Zum weißen Storch (Apotheke)
Apotheke "Zum weißen Storch" (1., Tuchlauben 9), gegründet zwischen 1552 und 1566
Die heutige Apotheke "Zum Storch" ging aus der bis in die neunziger Jahre des 17. Jahrhunderts bestehenden Apotheke "Zum schwarzen Elefanten" hervor, deren Konzession in jene für die Storchen-Apotheke umgewandelt wurde.
Frühe Neuzeit
Die Apotheke befand sich zusammen mit der Apotheke "Zum roten Krebs" im selben weitläufigen Haus in der Schmalgasse. Die Apotheke "Zum schwarzen Elefanten" befand sich zur Grabengasse hin, die Apotheke "Zum roten Krebs" befand sich zur Schlossergasse hin.
1566 wird Philipp Fabri als Besitzer der in diesem Jahr im "Elefantenhaus" situierten Apotheke genannt. 1568 ist als Besitzer der Apotheke und möglicherweise auch des Hauses Johann Leyb nachweisbar, der in diesem Jahr erstmals als apothecarius apud elephantem bezeichnet wird. Da die Bezeichnung "Zum Elefanten" erstmals im Zusammenhang mit Leyb auftaucht, wurde dieser gemeinhin als ältester Apotheker "Zum schwarzen Elefanten" bezeichnet. Die Apotheke ist aber mit Sicherheit schon älter.
Leyb tauchte in den Fakultätsakten mehrfach auf und war anscheinend, schenkt man den erhaltenen Beurteilungen Glauben, ein recht eigenwilliger Herr, der sich in ziemlich rüder Art gegen die doctores auflehnte – ein Verhalten, mit dem er zu seiner Zeit keineswegs allein stand. Er geriet beruflich des öfteren mit dem Ärztekollegium der medizinischen Fakultät der Universität in Auseinandersetzungen, weil er auf dringende Vorhaltungen der Fakultätsvertreter unwirsch antwortete. Auch weigerte er sich, die neu eingeführte pharmazeutische Prüfung abzulegen. Am 7. Dezember 1569 musste sich aber Leyb nach einer erregten Debatte vor dem Dekan fügen. Er versprach, sich künftig an die kaiserlichen Beschlüsse hinsichtlich der Apotheken zu halten, den Fakultätsdoktoren die gebührende Reverenz zu erweisen, selbst keine medizinische Praxis auszuüben, keinen ortsfremden Doktor zum Schaden eines bodenständigen zu unterstützen und so schnell wie möglich die vorgeschriebene Apothekerprüfung abzulegen.
Wie und wann die Apotheke an seinen Nachfolger kam, ist aus den Quellen nicht zu rekonstruieren. Wolfgang Chrysaeus (Grysaeus) wurde am 19. Februar 1579 auf Grund seiner vorgelegten Dokumente zum Beruf zugelassen, geriet aber ebenso wie andere Apotheker in einen Konflikt mit der medizinischen Fakultät. Ab 1587 besaß er die Apotheke zum "Schwarzen Elefanten" und außerdem das dahinter liegende Haus Konskriptionsnummer 621 (Hauptfront zur Grabengasse, an der Ecke zur Schmalgasse gelegen, die die Grabengasse mit der Schlossergasse verband). Grysaeus verstarb vor dem 1. Juli 1594. 1595 scheint Bartholomäus Balack (auch Balach) als Besitzer (ad signum elephantis) auf.
1601 wurde Johann Reutter gemeinsam mit seiner Gattin Sabine Besitzer des Hauses und selbst Eigentümer der Apotheke, legte allerdings erst am 4. Mai 1602 die vorgeschriebene Prüfung ab. 1614 wurde die Apotheke bei der Visitation, wie im Bericht festgehalten ist, lediglich in "erträglichem" Zustand angetroffen. Er war bis zu seinem Tod 1619 Besitzer der Apotheke.
