Stephansplatz
48° 12' 29.18" N, 16° 22' 22.49" E zur Karte im Wien Kulturgut
Stephansplatz (1.), Platz rund um den Stephansdom.
Bis Ende des 18. Jahrhunderts lagen hier der Stephansfreithof (erwähnt 1255), die Maria-Magdalena-Kapelle (Virgilkapelle) und verschiedene Gebäude. Der Platz wird heute unter anderem vom ehemaligen Pfarrhof (1., Stephansplatz 7; später Bischofshof, seit 1723 Erzbischöflichen Palais), dem Churhaus (1., Stephansplatz 3-3a) und dem Domherrenhof (1., Stephansplatz 5) begrenzt.
St. Stephan und der Friedhof waren von Häusern umgeben (deren Grenzlinien an drei Seiten [heutige Nummer 3-7] unverändert geblieben sind) und durch vier Tore abschließbar; nur die schon im 15. Jahrhundert zwischen der (unverändert romanisch verbliebenen, jedoch durch gotische Seitenkapellen verbreiterten) Westfassade und der als Brandstatt nachweisbaren Häuserzeile wurde (nachdem der Heiltumstuhl bereits 1700 demoliert worden war) 1792-1803 abgebrochen. Von Norden nach Süden waren dies: das Mesnerhaus (durch das Mesnertor mit dem Pfarrhof verbunden), der Heilthumstuhl (mit dem westlich liegenden Gebäude; heute vor 1., Stephansplatz 8A; verbunden), das Barleiherhaus (abgebrochen 1792), Kirchenschließerhaus (1792 abgebrochen) und die Domkantorei (abgebrochen 1803; zwischen den beiden letztgenannten Gebäuden stand das Zinnertor). Östlich der Domkantorei stand die Maria-Magdalena-Kapelle (1781 abgebrannt und die Baureste danach abgebrochen) mit dem darunterliegenden Neuen Karner (Virgilkapelle), östlich standen zwei Bürgerhäuser (Joachimsburgersches Haus [abgebrochen 1803] und Fruckenbergsches Haus [abgebrochen 1792]). Ab 1732 wurde der Stephansfreithof nicht mehr belegt und stattdessen die Beerdigungen am Neuen Stephansfreithof durchgeführt, 1783 wurden die Gräber geräumt, 1788-1792 die Friedhoftore abgetragen).
Die älteste Nennung als Stephansplatz findet sich interessanterweise bereits 1385 („auf sand Stephannsplacz"; Quellen 3/1, 106), allerdings nur für die dem Riesentor gegenüberliegenden Häuser (Nummer 8-10). Dem Bau des Churhauses (1738-1740) fielen das Gebäude der Bürgerschule zu St. Stephan, ein Bürgerhaus und die Steinhütte (Dombauhütte) zum Opfer, außerdem ein Teil des Raubergäßchens. Bevor Franz II. 1792, von seiner Krönungreise nach Frankfurt am Main zurückkehrend, in Wien einzog, beschlossen Magistrat und Innerer Rat der Stadt Wien, das Friedhofareal einer baulich Umgestaltung zu unterziehen; das Geld, das zum Aufbau von Triumphbögen und Ehrenpforten für den einziehenden Monarchen vorgesehen war, wurde über dessen Wunsch zur Regulierung des Platzes verwendet. Seit dieser Zeit führt dieser den Namen Stephansplatz. Durch die Demolierung der erwähnten Häuserzeile verlor der Stock-im-Eisen-Platz seine bauliche Trennung vom Stephansplatz; analog kam es zu einer solchen Entwicklung auch in Richtung Graben, als Ende der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts auch dort die beiden trennenden Häusergruppen (teils aus Verkehrsrücksichten, teils um den Blick auf den Stephansturm zu ermöglichen) abgerissen wurden. Der Stephansplatz ist (entgegen der in Wien üblichen Art der Numerierung von Plätzen) gegen den Uhrzeigersinn nummeriert.
Bis zum Bau der U-Bahn in den 1970-Jahren konnte der Stephansplatz von Autos befahren werden. Der U-Bahn-Bau verwandelte den Platz vor dem Dom für Jahre in eine riesige Baugrube. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten erfolgte 1977/1978 die Ausgestaltung zur FußgängerInnenzone.
