Kaiserebersdorf (Vorort)

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Kaiserebersdorfer Kirche (16. April 1911)
Daten zum Objekt

Kaiserebersdorf (11.), ursprünglich Ebersdorf genannt, Stammgut eines seit Mitte 12. Jahrhundert nachweisbaren Freiherrengeschlechts, das sich zeitweise auch nach „Hintperg" (Himberg) benannte.

1499 kam die Herrschaft durch Gütertausch an Maximilian I., der die wildreichen Auen der Donau als Jagdgebiet wünschte und das Schloss Ebersdorf zu einem fürstlichen Jagdschloss umgestalten (Kaiserebersdorfer Schloss) ließ. Seither wird der Ort (auch zur Unterscheidung von Orten gleichen Namens in Niederösterreich) Kaiserebersdorf genannt. Die Ebersdorfer erhielten als Ersatz Ernstbrunn.

Im 15. und 16. Jahrhundert wurde von den Kaiserebersdorfer Untertanen am Südost-Abhang des Laaer Bergs Weinbau betrieben. 1529 wurde Kaiserebersdorf durch die Türken verwüstet. Unter Ferdinand I. blieben das Kaiserebersdorfer Jagdschloss und der Besitz unbenutzt, doch rückte ihn Maximilian II. wieder in den Mittelpunkt höfischen Geschehens (er ließ noch als Kronprinz den Herrschaftssitz ausbauen und 1550-1557 einen mit exotischen Gewächsen bepflanzten Lustgarten anlegen, den Georg Tanner ausführlich beschrieb [Cod. 8085 Österreichische Nationalbibliothek ]); Maximilian ließ allerdings auch das Neugebäude errichten.

Die Zweite Türkenbelagerung (1683) brachte das Ende des Kaiserebersdorfer Weinbaus. Leopold I., der gerne auf die Jagd ging und daher ab 1693 im Herbst in Kaiserebersdorf residierte, fand zum Schloss, das nach Plänen von Lodovico Burnacini wiederhergestellt worden war, wieder eine engere Beziehung. Da sich Maria Theresia auf den Bau von Schloss Schönbrunn konzentrierte, schenkte sie das Schloss 1745 dem Domscholaster, Pfarrer von Kaiserebersdorf und späteren Weihbischof Anton von Marxer für die Armen. Kurze Zeit danach ereignete sich vor dem Gnadenbild (Kaiserebersdorfer Kirche) ein Wunder, das den Ort für einige Zeit zu einem beliebten Wallfahrtsort machte. 1809 rückte Napoleon I. mit seiner Hauptmacht auch in Kaiserebersdorf ein; er selbst quartierte sich zunächst im Schulhaus ein, dann im Thürnlhof. 1850 wurde Kaiserebersdorf selbständige Gemeinde, ab 1861 sind die Namen der Bürgermeister bekannt; von 4. bis 6. Jänner 1880 wurde Kaiserebersdorf von einer Donauüberschwemmung heimgesucht (Wassermarke im Vorraum der Kirche). 1890/1892 wurde Kaiserebersdorf nach Wien eingemeindet (Teil des 11. Bezirks Simmering, eigene Katastralgemeinde).

Siehe auch: Kaiserebersdorf (Herrschaft), Kaiserebersdorf (Pfarre).

Siegel

Der Vorort Kaiserebersdorf führte ein Siegel, das einen viereckigen, in der Mitte in eine Spitze ausgehenden, seitlich mit Architektur und Festons verzierten Schild zeigt, der auf einer kleinen mit Festons geschmückten Konsole steht, im Schild ein springendes Einhorn, über dem Schild eine Blätterkrone mit drei Blättern. Ein anderes Siegel zeigt auf einem Rasen ein springendes Einhorn. Das Einhorn entstammt dem Wappen der Herren von Maissau, das gegen Ende des 15. Jahrhunderts den Herren von Ebersdorf vererbt wurde. Umschriften: a) * GEMEINDE EBERSDORF AN DER DONAU; b) GEMEINDE VORSTAND KAISER ERBERSDORF.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Simmering.

Häuser

  • 1542: 79
  • 1590: 88
  • 1748: 86
  • 1751: 92
  • 1771: 98
  • 1787: 119
  • 1794: 130
  • 1814: 131
  • 1822: 137
  • 1830: 138
  • 1851: 138
  • 1869: 164
  • 1880: 340
  • 1890: 343

Einwohner

  • 1753: 1.112
  • 1783: 961
  • 1794: 1.046
  • 1830: 1.136
  • 1846: 1.348
  • 1851: 1.112
  • 1869: 1.337
  • 1880: 2.560
  • 1890: 2.785

Ortsrichter

  • Martin Mühlsanger († 1858).

Bürgermeister

  • Georg Schmidgunst (1861-1867, 1871-1874; Schmidgunstgasse)
  • Lorenz Herret (1867-1870; der Herretweg ist nicht nach ihm benannt)
  • Johann Baptist Haindl, Landwirt (1874-1891; Haindlgasse)

Quellen

Literatur

  • Heimatkunde Simmering, S. 42 ff.
  • Hans Havelka: Das Dorf, wo einst der Eber hauste. ohne Jahr. [1971]
  • Hans Havelka: Aus der Chronik von Kaiserebersdorf. In: Kaisereberdorfer Pfarrblätter 1964-1971 beziehungsweise 1975 ff.
  • Robert Messner: Die Leopoldstadt im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der nordöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1962 (Topographie von Alt-Wien, 1), S. 148
  • Gebiets- und Namensänderungen der Stadtgemeinden Österreichs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hg. von Wilhelm Rausch. Bearb. durch Hermann Rafetseder. Linz: Landesverlag 1989 (Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Österreichs, 2), S. 321
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 30
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 93 f.
  • Elisabeth Schuster: Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. Band 1: Einleitung, Abkürzungsverzeichnisse, Ortsnamen A bis E. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1989 (Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich, Reihe B), S. 466
  • Österreichische Kunsttopographie. Hg. vom Bundesdenkmalamt. Horn: Berger 1889 - lfd.

Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), 1 ff.

  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 99
  • Hans Havelka: Was Simmeringer Gassennamen zu erzählen wissen. Wien 1985 (Schriftenreihe des Simmeringer Bezirksmuseums, 9), ²1992, S. 22
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2. - 21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 326
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XIII f., Taf. H

Bevölkerungsgeschichte