Nach Reutters Tod führte Maria Reutter die Apotheke als Witwenbetrieb bis 1631 weiter. Am 28. November 1631 verkaufte sie dem Apotheker Volckmar Thillo die Apotheke samt Haus. Zuvor besaß Thillo die im Haus Kärntner Straße 14 untergebrachte Apotheke "Zum Äthiopen". Thillo war bis zu seinem Tod 1639 Besitzer der Apotheke. In seinem Testament vom 28. April 1639 vermachte Thillo die grundbücherlich auf ihn eingetragene Hälfte der bereits seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts baulich vereinigten Gebäudes Konskriptionsnummer 619 samt der Apotheke seiner Frau Maria.
Seine Witwe Maria führte die Apotheke als Witwenbetrieb mit Hilfe von Provisoren bis 1660 weiter. In den Fakultätsakten wird des öfteren auf das "herrische, zänkische und geizige" Wesen der Maria Thillo hingewiesen. Beispiele ihrer von Vermittlern nur mühsam oder gar nicht geschlichteten Streitigkeiten mit dem Personal finden sich häufig. Die Gehilfen und Provisoren waren allerdings an den Auseinandersetzungen meist nicht unschuldig. Die nicht enden wollenden Probleme und Marias Weigerung, einen ihrer Provisoren zu heiraten (die Lösung, derer sich die meisten Apothekerswitwen bedienten), brachte die Apotheke allmählich wirtschaftlich in Verfall. Maria verstarb am 1. Mai 1660 im Alter von 56 Jahren.
Am 31. Jänner 1661 konnte der Sohn Johann Wilhelm Thillo mit seinen Geschwistern einen Vergleich ziehen und kam in den Alleinbesitz des vereinigten Hauses sowie der Apotheke "Zum schwarzen Elefanten".
Die Tatsache, dass Thillo in den Akten der medizinischen Fakultät 1663 als pharmaceute satur et pertaesus laborum pharmaceuticorum (satt und der pharmazeutischen Arbeiten überdrüssig) bezeichnet wird, sowie das Drängen seiner Gläubiger, denen die wirtschaftliche Entwicklung der Apotheke missfiel, dürften gleichermaßen ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass Thillo den Besitz noch im Jahr 1663 an Katharina Barbara Ulrich, die Witwe des Apothekers Jonas Ulrich ("Zur goldenen Krone"), verkaufte. Damit vereinigte Katharina Ulrich vorübergehend zwei Apothekenkonzessionen in ihrer Hand.
Die Situation, dass zwei Apothekenkonzessionen in der Hand einer Besitzerin waren, ließ die medizinische Fakultät aktiv werden. Sie handelte auf Grund der kaiserlichen Weisung, die erste frei werdende Offizin in Wien habe der Adjunkt der Hofapotheke, Dietrich (Theodor) Buttelli, zu erhalten. Die Fakultät wies die Apothekerswitwe an, die Konzession der Apotheke "Zum schwarzen Elefanten" an Buttelli zu verkaufen. Ihre ursprüngliche Apothekengerechtigkeit "Zur goldenen Krone" sollte sie hingegen behalten. Katharina Barbara Ulrich verkaufte 1663, wie es ihr aufgetragen wurde, die Apothekengerechtigkeit samt dem Schildnamen, nicht aber das Apothekenlokal im Haus am Graben an Buttelli. In das Verkaufslokal der Apotheke "Zum schwarzen Elefanten" verlegte sie ihre ererbte Apotheke "Zur goldenen Krone" aus der Grabengasse. Buttelli war dadurch gezwungen, sich anderswo nach einem geeigneten Standort umzusehen. Erst 1671/1675 konnte Buttelli das Haus Konskriptionsnummer 279 (Kohlmarkt 4) käuflich erwerben.
