Kenyongasse
Aus Wien Geschichte Wiki
Daten zum Objekt
48° 11' 59.94" N, 16° 20' 21.64" E zur Karte im Wien Kulturgut
Kenyongasse (7), benannt (3. November 1892 Stadtrat) nach Eugenie Sophie Gräfin Kenyon-Turovsky.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1892: gerade Orientierungsnummern (ONr.) ab 2: Pfarre Schottenfeld; ungerade ONr. ab 1: Pfarre Fünfhaus
- ab 1899: Pfarre Schottenfeld
Gebäude
- Nummer 4-12: Bildungszentrum Mater Salvatoris, gegründet 1868 durch den Orden der Schwestern vom Göttlichen Erlöser als Volksschule im Mutterhaus in der Kaiserstraße, 1896 durch Errichtung des Gebäudes Nr. 6-8 um eine Bürgerschule erweitert. Im 1905 errichteten Trakt Nr. 4 etablierte der Orden eine Bildungsanstalt für Lehrerinnen. 1926 wurde an diesem Standort schließlich ein Realgymnasium eröffnet. Der Schul- und Ausbildungsbetrieb musste nach dem Anschluss 1938 zwangsweise eingestellt werden, die SS hielt dort zahlreiche während der ersten Welle der Judenverfolgungen nach dem Novemberpogrom verhaftete Jüdinnen und Juden gefangen. 2062 Personen wurden allein am 12. November in der Kenyongasse 4 in Haft genommen. Zeitzeugenberichten zufolge wurden im Schulgebäude Juden ermordet bzw. durch Folterungen schwer verletzt. Unter den Arrestanten befand sich Ernst Martin Benedikt. Durch Luftangriffe während des Krieges wurden die Baulichkeiten schwer beschädigt, der Wiederaufbau konnte jedoch schon 1945 erfolgen. 1958 kamen das in der Kaiserstraße 21 gelegene Internatsgebäude sowie eine 2004 eröffnete Polytechnische Schule hinzu.
- Nummer 15: Haus des christlichen Vereines junger Männer (CVJM), errichtet für den Verein 1911 nach Plänen der Architekten Hans Jaksch und Siegfried Theiss, sechsgeschoßiger geschlossener Baublock, Betonung des zweiten und dritten Obergeschoßes durch über den Fenstern abgerundete Putzfelder mit secessionistischem Fassadendekor. Der außermittig gelegene Eingang ist durch einen tonnenartig überdachten Erker betont. Über den Erkerfenstern befindet sich das Weltbundabzeichen des CVJM: ein aufgeschlagenes Buch (Heilige Schrift, Joh 17, 21) vor dem Christusmonogramm, umrahmt von den Namen der fünf Erdteile, neben den Fenstern sind Tierdarstellungen angebracht.
Quelle
Literatur
- Philipp Hiblinger: Erinnerungskultur im digitalen Zeitalter. Möglichkeiten und Grenzen von Digital Storytelling am Beispiel des "Notarrests" Kenyongasse. Diplomarbeit Universität Wien 2020 (Digitale Ressource)
- Erika Weinzierl: Zu wenig Gerechte. Österreicher und Judenverfolgung 1938-1945. Graz/Wien/Köln Styria 1985, S. 62.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag d. Österr. Inst. für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde [1929], S. 166
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 12
- Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1889/1893, S. 160