Gaudenzdorf (Vorort)

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Daten zum Objekt

Gaudenzdorf (12.), Vorortgemeinde, die 1890/1892 mit anderen Vororten als Teil des 12. Bezirks Meidling eingemeindet wurde (eigene Katastralgemeinde).

An der Stelle, an der sich später Teile von Gaudenzdorf und Sechshaus ausbreiteten, lag einst Meinhartsdorf. Es handelte sich ursprünglich um eine bürgerliche gewerbliche Siedlung, die sich entlang der heutigen Schönbrunner Straße bis zur Längenfeldgasse erstreckte. Nach der Errichtung des Linienwalls entstanden im 18. Jahrhundert an der Hundsturmer Linie (Klosterneuburger Stiftsgrund, heute 5. Bezirk) einige Gasthäuser, 1812 am heutigen Gaudenzdorfer Gürtel das Wirtshaus „Zum grünen Baum". 1818 umfasste das vor der Hundsturmer Linie entstandene „Neu-Meidling" 44 Häuser. Am 24. Jänner 1819 trennte sich Gaudenzdorf von Untermeidling und konstituierte sich als selbständige Ortsgemeinde (Ortszentrum zwischen Arndtstraße im Süden und Diefenbachgasse im Norden); zu Ehren des Grundherrn, des Klosterneuburger Propstes Gaudenz Andreas Edler von Dunkler, erhielt der rasch aufblühende Ort seinen Namen.

Über den Wienfluss wurde der Storchensteg errichtet, 1831 der Kobingersteg. 1818 gründete Josef Gierster ein Brauhaus; in dem terrassenartig angelegten Gasthausgarten und den anschließenden Tanzsälen wurden gut besuchte Unterhaltungsveranstaltungen abgehalten (Gaudenzdorfer Brauhaus, Josef Leopold Gierster). 1836 wurde die erste Schule gegründet (Schönbrunner Straße 187), 1853 ein Gasbeleuchtungsvertrag mit dem Gaswerk in Fünfhaus abgeschlossen; 1855 eröffnete die Österreichische Gas-Beleuchtungs-AG das Gaudenzdorfer Gaswerk. Allmählich kam es zur Industrialisierung (1856 Ölfabrik Guttmann, 1857 Fabrik für Kern-, Schmierseife und Talgkerzen von Gottlieb Taussig). 1870 wurde die zweite Schule errichtet (Schönbrunner Straße 189), 1871 der Kindergarten Haebergasse l eröffnet. 1873 erfolgte die Gründung der Gaudenzdorfer Feuerwehr (Auflösung 1921), 1876 wurden acht öffentliche Auslaufbrunnen an die Erste Hochquellenleitung angeschlossen, 1883 wurde die Pferdestraßenbahn von der Hundsturmer Linie nach Schönbrunn und 1885 jene vom Meidlinger Bahnhof zur Nußdorfer Linie eröffnet, 1884 die Dampftramway von Gaudenzdorf nach Wiener Neudorf. 1905 kam der Gebietsteil „Neu-Gaudenzdorf" (zwischen Wienfluss und Diefenbachgasse) zum damaligen 14. Bezirk (heute 15. Bezirk), wodurch die Katastralgemeinde Gaudenzdorf rund 20 % ihrer Fläche an Sechshaus verlor.

Siegel

Der Vorort Gaudenzdorf führte ein Siegel, das als Schriftsiegel die Aufschrift GEMEINDE GAUDENZDORF trägt. Das Wappen der Gemeinde Gaudenzdorf enthielt nach alten Heimatscheinen die Figur des heiligen Johannes Nepomuk als Patron der Meidlinger Kirche, auf einer Brücke stehend[1]

Das Wappen war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Meidling.

Häuser

  • 1812: 1
  • 1818: 44
  • 1820: 80
  • 1822: 83
  • 1830: 168
  • 1840: 213
  • 1843: 227
  • 1846: 239
  • 1851: 252
  • 1857: 260
  • 1869: 288
  • 1880: 296
  • 1890: 289

Einwohner

  • 1820: 958
  • 1830: 2.433
  • 1840: 4.331
  • 1843: 5.149
  • 1846: 6.228
  • 1852: 6.606
  • 1857: 8.750
  • 1869: 11.692
  • 1880: 12.377
  • 1890: 12.455

Häuserschematismen

Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Ortsrichter

Bürgermeister

Quellen

Literatur

  • Der Vorort Gaudenzdorf – Zeittafel. In: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums. Heft 28. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Meidlinger Heimatmuseums 1991, S. 51 ff.
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XIV, Taf. H
  • Friedrich Fischer: Chronik des Wiener Vorortes Gaudenzdorf. 1927
  • Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 65 ff.
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1971 (Wiener Geschichtsbücher, 8), S. 96 f.
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 32
  • Gebiets- und Namensänderungen der Stadtgemeinden Österreichs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hg. von Wilhelm Rausch. Bearb. durch Hermann Rafetseder. Linz: Landesverlag 1989 (Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Österreichs, 2), S. 317
  • Robert Messner: Die Wieden im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 7), S. 54, 283 f.
  • Wolfgang Mayer: XII. Meidling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 12), S. 4
  • Wilhelm Kosch: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 4. Bern: Francke 1958, S. 330

Bevölkerungsgeschichte

Referenzen

  1. Hugo Gerard Ströhl: Städtwappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904, S. 6. Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XIV.