Ob sich die Apotheke schon zuvor im Haus befunden hatte, weiß man nicht. Ein Drittel des Hauses erwarb Buttelli am 6. März 1671 allein, die anderen beiden Drittel am 15. Juli 1675 gemeinsam mit seiner Gattin Maria Eleonora. Bei der Eintragung ins Gewährbuch 1671 bezeichnete sich Buttelli, der offenbar noch keine endgültige Entscheidung getroffen hatte, unter welchem Schild er seine Apotheke in Hinkunft führen wolle, noch als Römisch-kaiserlicher Majestät Rat, Leib- und Hofapotheker und bürgerlicher Apotheker Beim gulden Adler, beschloss dann aber 1672, das frühere Apothekenschild "Zum schwarzen Elefanten" weiterzuführen (weil das Signum des guldenen Adlers sich nur auf die Zeit, da er Leib- und Hofapotheker war, erstreckte). Mit Buttelli beginnt im engeren Sinn die Geschichte der bis heute unter dem Schild "Zum weißen Storch" bekannten Apotheke. Sie behielt, soweit feststellbar, über zwei Jahrzehnte ihren Standort im Haus Kohlmarkt 4.
Als Theodorius (laut Todeseintragung) Buttelli am 25. Februar 1678 im Alter von erst 53 Jahren in seinem Haus am Kohlmarkt starb, fiel das Haus in Befolgung des Testaments von 1676 je zur Hälfte an seine Witwe Maria Eleonora Buttelli und an den Sohn Paul Ferdinand Buttelli. Von 1678 bis 1683 führte seine Witwe Eleonora Maria Buttelli die Apotheke als Witwenbetrieb. Von 1683 bis 1693 war der Sohn Paul Ferdinand Buttelli Besitzer der Apotheke.
Paul Ferdinand Buttelli änderte den Schildnamen in "Ad ciconiam albam" ("Zum weißen Storch") und verlegte ebenfalls die Apotheke. Ab 1692 befand sich die Apotheke im Haus des Schwigervaters Johann Michael Hämmerl, Mitglied des Äußeren Rats, im Haus Konskriptionsnummer 317 (Teil der Fläche des heutigen Hauses Bognergasse 11, Naglergasse 12).
Buttelli verkaufte Jahr 1693 aus unbekanntem Grund die Apotheke an Johann Ludwig Metzger, der seit 1679 Provisor von Maria, der Witwe nach dem Apotheker "Zum schwarzen Bären", Johann Paul Sauer, gewesen war. Metzger hat seine Prinzipalin später geheiratet und kann bis 1690 als Besitzer der Bären-Apotheke nachgewiesen werden.
Einige Zeit bleibt die Apothekengeschichte im Dunkel, da die Akten nicht erhalten sind. Gesichert ist erst wieder, dass 1713 Johann Heinrich Schapper, seit 1711 Mitglied des Äußeren Rats, die Apotheke in seinem Besitz hatte. Er erhielt in seinem Todesjahr, er starb am 13. Mai 1741, den Adelstitel "von Schaffenburg".
Nachdem seine Witwe den Betrieb als Witwenbetrieb fortführte, verkaufte sie diese am 8. Jänner 1743 um 30.000 Gulden an den 44-jährigen Johann Heinrich Knauff, der zugleich eine Apotheke im ungarischen "Esterhaz" betrieb. Er starb bereits am 20. Mai 1769 im 70. Lebensjahr.
Knauffs Witwe Maria Anna musste die Apotheke zunächst einige Jahre als Witwenbetrieb mit Hilfe eines Provisors weiterführen, weil der für die Nachfolge bestimmte Sohn noch minderjährig war und sein Studium noch nicht abgeschlossen hatte.
Am 7. November 1776 verkaufte Maria Anna die beiden Apotheken in Wien und Ungarn sowie die beiden Wohnungseinrichtungen um 24.000 Gulden an ihren Sohn Heinrich Ignaz Knauff, der am 28. November 1776 in das Gremium aufgenommen und bereits am 30. Oktober 1777 zum (zweiten) Senior gewählt wurde.
