Hietzinger Hauptstraße

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Häuser in der Hietzinger Hauptstraße (um 1950), Blick von Ober-St.-Veit bergabwärts
Daten zum Objekt
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48° 11' 14.24" N, 16° 18' 11.23" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Hietzinger Hauptstraße 1 mit dem Café Gröpl, 1936
Hietzinger Hauptstraße 1, Café Gröpl, 1936

Die Hietzinger Hauptstraße im 13. Bezirk verbindet die ehemaligen Wiener Vororte Hietzing, Unter- und Ober-St.-Veit, die 1890/1892 nach Wien (siehe Stadterweiterung) eingemeindet worden waren. Der Name wurde vom Stadtrat mit 10. Juli 1894 zur Wahrung des Vorortnamens Hietzing beschlossen. Vorher hieß die Straße im Vorort Hietzing einfach Hauptstraße, die Verbindung nach Ober-St.-Veit St.-Veit-Gasse und in Ober-St.-Veit in Erinnerung an die einstige Schlossherrin Maria-Theresien-Gasse. Die Schönbrunner Schloßstraße vor dem Schloss Schönbrunn hieß ursprünglich ebenfalls Hietzinger Hauptstraße.

Bautätigkeit

Entlang der Hietzinger Hauptstraße entstand nach dem Zusammenwachsen der Vororte eine Reihe von Gründerzeitvillen repräsentativen Charakters. Zwischen 1900 und 1910 wurden an beiden Straßenseiten der Hietzinger Hauptstraße mehrgeschoßige Mietshäuser errichtet. Sie bilden bis heute einen zum großen Teil geschlossenen Zeilenverbau. Zwischen Mantlergasse und Testarellogasse Ecke Schrutkagasse erfolgte stadtauswärts auf der linken Seite der Hietzinger Hauptstraße eine lückenlose Verbauung. Auf der rechten Seite besteht von Hausnummer 118 bis Hausnummer 124 eine Reihe von frei stehenden Bauten. In der Hietzinger Hauptstraße 114 starb der Maler Egon Schiele (Gedenktafel). Sein Atelier, in dem er zwischen 1912 und 1918 arbeitete, befand sich im letzten Stock des gegenüberliegenden Hauses in der Hietzinger Hauptstraße 101. Anhand von Bildern und Erinnerungsstücken wird im Bezirksmuseum Hietzing an den berühmten Maler erinnert.

Die ursprünglich als Mietobjekte errichteten Häuser weisen in der Regel vier Geschoße auf. Sie sind zumeist mit großzügig dimensionierten Wohnungen ausgestattet. Im Souterrain wurden neben den üblichen Kellerräumen häufig auch Geschäftslokale eingeplant. Die Straßenfassaden weisen historische und teilweise secessionistische Details auf. Sie entsprechen in ihrer aufwendigen Gestaltung zumeist den inneren Gebäudestrukturen. Der Straßenzug wird von lebendig gestalteten Hauswänden begrenzt. Die noch vorhandene durchgehende Allee trägt zum gehobenen Charakter dieses Bereiches der Hietzinger Hauptstraße bei.

Verkehrsmittel

Die Hietzinger Hauptstraße wurde von der Kennedybrücke, U-Bahn-Station Hietzing, bis zur Kreuzung mit der Verbindungsbahn zwischen West- und Südbahn von der Straßenbahnlinie 58 befahren; am 2. September 2017 übernahm die Linie 10, die bis dahin bei der Kennedybrücke ihre südliche Endstation hatte, diesen Streckenabschnitt. (Die Linie 58, die seit 1907 hier verkehrte, wurde eingestellt.) Bis zur Abzweigung der Lainzer Straße beim Anna-Strauss-Platz (Dommayergasse) wird die Hietzinger Hauptstraße auch von der Linie 60 befahren, die am 2. September 2017 von der Linie 58 den Streckenabschnitt von der Kennedybrücke zum Westbahnhof übernahm.

Von der Eisenbahnkreuzung bis zu ihrem westlichen Ende in Ober-St.-Veit wird die Straße von städtischen Autobuslinien befahren. Bis 1958 bestand auch auf diesem Abschnitt Dampftramway-, dann Straßenbahnbetrieb, und zwar aus Richtung Stadtzentrum bis zur Costenoblegasse zweigleisig in einer Seitenfahrbahn, von dort bergwärts eingleisig bis zum Ende der Straße bei der Firmiangasse und beim Wolfrathplatz (dort Ausweiche zum Umkuppeln).

