Dommayers Casino (Hietzing; 13, Hietzinger Hauptstraße 12, später 10-14). 1787 war im Garten gegenüber dem Schönbrunner Kaiserstöckel (heute Postamt) beziehungsweise gegenüber der Hietzinger Kirche von einem Kellner namens Dick ein Kaffeehaus erbaut worden, das sich als Jausenstation der Wiener großen Zuspruchs erfreute. 1815 erhielt das Lokal eine Stellwagenverbindung mit der Stadt (Endstation war das Gemeindewirtshaus neben der Kirche), ab 1817 verkehrte der "Hietzinger Gesellschaftswagen". 1817 kaufte der Hietzinger Hahnwirt Reiter das Geschäft samt Realität und errichtete nach Vergrößerung der Lokalität auch eine Gastwirtschaft. 1823 übergab Reiter den Besitz seinem Schwiegersohn Ferdinand Dommayer, der damals 23 Jahre alt und von Beruf Kammmacher war. Bis 1832 brachte Dommayer die benachbarten kleinen Häuser an sich, ließ sie niederreißen und vom Liechtenstein'schen Baudirektor Josef Leistler den nach damaligen Begriffen prachtvollen Bau eines Kasinos ("Dommayers Casino") mit einem großen Ballsaal aufführen. Am 24. Juni 1833 wurde es unter Beteiligung der vornehmen Wiener Gesellschaft eröffnet. Am 28. Juni 1834 brachte Bäuerles "Theater-Zeitung" einen ausführlichen Bericht. Wie geschaffen für intime wienerische Feste, arrangierten hier die Tanzmeister Schwott und Rabensteiner die berühmten "Millefleursbälle", die Rosenfeste sowie Lanners Subskriptionsbälle und echten Wiener Reunionen. Eine besondere Attraktion des Faschings waren die "Täuberlbälle". In Dommayers Casino erklangen erstmalig die "Loreleyklänge" von Johann Strauß (Vater) und Lanners Walzer "Die Schönbrunner". Hier dirigierte Lanner am 22. März 1843 zum letzten Mal († 14. April 1843). Am 15. Oktober 1844 debütierte hier Johann Strauß (Sohn) mit seiner neu zusammengestellten Kapelle, dirigierte seinen ersten großen Walzer ("Die Gunstwerber") und verzeichnete einen durchschlagenden Erfolg. Nach dem Tod Dommayers (1858) und dem seiner Witwe übernahm der Sohn Franz († 1900) das Geschäft. Er war mit der Tochter des berühmten "Sperlwirts" Scherzer verheiratet. Die 1869 gegründete "Wiener Allgemeine Omnibus-Aktiengesellschaft" führte unter anderem auch eine Linie nach Hietzing. 1899 ging der Dommayersche Besitz an den stadtbekannten "Restaurateur" Paul Hopfner über, der die beabsichtigte Parzellierung der Grundstücke hintanhielt und nach einer Möglichkeit suchte, eine repräsentative Gestaltung des Platzes zu sichern. Nachdem er zunächst das Kasino weitergeführt hatte, ließ er 1907 das alte Gebäude demolieren und unter Verwendung eines großen Teils des ehemaligen Dommayerschen Gartens und unter Einbeziehung des angrenzenden Grundstücks Nummer 10, auf dem ein einstöckiges Haus mit Mansardendach stand, das imposante Schönbrunner Parkhotel errichten. Die Abschiedsfeier vom alten Dommayer Casion fand am 3. Februar 1907 statt.
Literatur
- Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Band 1. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 313 ff.
- Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Band 2. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 75 f.
- Felix Czeike: XIII. Hietzing. Mit ausführlicher Beschreibung, Karten- und Grundrißskizzen von Schönbrunn. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 13), S. 181 f.
- Hermine Cloeter: Zwischen Gestern und Heute. 1912, S. 28 ff.
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Hietzing. Ein Bezirk im Grünen. Wien: Mohl 1977, S. 152 ff.
- Reischl: Biedermeierzeit, S. 50 ff.
- Josef Bergauer: Das klingende Wien. Erinnerungsstätten berühmter Tondichter. Wien: Günther 1946, S. 129 f.
- Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 512
- Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Band 8. Wien, S. 47, 50 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 350