Am 2. August 1788 verkaufte Knauff die Apothekenkonzession um 12.000 Gulden an Josef Mayerhofer, der 1808 im Alter von 48 Jahren starb.
19. Jahrhundert
Josef Mayerhofers Witwe Aloysia führte die Apotheke mit Hilfe des Provisors Ignaz Moll von 1808 bis 1809 weiter. Am 31. August 1809 erhielt Aloysia Mayerhofer vom Magistrat der Stadt Wien die Erlaubnis, sich mit ihrem Provisor Ignaz Moll zu verheiraten, worauf die Apotheke nach §2 des Heiratskontrakts vom 15. September 1809 als Heiratsgut in dessen Besitz gelangte. Bei dieser Gelegenheit wurde der Wert der Apotheke (zweifelsohne unter dem Einfluss der ihrem Höhepunkt entgegensteuernden Inflation) mit 18.000 Gulden festgelegt. Zu dieser Zeit hatte die Apotheke ihren Standort schon im "Schönbrunnerhaus" Konskriptionsnummer 602 (heute Tuchlauben 8).
Moll war von 1823 bis 1837 Gremialvorsteher und starb am 10. März 1846 im Alter von 70 Jahren im Haus Konskriptionsnummer 401 (Jordangasse 5/ Schultergasse 5), in dem die ganze Familie lebte. Da Moll kein Testamant hinterließ, wurde die Hinterlassenschaft vom Sperrskommissär aufgenommen. Moll war zweimal verheiratet und hinterließ zum Zeitpunkt seines Todes fünf Töchter und drei Söhne. Seine erste Frau Aloysia Mayerhofer und seine zweite Frau Eleonora waren bereits verstorben.
Die gerichtliche Inventur ergab Bargeld und Obligationen in der Höhe von rund 14.390 Gulden, eine Bankaktie und zahlreiche Lose, des weiteren Außenstände der Apotheke in Höhe von 4.061 Gulden 33 Kreuzer, von denen auf das Polizeyhaus ein Betrag von 1.443 Gulden 58 Kreuzer entfiel. Moll hatte nämlich einen Kontrakt zur Medikamentenlieferung für das Polizeigefangenenhaus.
Die Inventur der Apotheke ergab folgendes: Im Laboratorium befand sich als wertvollstes Inventarstück ein Destillierapparat (120 Gulden). Des weiteren waren eine Presse (Kräuterpresse), zwei Kessel, zwei Pfannen und 14 Mensuren aus Zinn, drei Kessel aus Kupfer sowie zwei Kessel, sechs Pfannen, vier Mörser und vier Pillenmörser aus Messing, außerdem zehn Reibschalen aus Serpentin, zwei Abrauchschalen aus Porzellan, 15 Siebe und eine eiserne Pfanne, zwei Windöfen und ein Trockenofen, eine Schnell- und eine Schalenwaage vorhanden. In der Materialkammer zählte man 180 Glas- und 50 Steingutgefäße. Im Apothekenlokal gab es 310 Gefäße (180 aus Zinn, 70 aus Glas und 60 aus Porzellan), zwei Taren, zwei große und sechs kleine Handwaagen und 20 eiserne Spachteln. Die Einrichtung wurde mit lediglich 250 Gulden bewertet.
In einem Nebenraum standen zwei Gehilfenbetten und zwei Schubladenkästen. Die karge Einrichtung (ohne Tisch oder Sessel) charakterisiert den Raum als bloße Schlafstätte. Der Medikamentenvorrat hatte einen Schätzwert von 627 Gulden, der Gewerbewert wurde mit 12.170 Gulden beziffert. Daraus ergab sich eine Gesamtsumme der Hinterlassenschaft von 33.803 Gulden 57 11/35 Kreuzer.
