Domschatz von St. Stephan
Rudolf IV. stiftete für Sankt Stephan eine große Zahl von Reliquien (Heiltümern), die in kostbare Behälter aus Edelmetall gefaßt wurden. 256 Gefäße sind in dem 1502 auf Kosten des Wiener Bürgers Matthäus Heuperger gedruckten Wiener Heiligtumbuch abgebildet. Die Schatzkammer des Stephansdoms befand sich in einem Zubau am Südost-Eck des Chors, der 1483 errichtete Heiltumstuhl (demoliert 1699/1700) diente ausschließlich der öffentlichen Vorzeigung der Reliquien an bestimmten Festtagen. 1526 und 1531 wurden die Edelmetallfassungen zwecks Umprägung in Münzen eingeschmolzen und die Edelsteine versteigert. Der Erlös floss in die Stadtbefestigung, die wegen der Kriege gegen die Osmanen verstärkt werden mußte. Die Reliquien selbst wurden nun in Schachteln und Säckchen aufbewahrt. Die im 17. und 18. Jahrhundert neu gespendeten Gold- und Silberfassungen verfielen zur Finanzierung der Koalitionskriege (1792, 1805, 1809) neuerlich der Einschmelzung. Für die verbliebenen Reliquien und sonstigen Schatzreste wurde 1900-1904 die obere Kapelle am Nordwest-Eck des Doms adaptiert, wo sich die eigentlichen Reliquien noch immer befinden. Gegenstände von künstlerischem Wert kamen hingegen in das 1933 begründete Dom- und Diözesanmuseum (1, Stephansplatz 6).
Literatur
- Wiener Heiligtumbuch
- Katalog "Der Heiltumschatz der Allerheiligen Domkirche zu St. Stephan in Wien". 1960