Gebäude

  • Nummer 1 (Am Platz 5-6): Ehemaliges Restaurant "Zum weißen Engel" (zugleich Ortsgericht); hier spielte 1832 Josef Lanner erstmals in Hietzing. Der heutige Bau wurde 1905 nach Plänen des Architekten Friedrich Krombholz errichtet. In diesem Gebäude richtete 1936 der Architekt Carl Witzmann das Café Gröpl ein.
  • Nummer 1a: Kaiserstöckel; Maria Theresia ließ das Wohngebäude für ihren Leibarzt Gerhard Freiherr van Swieten errichten; hier wohnte Otto von Bismarck bei einem Besuch bei Kaiser Franz Joseph I.; heute Postfiliale 1130 Wien.
  • Nummer 3: Zweiganstalt Hietzing des Dorotheums.
  • Nummer 6: Haus Weidman.
  • Nummer 10-14: Hübners Parkhotel Schönbrunn, erbaut 1907 als "Hopfners Parkhotel Schönbrunn" (Nummer 14: Gedenktafel für Thomas Alva Edison, der hier 1911 wohnte [enthüllt 18. November 1951]); zuvor stand hier Dommayers Casino.
  • Auf Nummer 14 stand seinerzeit das Schulhaus auf der Gartenparzelle.
  • Auf Nummer 16 (zum Hotel gehörend) stand bis 1945 (Bombentreffer) ein einstöckiges Biedermeierhaus.
  • Nummer 19 (Lainzer Straße 1, Altgasse 22): Hier stand ein um 1830 erbautes einstöckiges Gasthaus, später eine Bankfiliale.
  • Nummer 21: Im anstelle einer ebenerdigen Bankfiliale im späten 20. Jahrhundert erbauten Bürohaus Ecke Lainzer Straße 2 befindet sich als Ecklokal das Restaurant "Mario" der Familie Plachutta, genau gegenüber dem Restaurant Plachutta auf Nr. 32.
  • Nummer 22: Einkaufszentrum "Ekazent Hietzing" (mit Bankfiliale, Hotel garni Ekazent, Restaurant und Cafe Eibenhof), errichtet 1965 nach Plänen von Traude und Wolfgang Windbrechtinger; ornamentales Kolossalgraffito an der Fassade, im Hof moderner Brunnen (später entfernt) und naturgeschützte Eibe. Zuvor stand hier 1883-1945 das Hotel Hietzinger Hof (Umbau 1900, Zerstörung durch Bombentreffer). Das Ekazent ist auch von der Eduard-Klein-Gasse beim Amtshaus Hietzing aus zugänglich; dort Tiefgaragenein- und -ausfahrt. Ab 1911 befand sich hier das Hietzinger Parkkino.
  • Nummer 24: Apotheke "Zum Auge Gottes", gegründet 1803 (älteste Apotheke Hietzings; es ist nicht feststellbar, ob die Apotheke von Anfang an in diesem Haus eingerichtet war).
  • Nummer 28: einstöckiges Biedermeierhaus mit Flachgiebel und Balkon (sogenanntes Strumpfbandlhaus); es wurde erzählt, dass sich während eines Spaziergangs der Kaiserin Karolina Augusta, der vierten Gattin Franz' I., eines ihrer Strumpfbänder gelockert habe, sie in den Hausflur geflüchtet sei und ihr hier eine Kammerzofe das Strumpfband wieder befestigt habe.
  • Nummer 30-32 (Auhofstraße 1; Nummer 34 ehemaliger Gasthausgarten, heute Bürohaus und Parkplatz): Restaurant Plachutta mit Schanigarten, früher Ottakringer Bräu (erbaut 1902 von Moritz von Kuffner, dem Inhaber der Ottakringer Brauerei); zuvor stand hier das Gasthaus "Zum schwarzen Hahn" (Gedenktafel; "geschildet 1743"), ein ebenerdiges Gebäude, vor dem (1835) die Stellwagen nach Wien (Stock-im-Eisen-Platz) ihren Standplatz hatten. Der noch um 1970 betriebene Festsaal des Restaurants ist heute Supermarktfiliale. (Siehe auch Nr. 21.)
  • Nummer 38-40 (Auhofstraße 13-15): Hier stand die Villa Braunschweig des 1866 entthronten Königs Georg V. von Hannover (1819-1878). Ursprünglich stand auf Nummer 40 die Hügelvilla. 1912-1914 Bau der so genannten "Wustl-Villa", entworfen von Robert Oerley.
  • Nummer 42b: Wohnhaus von Hubert Marischka.
  • Nummer 56: Eigentumswohnhausanlage; Skulptur "Flötenspielerin" von Ernst Wenzelis (1960).