Der zum Zeitpunkt von Ignaz Molls Tod (1846) bereits 24 Jahre alte Sohn August hatte sein Studium noch nicht abgeschlossen, sodass die Apotheke zunächst mit Hilfe von Provisoren weitergeführt werden musste. 1848 übernahm August Moll die Leitung der Apotheke als Provisor und Minderheitseigentümer. Am 31. Oktober 1854 schließlich wurde Dr. August Moll senior die Bewilligung zur Führung der Apotheke erteilt. In der Zwischenzeit hatte er zu seinem ererbten Achtel die restlichen sieben Achtel am Eigentum der Apotheke von seinen Geschwistern käuflich erworben. 1867 zog sich Moll vom pharmazeutischen Tagesgeschäft zurück und übergab die Leitung der Apotheke an Ferdinand Feyel als Provisor. Als Feyel im November 1869 verstarb, übernahm Moll wieder selbst die Führung der Apotheke und verlegte bald darauf, am 1. Juni 1872, deren Standort in das Haus Tuchlauben 9 (Eckhaus zwischen Steindlgasse 2 und Kleeblattgasse 1), der bis heute nicht mehr verändert wurde. Hier standen zuvor zwei kleinere Häuser, die Moll 1870 käuflich erworben hatte. Er ließ die alten Häuser abreißen und an ihrer Stelle 1872 das gegenwärtige Haus errichten, in das er die Apotheke aus dem gegenüberliegenden Schönbrunnerhaus verlegte.
Im Jahrgang 1873 des Wiener Communal-Kalenders inserierte die Apotheke A. Moll, k. k. Hoflieferant, verschiedene Waren: unter anderem Molls Seidlitz-Pulver, Franzbranntwein und Salz, aber auch Dorsch-Leberthran-Oel. Am 22. Jänner 1874 übergab Moll die Leitung der Apotheke wieder einem Provisor (Mag. pharm. Richard Seidel). Dr. August Moll senior verstarb am 7. Februar 1886.
Molls Sohn Dr. August Moll junior erhielt 1886 die Genehmigung zur Ausübung des ererbten verkäuflichen Apothekengewerbes, allerdings weiterhin unter der Leitung des Provisors Richard Seidel. Weitere Provisoren folgten.
20. Jahrhundert
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ließ Moll seine Apotheke in Lehmann’s Wohnungsanzeiger mit der Bezeichnung "k.u.k. österr. u. kön(inglich) serb. Hoflieferant" eintragen.
Ein Notariatsakt vom 24. Juni 1920 legt die Eigentumsverhältnisse offen. Im Eigentum von Angehörigen der Familie Moll standen damals 19/24 der Apotheke (je 7/24 August Moll und seine Gattin Erminia, die somit Mehrheitseigentümer waren). Weitere 5/24 befanden sich durch die Tochter Gilda Moll ebenfalls im Familienbesitz, 4/24 hielt der Provisor Elich und 1/24 Rechtsanwalt Dr. Anton Holubowsky. Ein am 9. Mai 1925 abgeschlossener Gesellschaftsvertrag bezeichnet August Moll und Heinrich Elich als Komplementäre mit einem Einlagewert von 218.750 beziehungsweise 125.000 Kronen, wobei August Moll die Oberaufsicht über die Geschäftsführung innehatte, während Heinrich Elich die Leitung der Gesellschaft übertragen war.