Nachdem im Sommer 2016 die Erneuerung von Gas-, Strom- und Wasserrohren durchgeführt worden war, erfolgte am 13. März 2017 der Start zur Neugestaltung der Platzoberfläche. Die Oberfläche des Stephansplatzes wurde zwischen 13. März und 10. November 2017 generalsaniert. Der Baubereich umfasste den kompletten Stephansplatz inklusive der angrenzenden Einmündungen der Rotenturmstraße, der Brandstätte und der Schulerstraße sowie die komplette Churhausgasse. Die Straßenoberfläche des Stephansplatzes wurde dem Siegerkonzept von Architekt Clemens Kirsch entsprechend ausgeführt. So wurden die aus der Kärntner Straße bekannten großformatigen Waldviertler Granitplatten in verschiedenen Grautönen auch bei der Neugestaltung des Stephansplatzes eingesetzt. Das Verlegeprinzip der Steinplatten nennt sich "Römischer Verband". Diese traditionsreiche Verlegeart ist für offene Platzräume ideal, da keine Richtung bevorzugt wird. Für die Pflasterung der Oberfläche wurden 36.400 Granitplatten und Granitsteine (10.700 Quadratmeter, 14 Zentimeter stark) verwendet. Die wesentlichen gestalterischen Elemente umfassen auch eine neue Straßenbeleuchtung und neue Sitzgelegenheiten ohne Konsumationszwang.
Skelettfund während Sanierung
Am Stephansplatz wurde am 9. Mai 2017 ein Skelett entdeckt. Die vermutlich mehrere Jahrhunderte alten Überreste liegen über der unterirdischen Virgilkapelle beziehungsweise den Mauern der einstigen Maria-Magdalenen-Kapelle. Die verstorbene Person wurde vermutlich im Spätmittelalter beziehungsweise in der Frühen Neuzeit bestattet. Der Stephansplatz wurde zu dieser Zeit saniert und neu gepflastert. Auf das Grab ist man im Zuge von Oberflächenarbeiten gestoßen. Das Skelett lag nur rund 50 Zentimeter unter der Oberfläche. Es wurde geborgen und anthropologisch untersucht. Der Platz ist inzwischen oft aufgegraben worden - etwa für technische Einbauten oder beim Bau der U-Bahn.[1]
Siehe auch: Magistratsabteilung 28 - Straßenverwaltung und Straßenbau, Magistratsabteilung 53 - Kommunikation und Medien
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: Pfarre St. Stefan
Gebäude
- Nummer 2 (Stock-im-Eisen-Platz 1): Hier stand das Lazanskyhaus, an dessen Stelle das Haus „Zur Weltkugel" errichtet wurde (nach denkmalpflegerischer Restaurierung des im Zweiten Weltkrieg ausgebrannten Gebäudes Sitz der Stadtfiliale der damaligen Zentralsparkasse, heute Bank Austria).
- Nummer 3-3a: (Singerstraße 5): Churhaus; Gedenktafel für die Bürgerschule zu St. Stephan.
- Nummer 4: (Singerstraße 7, Churhausgasse 1, Blutgasse 4): Deutschordenshaus, Deutschordenskommende, Schatzkammer des Deutschen Ordens (1, Singerstraße 7).
- Nummer 5 (Schulerstraße 2, Blutgasse 2, Domgasse 2): Domherrenhof.
- Nummer 6 (Wollzeile 4): Zwettler Hof; Dom- und Diözesanmuseum.
- Nummer 7 (Rotenturmstraße 2, Wollzeile 2): Bischofshof (Erzbischöfliches Palais).
- Nummer 8-8a: ehemaliges Bauernfeindsches Haus; Cafe l'Europe (ab 1848 Treffpunkt der Fremden); Alte Feldapotheke; heute Kardinal-Innitzer-Hof.
- Nummer 9-10: ehemalige Rothbergers Warenhaus (damals Nummer 9-11).
Quellen
Literatur
- Bergauer: Klingendes Wien. S. 17 f., S. 26, S. 30, S. 69
- Walther Brauneis: Zur Topographie des Stephansplatzes. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 26 (1971), S. 161 ff.
- Albert von Camesina: Die Häuser am St. Stephansplatz. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Gerold 11 (1870), S. 255 ff.
- Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 181 ff.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 484 f.
- F. Juraschek: Alt-Wien 1 (1933), S. 80
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 54 ff.
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 95 f.
- Th. F. Meisels: Bummel durch Alt-Wien (1936), S. 19 ff.
- Robert Mucnjak: Führer durch Alt-Wien. Innere Stadt. Wien: Der Museumsverein Innere Stadt 1980 (Schriftenreihe des Bezirksmuseums, 3), S. 109 ff.
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22), S. 71 ff.
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 89
- Franz Schuster: Die Neugestaltung des Stephansplatzes in Wien. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Wien: Compress / Jugend & Volk 2 (1947), S. 235 ff.
- Die Regulierung des Stephansplatzes und des Grabens. In: Handbuch der Stadt Wien. Wien: Verlag für Jugend und Volk 77 (1963), S. 330 ff.
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 86 f.
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 87