  • Nummer 80: Postfiliale 1132 Wien. Anfang 20. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre Wohnsitz von Prinzessin Elisabeth Marie Auguste von Bayern, Tochter von Erzherzogin Gisela und Enkelin von Kaiser Franz Joseph I., seit 1893 mit Otto Seefried auf Buttenheim verheiratet; der alte Kaiser besuchte seine Enkelin hier regelmäßig. Otto Seefried war zuletzt in der Ausgabe 1933 von Lehmann's Wiener Adressbuch hier verzeichnet.
  • Nummer 88: Ehemaliges Stationsgebäude der Dampftramwaystrecke nach Ober-St.-Veit.
  • Nach Nummer 88: Kreuzung mit der Verbindungsbahn zwischen West- und Südbahn; heute S-Bahn-Verkehr. Bis 1958 kreuzten Straßenbahngleise nach Ober-St.-Veit die Bahngleise.
  • Nummer 101: Von November 1912 bis zum Sommer 1918 vorletztes Atelier von Egon Schiele, das er mit seiner Geliebten bis 1915, Wally Neuzil, bewohnte.
  • Nummer 106: Wohn- und Geschäftshaus, bildet mit dem angrenzenden Haus Nr. 108 eine Einheit. Wie die Häuser Nr. 104 und Nr. 110 wurden auch diese vom Architekten Heinrich Marek geplant und erbaut (von 1910 bis 1911). Die identischen Fassaden zeigen eine charakteristische Betonung der Mitte. Im ersten und zweiten Obergeschoß sind paarweise vorgewölbte Erker angesetzt. Die Attika ist geschwungen. Die Dekoration wird durch den Wechsel von glatten und rauen Mauerflächen sowie durch zum Teil an Rokoko erinnernde Reliefs gebildet. Das Nachbarhaus Nr. 110 weist eine mehr dem Sezessionismus verpflichtete Fassadengestaltung auf.
  • Nummer 114: Sterbehaus von Egon Schiele; er verstarb am 31. Oktober 1918 in der Wohnung der Familie von Edith Harms, die er 1915 geheiratet hatte. Nr. 114 liegt genau gegenüber von Nr. 101.
  • Nummer 115: Wohnhaus, 1908 erbaut vom damaligen Besitzer, dem Stadtbaumeister Ferdinand Schindler. Über dem zentral gesetzten Eingang steht die Inschrift "Mein Häuserl". Die siebenachsige symmetrische Fassade wird durch die gebänderte und etwas vorgesetzte Mittelachse akzentuiert. In Felder gelegte Motive von Kränzen und Ranken in Form eines Reliefs sind die wesentlichen Schmuckelemente der eher schlicht gehaltenen Straßenseite; die aus den Querachsen gerückten Fenster zum Stiegenhaus lösen den strengen Raster der Fassaden auf. Hierzu tragen auch das Bogenfeld über dem Eingang sowie die gekurvte Umrahmung des darüber liegenden Fensters bei. Pro Stockwerk gibt es zwei Wohnungen mit etwa 85 beziehungsweise 90 Quadratmeter Wohnfläche.
  • Nummer 119 und 121, Ecke Schrutkagasse: Ehemaliger Standort der Waggonfabrik Rohrbacher, die Gleisanschluss an die Dampftramway beziehungsweise die Straßenbahnlinie (1)58 hatte.
  • Nummer 126: Wohnhaus, errichtet 1906 nach Plänen von Hans und Theodor Mayer.
  • Nummer 141: Ober-St.-Veiter Kasino (Gedenktafel, enthüllt 1953, zur Erinnerung daran, dass im Kasino am 18. oder 19. März 1893 erstmals der "Deutschmeistermarsch" von Wilhelm August Jurek erklungen ist).
  • Nummer 142, 142A und 144: Die drei nebeneinander stehenden Häuser wurden 1937 mit Unterstützung des Kleinwohnungshausförderungsgesetzes errichtet
Hietzinger Hauptstraße 126 (1907)

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Literatur

  • Felix Czeike: XIII. Hietzing. Mit ausführlicher Beschreibung, Karten- und Grundrißskizzen von Schönbrunn. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 13), S. 18 ff.
  • Robert Messner: Die Wieden im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 7), S. 297 ff.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017

Weblinks