Mit der am 1. November 1927 erfolgten Bestellung von Mag. pharm. Fritz Vogl zum Leiter der Apotheke (bis 31. Oktober 1928) begann ein mehrmaliger Wechsel in der Leitung (Mag. pharm. August Julius Sallmann beziehungsweise Mag. pharm. Dr. Wolf Hindes). Um diese Zeit wurde zunächst am 17. November 1927 eine Hälfte des Hauses Tuchlauben 9 Frau Bianca Pawel-Rammingen, am 11. Februar 1928 die andere Hälfte Gilda Moll eingeantwortet. Am 20. Dezember 1927 wurde Erminia Moll als persönlich haftende Gesellschafterin aus dem Handelsregister gestrichen, am 28. Juni 1934 erwarben Erminia und Gilda Moll je zur Hälfte den Anteil von Mag. pharm. Heinrich Elich an der KG. Nach dem Tod von August Moll wurden am 29. April 1937 aufgrund der Einantwortungsurkunde vom 6. Dezember 1937 die Eigentumsanteile neu festgelegt: Erminia Moll besaß nun 16/24, ihre Tochter Gilda 7/24 und Dr. Holubowsky (der am 6. Februar 1941 für tot erklärt wurde) 1/24 des Gesellschaftskapitals. Am 23. November 1942 trat ein Enkel Molls, Alfons Freiherr von Pawel-Rammingen, als persönlich haftender Gesellschafter in die KG ein (die Beteiligung am Gesellschaftskapital betrug 41,5 Prozent). Mit Schenkungsvertrag vom 31. Oktober 1942 übergab ihm Erminia Moll die Hälfte ihrer Anteile (das heißt 8/24 des Gesellschaftskapitals).
Das Haus erhielt beim alliierten Luftangriff am 10. September 1944 Bombentreffer, auch in der nächsten Umgebung entstanden schwere Schäden. Obwohl fast alle Räumlichkeiten Schaden genommen hatten, gelang es noch während des Krieges, die Apotheke so weit instand zu setzen, dass sie am 1. Dezember 1944 den Betrieb wieder aufnehmen konnte. Die endgültige Sanierung erfolgte nach Kriegsende mit Hilfe von Mitteln aus dem Wiederaufbaufonds.
Das Wahrzeichen der Apotheke, die an der Ecke des Hauses über dem Portal angebrachte Figur eines Storchs, blieb verschwunden.
Nach mehrfachen Veränderungen der Anteile (wobei der Eigentumsübertragung aufgrund des Schenkungsvertrags vom 11. Mai 1944 insofern besondere Bedeutung zukommt, weil durch sie Mag. pharm. Sallmann 6/24 der Gesellschaftsanteile erhielt) stellten sich die Eigentumsverhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Grundlage eines Schenkungsvertrags vom 20. Dezember 1948 folgendermaßen dar: Gilda Moll 7/24, Alfons Pawel-Rammingen, der am 20. Mai 1955 zum Betriebsleiter bestellt wurde, und Beatrice Pawel-Rammingen je 8/24 und Dr. Holubowsky 1/24. Sallmann schied wieder aus, wurde jedoch am 23. Mai 1951 zum Apothekenleiter bestellt. Nach Abwicklung der Verlassenschaftsabhandlung Dr. Holubowskys wurden aufgrund des Kaufvertrags vom 8. Juli 1953 die Anteile dahingehend fixiert, dass Gilda Moll sowie Alfons und Beatrice Pawel-Rammingen jeweils ein Drittel der Apotheke besaßen. Am 20. Mai 1955 wurde Alfons Pawel-Rammingen zum Betriebsführer bestellt.
Im Jahr 2000 war weiterhin die "A. Moll KG" Inhaberin der Apotheke, die Konzession lag in Händen von Mag. pharm. Alexandra Bano, der Tochter von Alfons Pawel-Rammingen.
