Apotheke

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Hoher Markt mit Apotheke "Zum roten Krebs" (1854)
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Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Medizin, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 27.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
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BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Hoher Markt mit Apotheke "Zum roten Krebs" (1854)

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Der Begriff Apotheke beschreibt einen Ort, an dem Medizinprodukte und Arzneien verkauft werden.

Während des Verfalls der antiken Kultur übernahmen zunächst Ordensleute aus christlicher Nächstenliebe die Ausübung der Heilkunde und der Arzneiversorgung. Bald gab es in den Klöstern neben dem Krankenzimmer und dem Kräutergarten auch eine Apotheke (worunter man zunächst nichts anderes verstand als einen "Lagerraum für Heilmittel"). Die sich in den Klöstern entwickelnde Trennung zwischen Ärzten und Apothekern wurde im weltlichen Bereich seit dem zwölften Jahrhundert vollzogen, als die Ärzte an Hohen Schulen ausgebildet wurden. In der Neuzeit betätigten sich vor allem jene Orden auf dem Gebiet der Pharmazie, die sich der Krankenpflege verschrieben (in Wien seit 1624 die Barmherzigen Brüder [Apotheke "Zum Granatapfel"], die Elisabethinen [Kloster seit 1715], seit 1741 die Ursulinen und andere), doch führten auch das Bürgerspital (Bürgerspitalapotheke "Zum heiligen Geist") und einige Spitäler Apotheken (ursprünglich Hausapotheken, manche später mit Öffentlichkeitsrecht).

Die Residenz erforderte im Mittelalter sehr bald öffentliche (bürgerliche) Apotheken, über deren Anfänge wir allerdings nur unvollkommen unterrichtet sind; seit dem frühen 14. Jahrhundert werden in verschiedenen Quellen (anfangs nur Urkunden, seit dem 15. Jahrhundert auch Grundbücher und Akten) Namen von Apothekern und fallweise Apothekenschilder genannt, doch kann man lange Zeit keine topographische Lokalisierung vornehmen. Als sicher kann jedoch gelten, dass sich die meisten Apotheken ursprünglich im Bereich Graben-Rossmarkt-Stephansplatz-Rotenturmstraße ansiedelten (mittelalterliches "Apothekenviertel"); man unterschied anfangs zwischen radizierten Realkonzessionen und Realkonzessionen (beide verkäuflich) und erst in neuerer Zeit zwischen verkäuflichen Konzessionen und so genannten Personalkonzessionen. 1404 kommt das Apothekenwesen erstmals in den Dekanatsakten der medizinischen Fakultät zur Sprache. 1405 wird erstmals eine Apothekenordnung zur Diskussion gestellt, deren Inhalt jedoch vom Stadtrat nicht diskutiert wird (Visitationspflicht, ärztliche Rezeptur, Taxierung der Medikamente, vorgeschriebene Praxis für Apotheker, Verbot der Ausübung einer ärztlichen Praxis, Ausübung des Berufs nur mit Bewilligung der medizinischen Fakultät); erst aus dem Jahr 1465 ist der nächste Entwurf einer Wiener Apothekerordnung bekannt. 1564 wurde die Zahl der Apotheken in Wien mit zehn festgelegt, später (bis 1782) mit elf.

Erst nach der Aufhebung des Apothekergremiums durch Joseph II. (1782) stand es jedem Pharmazeuten frei, nach vorheriger Überprüfung durch die medizinische Fakultät eine Apotheke zu eröffnen; dies führte zur Gründung von elf neuen Apotheken in der Stadt und 13 in den Vorstädten. 1837 bestanden in der Stadt 17 und in den Vorstädten 24 Apotheken (dazu in Niederösterreich 57). In der Umgebung von Wien entstanden Apotheken neben den Vororten (die ältesten in Neulerchenfeld 1777, Unterdöbling 1817 und Hietzing 1822), in Mödling (1798), Groß-Enzersdorf (1821), Himberg (1831) und Perchtoldsdorf (1834). Nach dem Ersten Weltkrieg bestanden in Wien 208 öffentliche Apotheken (in Niederösterreich 131), am 31. Dezember 1990 256 öffentliche Apotheken (in Niederösterreich 163).

Apotheken in Wien

Innere Stadt

In der Stadt (heutiger erster Bezirk) bestanden im ausgehenden Mittelalter die Apotheken:

Später kamen die Apotheken:

Innenbezirke

In den Vorstädten wurden Apotheken erst ab dem 17. Jahrhundert gegründet. Die ältesten Apotheken in den Vorstädten (heutige Bezirke zwei bis neun, in chronologischer Abfolge [Gründung beziehungsweise Eröffnung vor 1850]; bemerkenswert die Zahl der Neugründungen nach Aufhebung des Apothekergremiums 1782):

Außenbezirke

In den Vororten außerhalb des Linienwalls (heutige Bezirke zehn bis 19) wurde die Eröffnung von Apotheken erst relativ spät genehmigt; Neulerchenfeld (1777), Hietzing (1803), Unterdöbling (1817), Braunhirschengrund (1822), Meidling (vor 1835), Hernals (1840), Simmering (1843) und Fünfhaus (1847) besaßen am Ende des Vormärz bereits eigene Apotheken. Nach (heutigen) Bezirken geordnet fällt die älteste vor (oder knapp nach) der Eingemeindung der damaligen Ortsgemeinden genehmigte Apothekergründung in folgende Jahre:

Jenseits der Donau entstanden die ältesten Apotheken in Floridsdorf (1852), Jedlesee (1874), Donaufeld (1892), Großjedlersdorf (1900), Kagran (1901), Stadlau (1903) und Leopoldau (1915).

