Zum schwarzen Elefanten (1, Graben)

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Der Graben im Jahre 1719. Rechts das Elefantenhaus.
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1664
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1866
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag Zur goldenen Krone
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Elefant
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Jeremias Bermann, Karl Marinelli
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  12444
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 25.04.2021 durch DYN.krabina
BildnameName des Bildes Graben 1719.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Der Graben im Jahre 1719. Rechts das Elefantenhaus.
  • 1., Graben
  • Nr.: 606 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 619 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 660 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 29.76" N, 16° 22' 14.21" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Elephantenhaus (1., Graben, Konskriptionsnummer 619, "Elefantenhaus"; seit 1866 Straßengrund).

Das Gebäude, das sich quer über den Platz legte und bis 1866 den Ostabschluss des Grabens bildete, stand zwischen diesem und dem Stock-im-Eisen-Platz und befand sich fast in einer Linie mit der Dorotheergasse.

Die Hauptfront sah gegen den Graben. Es war im Norden vom (schmäleren) Schlossergassel begrenzt, das zur Goldschmiedgasse führte, im Süden von der (etwas breiteren) Grabengasse.

Das dreistöckige Haus trug mit seinen beiden hohen gotischen Giebeldächern ein sehr altertümliches Aussehen zur Schau, doch dürfte es erst nach 1664 entstanden sein, da es zu dieser Zeit noch mit zwei Stock ausgewiesen ist. Bis 1566 wurden die Häuser in eines verbaut.

Die längs der Grabengasse verlaufende Wand des Hauses war mit einem Basrelief geschmückt, das einen Elefanten darstellte, auf dem ein Mann ritt. Das Bild erinnerte an die Ankunft des ersten Elefanten in Wien.

Lokalgeschichtlich zählt das Elefantenhaus zu den bekanntesten Häusern der inneren Stadt, so dass hier Geschichte und Legende stark miteinander verschmolzen und ausgeschmückt wurden. Durch seine behäbig bürgerliche Bauart lockte es auch die Zeichner und Maler an, weswegen es uns wenigstens im Bilde erhalten geblieben ist.

Der Name

Der Hausname bezieht sich auf den von Erzherzog Maximilian II. bei seinem Einzug 1552 in seinem Tross mitgeführten Elefanten, den ersten, den man in Wien jemals gesehen hat, und die Rettung eines vor die Füße des Elefanten gefallenen Mädchens. Der Hausbesitzer ließ daraufhin an der Seite der Grabengasse (durch die der Elefant gekommen war) ein kolossales Abbild eines Elefanten aus Sandstein (Relief mit lateinischer Inschrift) anbringen. Der angebliche Stifter dieses Wahrzeichens, der Raitrat (Rechnungsrat) Anton Gienger (der Vater des geretteten Kindes), wird allerdings im Grundbuch nicht als Besitzer des Hauses genannt.

Die Legende um den Elefanten

Dieses, die ganze Stadt in helle Aufregung versetzende Ereignis, dem das Haus seinen Schildnamen verdankte, hatte an einem schönen Frühlingstage (14. April) des Jahre 1552 stattgefunden und zwar anlässlich der Rückkehr des Erzherzogs Maximilian (späteren Kaisers Maximilian II.) aus Spanien. Von dort brachte der Prinz einen glänzenden Hofstaat mit und eine Fülle von Geschenken. Ungeheuerstes Aufsehen erregte aber der Dickhäuter, der in prunkvollem Zuge und inmitten anderer exotischer, in Wien nie geschauter Tiere mitgeführt wurde. Vom Kärntnertor an, wo der Einzug erfolgte, durch die Kärntnerstraße bis zum Graben, hatte es kaum eine Störung gegeben, doch gerade als der Elefant bei dem später nach ihm benannten Haus vorbeikam, entstand dort ein beängstigendes Gedränge, bei dem nach der Überlieferung Frau Maria Gienger, der zweiten Gemahlin des Raitrates Anton Gienger, die sich unter den Zuschauern befand ihr fünfjähriges Töchterchen ihren Armen entglitt und vor die Füße des Elefanten fiel. Ein Schrei des Entsetzens – und schon glaubte man das Kind von den Füßen des Kolosses zertreten. Doch der Elefant war klüger als die zu Schreck erstarrten Menschen. Klug und ernst beschrieb er mit seinem Rüssel einen weiten Bogen um sich Raum zu schaffen, hob dann behutsam das Kind mit dem Rüssel empor und überreichte es mit Anstand der zitternden Mutter.

Zur Erinnerung an diese Begebenheit wurde eben jenes Basrelief an dem Hause angebracht, unter dem sowohl in lateinischer wie in deutscher Sprache Inschriften zu lesen waren. Die Deutsche besagte:

"Dieses Tier heisst ein Elephant,
Welches ist weit und breit bekannt,
Seine ganze Gröss, also Gestallt
Ist hier gar fleissig abgemallt,
Wie der König Maximilian
Aus Hispanien hat bringen lan (lassen)
Im Monat Aprilis fürwar,
Als man zelt 1552 Jahr."

