Heiltumstuhl
48° 12' 32.19" N, 16° 22' 21.18" E zur Karte im Wien Kulturgut
Heiltumstuhl (1., Stephansplatz vor 8A, heute Straßengrund; auch Heiligtumstuhl).
Der Heiltumstuhl wurde zum Zweck der Reliquienweisung, also der festlichen Schaustellung der Reliquien, 1483 neben dem Stephansdom erbaut. Er ruhte auf einem großen Quadersteinbogen, der sich vom Mesnerhaus bis zu einem Haus auf der Brandstätte über die Straße spannte. In seinen Spitzbogenfenstern wurden jährlich in der Oktave der Kirchweihe und zu Ostern die wertvoll gefassten Reliquien des Stephansdoms dem Volk gezeigt. Die Reliquienfassungen aus Edelmetall wurden im 16. Jahrhundert eingeschmolzen und der Erlös von 4.000 Goldgulden für die Befestigung der Stadtmauer verwendet.
Matthäus Heuperger, Bürger und Ratsherr, dem das Haus „Zum goldenen Hirschen" gehörte, hat über den Heiltumstuhl 1502 ein schon seinerzeit berühmtes Büchlein verfasst (Wiener Heiligtumbuch). Darin sind Abbildungen der wichtigsten Reliquien enthalten. Sie geben daher ein gutes Bild vom spätmittelalterlichen Domschatz. Der Heiltumstuhl wurde 1699/1700 aus Verkehrsrücksichten abgerissen. Ein kleiner Teil, mit der Wohnung des Mesners und Barausleihers (Barleiherhaus) zusammenhängend, blieb bis 1792 bestehen.
Quellen
Literatur
- Matthaeus Heuperger: In disem Puechlein ist Verzaichent das Hochwirdig Heyligtu(m)b so man In der Loblichen stat Wienn In Osterreich alle iar an sontag nach dem Ostertag zezaigen pfligt. Wienn: duch Johanne Winterburger 1502
- Matthaeus Heuperger: Das Wiener Heiligthumbuch. Nach der Ausgabe vom Jahre 1502 sammt den Nachträgen von 1514... hrsg. (von Franz Ritter.). Wien: Gerold 1882
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 353