Fünfhaus (Vorort)

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Batzenhäusl "Von Hangenden Lüssen", das älteste Haus Fünfhaus
Daten zum Objekt

Fünfhaus (Vorort, heute Katastralgemeinde im 15. Bezirk), war ab 1849 bis 1890/1892 eine selbständige Vorortgemeinde südwestlich von Wien, außerhalb des Linienwalls der Vorstadt Mariahilf gelegen.

Zwischen 1708 und 1710 wurde auf der zum Grundbuch des Barnabitenkollegiums St. Michael gehörenden Ried "In den hangenden Lüssen" auf Ackergründen (im Zuge der heutigen Clementinengasse, die vermutlich dem Verlauf eines alten Feldwegs von Gumpendorf zur Schmelz folgt) auf den heutigen Hausarealen Nummer 9-17 jene fünf Winzerhäuser erbaut, die der Ortschaft Fünfhaus den Namen geben sollten. Die Riedbezeichnung wurde auf jene Weingärten angewendet, die in langgestreckten "Lüssen" (Losen als Begriff beschreibt schmale, langgestreckte Parzellen) von der Schmelz herab zum Wienfluss reichten.

Fünfhaus entwickelte sich rasch nach dem System der Aufschließungsstraßen (die Grundlage bildete das Straßenkreuz Fünfhausgasse-Herklotzgasse, dann kamen die Turner- und die Kranzgasse hinzu) und nahm auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen raschen Aufschwung. Im Westen schloss sich ein großer Landhausbesitz an (ursprünglich Erzherzogin Marie Christine, ab dem 19. Jahrhundert Adam Arnstein; Arnsteinpalais, Schwenders Kolosseum), im Norden bildete ursprünglich die Linzer Poststraße (Mariahilfer Straße) die Grenze; bald dehnte sich Fünfhaus weiter nach Norden aus, bis es schließlich folgende Grenzen erreichte: Sechshauser Straße, Gürtel, Mariahilfer Straße, Kenyongasse, Wimbergergasse, Burggasse, Gablenzgasse, Ibsenstraße, Schanzstraße, Hütteldorfer Straße, Pouthongasse, Schmelzbrückenrampe, Grenzgasse, Mariahilfer Straße, Geibelgasse; 1822 reichte die Ansiedlung im Westen bis zur Arnsteingasse.

1805 und 1809 erlitt Fünfhaus durch die Franzosen, 1848 durch Plünderungen beträchtliche Schäden. Um die Jahrhundertwende und im Vormärz kam es zu einer Reihe von Industrieansiedlungen (Oesterleinsche Gewehrfabrik, Fünfhauser Brauhaus Ende 18. Jahrhundert. [ Gasgasse 4-6, Zwölfergasse 5-15; später Zobeläum], Fünfhauser Gaswerk 1842 [Gasgasse 2; 1843 von der Imperial-Continental-Gas-Association übernommen]). Am 13. Juli 1849 wurde Fünfhaus, das zuvor zu Reindorf gehört hatte, eine selbständige Gemeinde. Nach dem Bau der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn (1858) entstand nördlich der Bahntrasse der Ortsteil "Neu-Fünfhaus", welcher sich durch seinen Rastergrundriss deutlich vom alten Ortskern mit seinen verwinkelten Straßenzügen unterscheidet; außerdem entstanden Hotels (Holzwarth, Fuchs, Wimberger).

Dank stetig verbesserter Verkehrsverbindungen zur Stadt (Stellwagen, dann Pferdetramway) gehörte Fünfhaus um diese Zeit trotz seiner Industriebetriebe zu den vornehmsten und dank seines Brauhauses auch zu den bei Ausflügen häufig aufgesuchten Vororten Wiens. 1890/1892 wurde Fünfhaus als 15. Bezirk eingemeindet; da die Gemeindevertreter beharrlich und erfolgreich die Eigenständigkeit der Gemeinde verteidigt hatten, bildete Fünfhaus einen eigenen Gemeindebezirk, wogegen die benachbarten Gemeinden Rudolfsheim und Sechshaus zum 14. Bezirk "Rudolfsheim" zusammengeschlossen wurden. Die Nationalsozialisten vereinigten die bisherigen Bezirke Rudolfsheim (14) und Fünfhaus (15) zum (neuen) 15. Bezirk, der jedoch den Namen "Fünfhaus" behielt; erst am 15. Februar 1957 wurde auf Betreiben der Rudolfsheimer der Bezirksname in Rudolfsheim-Fünfhaus abgeändert, ohne dass diese Regelung von der Bevölkerung voll akzeptiert wurde (so gibt es beispielsweise weiterhin zwei SPÖ-Bezirksorganisationen).

Am 21. September 2001 wurde in 15, Clementinengasse 14, der Gedenkstein "300 Jahre Fünfhaus" enthüllt. Er wurde vom Kulturverein Fünfhaus gestiftet und trägt die Inschrift:

"Im Verlauf
der heutigen
Clementinengasse
entstanden 1701 die ersten
fünf Häuser, die dem
späteren Vorort, Bezirk und
nunmehrigen Bezirksteil
Fünfhaus
den Namen gaben.
Gewidmet vom
Kulturverein Fünfhaus
im Jahre 2001"

Siegel

Der Vorort Fünfhaus führte ein Siegel, das den Erzengel Michael als ganze Figur in Rüstung, mit Panzer und Helm zeigt, auf dem Helm ein Busch von drei Staußenfedern, mit den Füßen einen an eine Kette gefesselten Drachen durchbohrend, in der Linken die Kette haltend.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Fünfhaus. Das Motiv ist heute Teil des Bezirkswappens Rudolfsheim-Fünfhaus.

Häuser

  • 1700: 1
  • 1711: 5
  • 1751: 5
  • 1764: 12
  • 1766/67: 18
  • 1768: 30
  • 1787: 47
  • 1789: 47
  • 1795: 55
  • 1814: 108
  • 1820: 113
  • 1822: 119
  • 1830: 130
  • 1840: 307
  • 1843: 382
  • 1846: 416
  • 1851: 425
  • 1857: 432
  • 1869: 644
  • 1880: 576
  • 1890: 631

Einwohner

  • 1794: 665
  • 1820: 2.026
  • 1830: 3.388
  • 1840: 6.342
  • 1843: 8.395
  • 1846: 10.032
  • 1851: 10.626
  • 1857: 13.639
  • 1869: 27.065
  • 1880: 39.967
  • 1890: 44.162

Häuserschematismen

Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Bürgermeister

Ortsrichter

  • Cornelius Paque (1834)
  • J. Nistl (1839)

Quellen

Literatur

Fünfhaus (Bezirk)

  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XVI f., Taf. K

Bevölkerungsgeschichte