrative Stelle als Stadtpfarrer von Salzburg.
Vier Jahre später wurde er nach dem Tod von Kardinal Burkhard von Weißpriach (ca. 1420-1466, 1462-1466 Erzbischof von Salzburg) vom Salzburger Domkapitel einstimmig zum Salzburger Erzbischof gewählt (25. Februar 1466). Papst Paul II. bestätigte ihn in diesem Amt am 21. April 1466. Nach dem festlichen Einzug in die Stadt Salzburg und der Übereignung von Reichslehen und Regalien durch Kaiser Friedrich III., erhielt Bernhard von Rohr am 15. Juni 1466 die Bischofsweihe. Rohr unternahm Initiativen zur Verbesserung der finanziellen Situation des Bistums und schuf eine geordnete Verwaltung. Während seiner Amtszeit war er mit Osmaneneinfällen, Adelsstreitigkeiten und autonom agierenden Bauernheeren konfrontiert.
Probleme bereiteten Erzbischof Bernhard von Rohr die Kirchenpolitik Friedrichs III., welcher die kaiserlichen Rechte bei der Ernennung und Besetzung von Bistümern (oft mit Hilfe des Papstes) innerhalb seiner Metropolie stärkte und die Privilegien des Salzburger Erzbischofs dabei ignorierte.
Auf dem Landtag zu Graz im Jahre 1478 ersuchte Kaiser Friedrich III. ihn, gegen das Angebot einer großen Entschädigung, die Erzbischofswürde zurückzulegen. Dieses sollte sein Verbündeter, Johann Beckenschlager, zu dieser Zeit Administrator des Bistums Wien, als Dank für seine Verdienste als kaiserlicher Berater, Diplomat und Geldgeber, erhalten. Erzbischof Bernhard von Rohr erklärte sich anfänglich bereit, doch das Salzburger Domkapitel und die Landstände sprachen sich dagegen aus. Allmählich nahm auch Bernhard von Rohr von seiner Zusage Abstand, sodass der Kaiser Salzburg mit einer Handelssperre belegte. Daraufhin stellte sich der Johann Beckenschlager auf die Seite von Matthias Corvinus, welcher Salzburg unter seinen Schutz stellte und dafür als Gegenleistung Besitzungen des Erzstiftes Salzburg in der Steiermark und in Kärnten bekam. Aus den daraus resultierenden militärischen Auseinandersetzungen ging der Kaiser als Sieger hervor. Zusammen mit dem Druck durch das nach wie vor herrschende wirtschaftliche Embargo wurde die Salzburger Bürgerschaft auf die Seite des Kaisers gezogen.
Bernhard von Rohr verzichtete schließlich am 29. November 1481 auf die Regierung im Salzburger Erzstift, und nahm den vom Kaiser vorgeschlagenen Johann Beckenschlager zum Koadjutor und Administrator. Bernhard von Rohr durfte seinen Titel als Erzbischof behalten und bekam als Ausgleich Besitzungen und die Zusicherung einer jährlichen Pension durch das Salzburger Erzstift. Das Salzburger Domkapitel stimmte zwei Monate später zu. Von 1482 bis 1487 war er Administrator des Bistums Wien.
Um dem Salzburger Erzstift einen Teil der hohen Pensionszahlungen zu ersparen, willigte Bernhard von Rohr in den Vorschlag seines Koadjutors ein, die Stelle als Administrator von Wien zu übernehmen. Innozenz VIII. stimmte dieser Vereinbarung am 20. Dezember 1484 zu. Nach der Einnahme Wiens durch Matthias Corvinus wurde Bernhard von Rohr vertrieben und Urban Dóczi zum Wiener Administrator bestellt.
Rohr, der seinen Lebensabend auf Burg Tittmoning in Bayern verbrachte, starb am 21. März 1487, wurde nach Salzburg überführt und im Salzburger Dom beigesetzt.
Literatur
- Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl, 1983
- Franz Ortner: Bernhard von Rohr. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon, Band 2: 1448 bis 1648. Hg. von Erwin Gatz / Clemens Brodkorb. Berlin: Duncker & Humblot 1996, S. 590-592