Nicht mehr bestehende Apotheken

Einrichtung der Apotheken

Das Kernstück des Betriebs ist der Raum für die Herstellung und Abgabe der Arzneien, die so genannten Offizien (mit dem Rezepturtisch in der Mitte, auf dem die Apothekerwaage und Kleingeräte stehen, die für die Rezepturarbeiten erforderlich sind); an den Wänden standen Arzneischränke, im unteren Teil mit Schubladen unterschiedlicher Größe versehen, darüber mit ursprünglich teils offenen, teils mit Glastüren verschlossenen Regalen (in ihnen, nach Größe und Alphabet geordnet, Flaschen und sonstige Behältnisse aus Glas, Fayence, Zinn oder Holz). Zu den Nebenräumen zählten die Materialkammer (für größere Vorräte) und ein Laboratorium (ausgestattet mit Herd, Destillierapparat, Mörsern, Schneidbrettern, Sieben, Tinkturenpresse und anderem); außerdem gehörten zur Einrichtung Kräuterboden und Arzneikeller. Seit dem 16. Jahrhundert ist der jeweils gültige Arzneischatz in den amtlichen Arzneibüchern (Pharmakopöen, Dispensatorien) festgelegt, welche die zusammengesetzten Arzneien nach Art und Menge ihrer Bestandteile angeben und später auch die einfachen Arzneistoffe nach Herkunft und Eigenschaft beschreiben, wogegen die Preise fallweise in gedruckten Verzeichnissen der Arzneipreise in den Wiener Apotheken verlautbart wurden; Wiener Taxen kennen wir aus den Jahren 1443, 1452, 1457 und 1459. Seit dem 18. Jahrhundert wurde bei Neugründungen nicht selten die Bedingung gestellt, dass an bestimmte Berufsgruppen (etwa Hofbeamte) oder soziale Schichten der Bevölkerung ("Arme") die Arzneien unter der Taxe abgegeben werden mussten. 1729 erschien erstmals das Dispensatorium Pharmaceuticum Austriaco-Viennense, das bis 1770 einige Male erneuert wurde (in diesem Jahr enthält es 1.618 Präparate und Composita). Die Wiener Arzneitaxe von 1744 zählt 884 einfache Arzneimittel auf; die meisten stammten aus den Bereichen der Kräuter (herba), Blüten (flores), Blätter (folia), Früchte (fructus), Samen (semen), Rinden (cortex) und Wurzeln (radix). Am Ende des 18. Jahrhunderts setzte eine radikale Vereinfachung des Arzneischatzes ein, der nun viele anorganische Chemikalien, seit 1830 auch die Alkaloide Morphin und Chinin und später auch synthetisch-organische Verbindungen umfasste, die ältere Medikamente verdrängten.

Siehe auch: Apotheker, Apothekergremium, Österreichische Apothekerkammer, Apothekerordnung, Pharmakopöen.

Literatur

  • Ignaz Schwarz: Geschichte des Wiener Apothekerwesens im Mittelalter. In: Geschichte der Apotheken und des Apothekerwesens in Wien von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Hg. vom Wiener Apotheker-Hauptgremium. Band 1. Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums 1917
  • Leopold Hochberger / Josef Noggler: Geschichte der Wiener Apotheken. In: Geschichte der Apotheken und des Apothekerwesens in Wien von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Hg. vom Wiener Apotheker-Hauptgremium. Band 2. Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums 1919
  • Geschichte des Wiener Apotheker-Hauptgremiums. In: Geschichte der Apotheken und des Apothekerwesens in Wien von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Hg. vom Wiener Apotheker-Hauptgremium. Band 3/1. Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums 1930
  • Österreichische Apotheker-Zeitung
  • Felix Czeike: Beiträge zur Geschichte verschiedener Apotheken. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien (alle Hefte seit 1972)
  • Felix Czeike: Die Wiener Gremialvorsteher. In: Österreichische Apotheker-Zeitung (ÖAZ) 16 (1962), S. 737 ff.
  • Österreichische Apotheker-Zeitung (ÖAZ) 17 (1963), S. 135 ff., 229 ff.
  • Österreichische Apotheker-Zeitung (ÖAZ) 18 (1964), S. 38 ff., 117 ff., 423 ff., 778 ff.
  • Felix Czeike: Regesten zu den Gremialakten (Manuskript Wiener Stadt- und Landesarchiv)
  • Regesten zu den Akten der Gehaltskasse des Apothekergremiums (Manuskript Wiener Stadt- und Landesarchiv)
  • A. Lutz: In: Österreichische Apotheker-Zeitung (ÖAZ) 17 (1963), S. 333 (Taxe 1452)
  • Karl Artner [u.a.]: Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 224
  • Spezielle Literatur bei den Stichwörtern der einzelnen Apotheken