Nach Kisch geschah die Anbringung des Reliefs durch den Hauseigentümer, als den er Anton Gienger (von ihm verballhornt in Gniger) angibt. Nun hat aber Anton Gienger das Haus damals nicht eigentümlich besessen. Dieser Widerspruch allein weist schon daraufhin, dass das tatsächliche Geschehnis, wie immer es sich abgespielt haben mag, von der Legende umrankt und ausgeschmückt wurde.

1727 war das vorerwähnte Basrelief schon so, verwittert und undeutlich geworden, dass man es ganz wegnahm und an dessen Stelle ein großes Wandgemälde anbrachte. Gelegentlich einer baulichen Veränderung des Hauses im Jahr 1789 wurde das Gemälde übertüncht.

Der "brave" Elefant, dessen spanischer Name Beppo von den Wienern bald in "Peppi" umbenannt wurde, kam nach seinem triumphalen Einzug in Wien zur öffentlichen Besichtigung in eine große Scheune, der sogenannten Schebenzerlucken, wo sich einstmals das Wasserglacis (jetzt Stadtpark) befand und dann in die erste und älteste Menagerie des kaiserlichen Hofes im Lustschloss zu (Kaiser) Ebersdorf, die eben aus diesem Anlass erst angelegt worden war, um die aus Spanien mitgebrachten Tiere unterzubringen. (Der Tiergarten im Neugebäude – jetzt Krematorium –, wohin diese Tiere später übersiedelten, entstand erst 1569!).

Das Wiener Klima scheint dem Elefanten nicht gut getan zu haben, denn schon im nächsten Jahr verstarb er. Den rechtsseitigen Vorderbug des verendeten Tieres machte (über Befehl des Kaisers) der Oberst Stallmeister Franciscus Delasso dem Bürgermeister der Stadt Wien, Sebastian Hutstocker, zum Geschenk, der aus diesen Knochen einen Sessel anfertigen ließ, welcher sich noch im Stift Kremsmünster befindet. Auf den beiden Vorderfüßen des Sessels ist das Wappen Hutstockers angebracht. Der Sessel wurde mehrmals renoviert.

Im "Schönbrunner Pepi“ lebte die Erinnerung an das Auftreten des ersten Elefanten in Wien fort. War Beppo der erste Elefant, der Wiener Boden betrat, so war der Schönbrunner Bepi der erste, der auf Wiener Boden geboren wurde. Es war dies ein überaus interessanter Zuchterfolg der Schönbrunner Menagerie.

Die Geschichte des Elefantenhauses

Noch vor dem Ereignis, das dem Haus auf dem Graben den Namen gab, wurde dieses schon in der Kammeramtsrechnung des Jahres 1539 erwähnt. Daraus entnehmen wir, dass vor dem damals "zur Mörung“ bezeichnetem Hause sich ein Abzugskanal befand, und das Pflaster vor demselben schadhaft geworden war. Der Stadtkämmerer ließ vom Coloman Gottesacker (vor dem Kärntnertor, etwa vor der heutigen technischen Hochschule) einen Grabstein hereinführen und die schadhafte Stelle damit überdecken. Er übersah dabei, dass auf dem Stein ein Kelch eingemeißelt war, weswegen er ihn später wieder entfernt und durch einen anderen ersetzen musste. Der Bischof Faber hatte nämlich beim zufälligen Vorübergehen diesen Stein mit dem Kelch gesehen und da er fürchtete, man möge denken, es läge hier ein Priester begraben, bestand er auf seiner Entfernung.

Haus A

1442 erstmals erwähnt. Ursprünglich befanden sich an dieser Stelle zwei kleinere zweistöckige Häuser, von denen aber nach den grundbücherlichen Eintragungen nur das eine (A) genau verfolgt werden kann, von dem anderen (B) hingegen nur spärliche Daten zu erlangen sind. Auch die Apotheke mit dem Schildnamen "Zur goldenen Krone" erhielt durch Vererbung einen Standort im Haus A (siehe auch Haus B).

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts (jedenfalls aber vor 1612) baulich vereinigt. 1612 kamen die beiden Objekte in den Besitz des Apothekers Johann Reutter und dessen Gattin Sabina. Der nächste Besitzer war der Apotheker Volckmar Thillo, der Maria, die Witwe Reutters, geheiratet hatte. Nach Volckmars (1639) und Marias Tod (1660) kam das Haus 1661 in den Besitz des Sohnes Johann Wilhelm Thillo. Schon 1663 kam es zu einer Transaktion mit Katharina Barbara, der Witwe des 1648 verstorbenen Apothekers "Zur goldenen Krone", Jonas Ulrich, dessen Apotheke sich in der Grabengasse befunden hatte. Katharina Barbara erwarb das Elefantenhaus samt der Apothekengerechtigkeit "Zum schwarzen Elefanten", verkaufte diese an Theodor Buttelli, der sich für die Apotheke einen neuen Standort suchen musste, und verlegte in die freigewordene Lokalität die Apotheke "Zur goldenen Krone". Bald übertrug sich das Apothekenschild auch auf das Haus (das Schild "Zur goldenen Krone" bestand bereits vor 1690 und steht deshalb in keinerlei Zusammenhang mit der, in diesem Jahr stattfindenden, Krönung Josephs I. zum römischen König). 1683 wurden das Haus und Apotheke auf dem Vergleichsweg Paul Leonhard Gymnich überlassen, der 1700, möglicherweise aus Anlass der bereits erwähnten Krönung Josephs I. und den Schildnamen des Hauses, an dessen Front zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk eine vergoldete Krone anbringen.

