Kaiserebersdorfer Kirche
48° 9' 30.42" N, 16° 28' 28.14" E zur Karte im Wien Kulturgut
Kaiserebersdorfer Kirche (11, Münnichplatz; Pfarrkirche "Zu den heiligen Peter und Paul").
Die Kirche, eine Stiftung der Ebersdorfer (Marquart von Hintperg), bestand schon Ende 12. Jahrhundert (urkundlich genannt 1192) und war ursprünglich nur dem heiligen Petrus geweiht. 1529 wurde sie durch die Osmanen beschädigt, jedoch bald wiederhergestellt. Nach der Osmanenbelagerung 1683 (bei der sie neuerlich beschädigt wurde) erhielt sie 1691 eine neue Kanzel, 1696 wurde ihr beschädigter Turm wiederhergestellt. 1747 erweiterte sie Matthias Gerl durch einen Umbau. Die Kopie des Gnadenbilds „Maria am Baume" von Maria Dorfen in Bayern (ein primitives Gemälde einer stehenden gekrönten heiligen Maria auf Holz, um 1720), das der Forstmeister F. O. Herzog an einem Baum auf der „unteren Wiese" zwischen Ebersdorf und Mannswörth hatte anbringen lassen, das besonders von den Armen (die ab 1745 im Kaiserebersdorfer Schloss untergebracht waren) gerne aufgesucht wurde und vor dem sich am 23. Oktober 1745 erstmals ein Wunder ereignete, übertrug man am 13. November 1746 in die Kirche. Der Baumstamm, an dem das Bild befestigt war, befindet sich, geschmückt mit einer schmiedeeisernen Krone, hinter dem Hochaltar.
Der zweite Kultgegenstand der Kirche ist „Die betrübte Mutter Gottes" (17. Jahrhundert), die spiegelverkehrte Kopie nach Sassoferrato (Brustbild einer gekrönten heiligen Maria mit nach rechts geneigtem Haupt) auf dem Altar der Taufkapelle (angebracht 1713). Der übrige Bilder- und Skulpturenschmuck stammt größtenteils aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Kaiserebersdorfer Kirche wurde 1834 gründlich renoviert, ebenso 1935/1936. Die Kaiserebersdorfer Kirche wurde aus Wien stark besucht (besonders 1746-1785; jährlich bis zu 33.000 Kommunikanten, an Festtagen im 18. Jahrhundert oft 3.000-4.000 Gläubige); von der Wieden, von St. Ulrich und Maria Treu zogen Prozessionen nach Kaiserebersdorf, nach 1834 noch von Erdberg, Matzleinsdorf und Breitenfeld. Am 3./4. Jänner 1880 litt die Kaisereberdorfer Kirche unter einer verheerenden Überschwemmung (Marke im Kirchenvorraum). 1946 feierte die Kirche ihr 200jähriges Jubiläum als Wallfahrtskirche („Maria am Baume"), 1956 erhielt sie neue Glocken, 1965 eine Sonnenuhr.
Die Johannes-Nepomuk-Statue vor der Hauptfront links vom Turm (1717) stand ursprünglich vor dem Anwesen der Gräfin von Fünfkirchen (Thürnlhof; 11, Münnichplatz 5).
Literatur
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 229 ff.
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 188 f.
- Simmeringer Museumsblätter. Wien: Museumsverein Simmering 43 (1993), S. 360 (zu: 1192)
- Österreichische Kunsttopographie. Hg. vom Bundesdenkmalamt. Horn: Berger 1889 - lfd.
- Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 2 ff.
- Felix Czeike: XI. Simmering. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 11), S. 36 f.
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 153 f.
- Alfred Schnerich: Wiens Kirchen und Kapellen in kunst- und kulturgeschichtlicher Darstellung. Zürich / Wien: Amalthea 1921 (Amalthea-Bücherei, 24), S. 194
- Stefan Novák: Das Gnadenbild der heiligen Muttergottes am Baum. 1896
- Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 81 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 262