Besitzer- und Konzessionärsliste
- … 1566–1568 Philipp Fabri
- 1568–1575 (?) Johann Leyb
- 1579–1594 Wolfgang Chrysaeus, † 1. Juli 1594
- 1595–? Bartholomäus Balack
- 1601–1619 Johann Reutter, † spätestens 17. Jänner 1619
- 1619–1631 Maria Reutter (Witwenbetrieb)
- 1631–1639 Volckmar Thillo, † 1639
- 1639–1660 Maria Thillo (Witwenbetrieb), † 1660
- 1661–1663 Johann Wilhelm Thillo (Sohn)
- 1663 Katharina Barbara Ulrich (gleichzeitig Besitzerin der Apotheke "Zur goldenen Krone"
- 1663–1678 Dietrich (Theodor) Buttelli, *~ 1625, † 25. Februar 1678
- 1678–1683 Eleonora Maria Buttelli, geboren Weidner (Witwenbetrieb)
- 1683–1693 Paul Ferdinand Buttelli (Sohn)
- 1693–? Johann Ludwig Metzger (Kauf; bis 1690 Provisor und seit seiner Heirat Besitzer der Apotheke "Zum schwarzen Bären"
- 1707(?)–1741 Johann Heinrich Schapper, † 13. Mai 1741
- 1741–1743 … Schapper (Witwenbetrieb)
- 1743–1769 Johann Heinrich Knauff, * 1699, † 20. Mai 1769
- 1769–1776 Maria Anna Knauff (Witwenbetrieb)
- 1776–1788 Heinrich Ignaz Knauff (Sohn; Kauf)
- 1788–1808 Josef Mayerhofer (Kauf), * 1760, † zwischen 11. August 1808 und 20. September 1808
- 1808–1809 Aloysia Mayerhofer (Witwenbetrieb)
- 1809–1846 Ignaz Moll (Heirat der Witwe, zuvor deren Provisor), * 1776 Linz, † 10. März 1846
- 1846–1854 Erbenbetrieb mit wechselnden Provisoren
- 1854–1886 Dr. August Moll senior, * 1822, † 7. Februar 1886
- 1886–1927 Dr. August Moll junior (mit wechselnden Gesellschafteranteilen)
- 1927-1946 Erminia Moll (Witwe von August Moll) und ihre Tochter Gilda Moll
- 1946-1993 Gilda Moll sowie ihre Nichte Beatrice und ihr Neffe Alfons Pawel-Rammingen (gemeinsam mit einem Provisor)
- 1993-2016 Alexandra Bano (Tochter von Alfons Pawel-Rammingen)
- seit 2016 Georg Bano (Sohn von Alexandra Bano)
Standorte
- zwischen 1552 und 1566–1663 Graben, "Elefantenhaus" (Konskriptionsnummer 619/660/606; heute Straßengrund)
- spätestens 1671 (?) –1692 Kohlmarkt 4 (Konskriptionsnummer 168/298/279)
- 1692 … Bognergasse 11 / Naglergasse 12 (Teil des heutigen Areals; Konskriptionsnummer 317/345/218)
- spätestens 1809–1872 Tuchlauben 8, "Schönbrunnerhaus" (Konskriptionsnummer 562/602/576, laut Behsel [1829] Hausschild "Schönbrunn")
- 1816 Zwischennennung: Schultergasse 5 / Jordangasse 5 (Konskriptionsnummer 401/434/267; "Sternhof")
- seit 1872 Tuchlauben 9 (430/463/252; Steindlgasse / Kleeblattgasse 1; Hausschild "Zum Mohren")
Apothekenschild
- frühestens 1552 "Apud elephantum"
- … 1595/1596 … "Ad signum elephantis"
- 1610–1692 "Zum schwarzen Elefanten"
- seit 1692 "Ad ciconiam albam" (alternierend und heute: "Zum [weißen] Storch")
Literatur
- Felix Czeike: Geschichte der Wiener Apotheken, Die Apotheken im heutigen ersten Wiener Gemeindebezirk. Innsbruck: Studienverlag. Band 50, 2010, S. 343-376
- Felix Czeike: Die Anfänge der Apotheke "Zum weißen Storch". In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 43 (1988), S. XI, S. XVII ff., XXVI ff.
- Felix Czeike: Die Apotheke "Zum weißen Storch". In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 29 (1974), S. V
- Leopold Hochberger / Joseph Noggler: Geschichte der Wiener Apotheken. Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums 1917-1919, S. 46 ff.