Das Elefantenrelief ließ er 1717 entfernen und durch ein großes Freskogemälde ersetzen (das nunmehr eine deutsche Inschrift trug). Gelegentlich einer neuerlichen baulichen Veränderung des Hauses wurde das Bild 1789 übertüncht, womit das Wahrzeichen endgültig verschwand.

Gymnich, der den Titel eines kaiserlichen Stadt- und Landesbeisitzer führte, ließ auch das Haus, das damals bereits sehr baufällig war, in die Gestalt umbauen, die es dann bis zu seinem Abbruch im Jahr 1866 besaß.

Nach mehrfachem Besitzerwechsel wurde der kaiserlich königliche private Schauspielunternehmer Karl Marinelli und dessen Frau Theresia Besitzer des Hauses. Nachdem das Gebäude einige Male weitervererbt wurde, kam es am 30. April 1819 zur freiwilligen Feilbietung des Hauses, wobei es on dem kaiserlich königlichen Artellerieleutnant Ingaz Hirnschall, der Kaffeesiederswitwe Therese Tschitschmann (bei Harer-Lucienfeld "Hitschmann") und dem Kunsthändler Jeremias Bermann erworben wurde.

Das Kramersche Kaffeehaus, das oft mit dem Haus in Verbindung gebracht wird, befand sich nicht hier, sondern im Schlossergassel (Konskriptionsnummer 598). 1866 wurde das Elefantenhaus samt allen in den beiden Baublocks zwischen Graben und Stock-im-Eisen-Platz befindlichen Gebäuden aus Verkehrsrücksichten demoliert.

Haus B "Zur goldenen Krone"

In diesem Hause soll sich schon seit Mitte des 15. Jahrhunderts eine Apotheke befunden haben, deren erster Besitzer (nach der Geschichte der Wiener Apotheken) Michel Entl gewesen sein dürfte, dem Schwiegersohn Stephan Gotwiler (1440-1451) im Besitz folgte. Hinsichtlich der Hauseigentümer erhalten wir erst im Hofquartierbuch Aufschluss. Danach besaß das Haus im Jahr 1563 der Arzt Dr. Mathias Cornax, der dadurch bekannt ist, dass er uns das erste Beispiel einer fakultativen Leichensektion gab. 1566 gehörte das Haus dem Apotheker Philip Fabri, dann Hanns Leyb und zwischen 1567 und 1587 Wolfgang Christens, beide Apotheker. Bald nachher dürfte es mit dem Nachbarhaus in eines verbaut worden sein.

Abbruch des Elefantenhauses und weiterer im Verbund stehenden Häuser

Als dieses im Jahr 1866 der Verschönerung des Grabens und Ausgestaltung des Platzes zum Opfer fiel, versank mit ihm ein Stück Alt Wien.

Noch bleiben jene Häuser zu erwähnen, die gemeinsam mit dem Elefantenhaus den Baublock zwischen Schlosser-, Schmalgassel und Grabengasse bildeten und im Jahr 1866 dessen Schicksal teilten. Es sind die Häuser Stadt 597, 598, 620 und 621. Mit Ausnahme von Stadt 621A waren alle der Sankt Georgskapelle im Freisingerhof dienstbar, weswegen die Besitzverhältnisse in zusammenhängender Reihe erst ab Mitte des 17. Jahrhunderts nachgewiesen werden können.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Haus A:

  • Antiquitäten- und Kunsthandel des Jeremias Bermann (Zuvor: Eder’sche Kunsthandel)

Haus B:

Literatur

  • Felix Czeike: Der Neue Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 4), S. 83 ff.
  • Felix Czeike: Apotheken und Apotheker am Graben in Wien. In: Österreichische Apothekerkammer: Österreichische Apotheker-Zeitung ÖAZ. Heft 25. Wien: Österreichische Apotheker-Verlags Gesellschaft 1971, S. 794 ff., 818 ff.
  • Felix Czeike: Haus und Apotheke "Zum schwarzen Elefanten". In: Wiener Geschichtsblätter. Band 38. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1984, S. X f.
  • Leopold Hochberger / Joseph Noggler: Geschichte der Wiener Apotheken. Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums 1917-1919, S. 19 ff. (Zur gold. Krone; fehlerhaft)
  • Eugen Meßner: Die Innere Stadt Wien. Ein Beitrag zur Heimatkunde des I. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1928, S. 62 (Text des Hausschilds)
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechanische Wiedergabe [der Ausgabe von 1883]). Band 1. Cosenza: Brenner 1967, S. 117 ff.
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 53 f.
  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Dt. Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 68
  • Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele: Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer und topographischer Beziehung. Wien: [o. V.] 1846, S. 402
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 332 f.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 156-161