Barnabitenkollegium
Die Barnabiten kamen 1625 nach Wien. Am 4. April 1626 wurde ihnen im Zuge der gegenreformatorischen Erneuerung über Anordnung Ferdinands II. die Michaelerkirche (1) übergeben. Nachdem sie einen Teil des alten, schon vor geraumer Zeit aufgelassenen Michaelerfriedhofs verbaut hatten und es als sehr störend empfanden, dass ihr Pfarrgebiet über keinen eigenen Friedhof verfügte, kauften sie (da zu St. Michael auch das Gebiet der heutigen Pfarren St. Joseph ob der Laimgrube und Mariahilf gehörte) von Marx Unrath und Hanns Ödtmayr einen Weingarten in der Ried Im Schöff für einen neuen Friedhof an; das Grundstück war als (illegaler) Armenfriedhof in Verwendung gestanden. Am 19. April 1660 weihte Bischof Philipp Friedrich von Breuner den Ort zum Friedhof; auf ihm entstand eine kleine hölzerne Kapelle, in die der Barnabit Don Coelestin Joanelli aus seiner Zelle bei St. Michael ein Marienbildnis trug (1660). Bald nahm die sich entwickelnde Vorstadt den Namen des Gnadenbildes an: (Mariahilf). Neben der Kapelle entstand ein kleines Kollegium. 1683 gingen beide Objekte in Flammen auf; das Marienbild konnte der Küster Erhard Lampel unter Einsatz seines Lebens retten. 1686-1689 wurde mit wirksamer Unterstützung von Paul Fürst Esterházy die Mariahilfer Kirche erbaut, welche 1713 und 1730 ihre endgültige Gestalt erhielt.
Der älteste Teil des Barnabitenkollegiums wurde von Sebastiane Carlone an der Mariahilfer Straße erbaut, jedoch Ende des 18. Jahrhunderts verkauft; der heutige Pfarrhof wurde 1768 von Paul Udalrich Trientl errichtet (6., Barnabitengasse 14; Glanzstück des Hauses ist das ehemalige Refektorium, der Salvatorsaal). Der Wiener Barockmaler Vincenz Fischer malte das kolossale Deckenfresko „Die Verklärung des heiligen Paulus", Pigler hingegen die drei Stifter des Barnabitenordens (Zaccaria, Ferrari, Morigia). Über dem Salvatorsaal befindet sich die Bibliothek. Die Barnabiten leiteten 1660-1920 von diesem Kollegium aus die Seelsorge (1632 Superiorat, 1722 Propstei). Nachdem 1920-1923 Weltpriester gewirkt hatten, übernahmen 1923 die Salvatorianer die Seelsorge. Das neue Kollegium ist durch einen Schwibbogen mit der Kirche verbunden; Anfang 18. Jahrhundert hatte sich an seiner Stelle der Garten des einstöckigen alten Kollegiumsgebäudes befunden, das von der Mariahilfer Straße aus keinen Eingang gehabt hatte, sodass man es nur durch den von einer Steinmauer umschlossenen Kirchenplatz betreten konnte. Der Mariahilfer Friedhof wurde 1784 auf Anordnung Josephs II. aufgelassen.
Literatur
- Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 121 ff.
- Felix Czeike: VI. Mariahilf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 6), S. 4
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 136