Unterdöbling (Vorort)
Unterdöbling (19.), Vorort (ursprünglich Krottendorf genannt), dessen Entstehung (im Gegensatz zum geographisch höherliegenden Oberdöbling, das auf die Römerzeit zurückgeht) im 9. Jahrhundert liegt. Die Niveauunterschiede wurden beispielsweise zwischen der Hirschengasse (Billrothstraße) und der Silbergasse durch eine Stiege (mit anschließender Bachbrücke) überwunden.
Beide Orte hatten bis um 1800 nur durch ihren Weinbau Bedeutung. Als danach Adelige und wohlhabende Bürger hier Landsitze errichteten, begann der Aufstieg zum Sommerfrischeort, der alsbald auch Verkehrsverbindungen nach Wien erhielt (die auch Besucher in einige Döblinger Vergnügungsstätten brachten). Mit der Ausweitung des Orts, die auch Bauvorschriften erforderlich machte, wurde die Landwirtschaft immer weiter zurückgedrängt, wogegen sich städtische Gewerbe und Fabriken (beispielsweise die Insektenpulverfabrik von Johann Evangelist Zacherl) ansiedelten. 1805 und 1809 besetzten und verwüsteten die Franzosen den Ort. In der Biedermeierzeit errichteten wohlhabende Wiener Bürger in Unterdöbling ihre Landhäuser.
Gemeinsam mit der Gemeindevertretung von Oberdöbling begann man 1889 mit der Einwölbung des Krottenbachs, womit die optische Trennung von Oberdöbling und die dorthin führende Bachbrücke wegfielen. Überragt wurden die Häuser von Unterdöbling durch die 1898-1901 erbaute Karmeliterkirche (19). Die 1898/1899 erbaute Vorortelinie erhielt eine Station Unterdöbling. 1890/1892 wurde Unterdöbling nach Wien eingemeindet und bildet heute eine Katastralgemeinde.
Siegel
Der Vorort Unterdöbling führte ein Siegel, das einen Heiligen, wahrscheinlich den Apostel Philipp, in langem Kleid, nimbiert, in der Rechten einen langen Kreuzstab, unter dem linken, gegen die Brust gebogenen Arm einen nicht näher erkennbaren rundlichen Gegenstand. Umschrift: ¤ [Rosette] S · DER · GMAIN : VNDER : THÖBLING · 1688.
Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Döbling.
Häuser
- 1412: 42
- 1436: 38
- 1516: 36
- 1566: 43
- 1590: 43
- 1713: 40
- 1751: 41
- 1780: 50
- 1783: 43
- 1786: 44
- 1794: 45
- 1807: 50
- 1819: 50
- 1822: 53
- 1828: 53
- 1830: 50
- 1851: 85
- 1858: 85
- 1869: 127
- 1880: 148
- 1890: 170
Einwohner
- 1558: 200 (Kommunikanten)
- 1780: 299
- 1783: 259
- 1786: 300
- 1794: 299
- 1830: 392
- 1846: 941
- 1857: 1.100
- 1869: 1.102
- 1880: 1.726
- 1890: 2.074
- 1900: 2.700
Häuserschematismen
Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.
- Anton Czapek: Vollständiges Häuserbuch der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien : sammt Umgebung. Wien: k. k. Hof- u. Staatsdruckerei 1869
- Peter Smöch: Häuser-Schema der K. K. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien: mit deren zehn Bezirken und den Vororten. Wien: F. Olischer & F. Höllrigl 1875
- Kataster der Vororte Wiens. Wien: Lechner 1888
Bürgermeister
- Karl Hohenauer (1850-1867)
- Karl Formanek, Tischler (1867-1885; Formanekgasse)
- Johann Schreiber (1886-1891)
Ortsrichter
- Andre Markus (1833)
Quellen
Literatur
- Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, Bd.2, S. 2, 129 ff.
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XIX, Taf. L