Alte Leopoldsapotheke
48° 12' 24.30" N, 16° 22' 9.44" E zur Karte im Wien Kulturgut
Adresse:Wien 1, Plankengasse 6 / Spiegelgasse 12 (ehemals Konskriptionsnummer 1177)
Gründung: 12. November 1804
Die Apotheke "Zum heiligen Leopold" war die letzte Stadtapotheke, die in Folge der Freigabe des Apothekengewerbes durch Kaiser Joseph II. (1782) noch Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet wurde. Mit Hofdekret vom 12. November 1804 erhielt der k. k. Hofapothekenbeamte Anton Würth, der sich 1799 und 1803 vergeblich bemüht hatte, die Konzession der Apotheke "Zum römischen Kaiser" zu bekommen, die Befugnis zur Errichtung einer neuen Apotheke im "Dorotheahof".
Würth errichtete seine Apotheke in der damaligen Neuburger Gasse (heute Plankengasse) Konskriptionsnummer 1177 (Nummerierung ab 1821 Konskriptionsnummer 1111) im Klosterneuburger Hof, der ab 1803 an der Stelle des demolierten Dorotheerhofs errichtet worden war. Würth gewährte den subalternen und niederen k. k. Beamten einen 25%igen Abschlag von der bestehenden Taxe auf Medikamente. Würth erfand 1824 den Dampfapparat und machte sich auch durch andere mechanische Erfindungen einen Namen.
Zu Würths Lehrlingen gehörte auch der später selbständige Apotheker Gottfried Girtler und Friedrich Etzelt, letzterer leitete von 1822 bis 1855 die Apotheke "Zum Salvator" in der Kärntner Straße.
Würth beschäftigte in seiner Apotheke fünf Gehilfen und drei Laboranten. Damit hatte er zusammen mit der Apotheke "Zum schwarzen Bären" den höchsten Personalstand aller Apotheken in der Wiener Innenstadt. Nur die Hofapotheke verfügte über mehr Personal. Würth legte im Juli 1828 die Personalbefugnis zurück.
Die Apotheke wurde nach einer Ausschreibung am 8. Oktober 1828 Franz Xaver Ringer verliehen. Ringer erweiterte sein Angebot, indem die 25%ige Ermäßigung auf die Taxe sämtlichen k. k. Beamten und zusätzlich allen Magistratsbeamten gewährt wurde, ebenso deren Witwen und Waisen. Am 9. Juni 1829 erhielt Ringer das Bürgerrecht, die Personalbefugnis behielt er bis 1841.
Am 17. Mai 1841 erfolgte die Neuverleihung an Gustav Wertheimer. Am 23. November 1863 legte Wertheimer die Befugnis zurück, worauf diese vom Magistrat am 3. Februar 1864 an den Apothekenpächter in Brody (Galizien), den damals erst 29-jährigen Philipp Neustein, verliehen wurde.
Neustein war in der Werbung durchaus präsent. Er inserierte im " Communal-Kalender", meist auf Doppelseiten, die verschiedensten Artikel. Neustein verstarb am 20. April 1880 im 46. Lebensjahr. Seine Witwe Emilie Neustein erhielt am 15. Juli 1880 die Genehmigung zur Weiterführung der Apotheke als Witwenbetrieb und beschäftigte Mag. pharm. Siegmund Bloch als Provisor. Als sie am 1. April 1896 verstarb, wurde Bloch bevollmächtigt, die Apotheke auf Dauer der Verlassenschaftsabhandlung und für Rechnung der Verlassenschaft weiterzuführen.
Am 1. April 1897 erwarb Siegmund Bloch die Apotheke käuflich, nachdem er am 27. März die Konzession erhalten hatte. Infolge seines zunehmend angegriffenen Gesundheitszustands übergab er bereits 1899 die Leitung der Apotheke seinem Bruder Eduard. Am 23. Oktober 1900 verstarb Siegmund Bloch, worauf die Apotheke durch den Provisor Eduard Bloch für Rechnung der Verlassenschaft weitergeführt wurde. Siegmund Bloch hinterließ drei minderjährige Kinder (Friedrich, Viktor und Anton), deren Vormund ihr Onkel Eduard wurde und auf deren Rechnung er die Apotheke betrieb.
Als im Jahr 1917 alle Erben die Volljährigkeit erreicht hatten, verkauften sie die Apotheke an Eduard Bloch. Am 13. November 1918 wurde schließlich die "Firma Philipp Neustein" ins Handelsregister eingetragen. Inhaber war der Apotheker Mag. pharm. Eduard Bloch, der am 14. Februar 1918 die Konzession erhielt.
Am 1. März 1934 wurde Mag. Georg Hugh-Bloch, ein Adoptivsohn Eduard Blochs, der bis dahin bereits als Provisor in der Apotheke gearbeitet hatte, auf fünf Jahre (demnach bis 28. Februar 1939) zum verantwortlichen Leiter der Apotheke bestellt. Nach dem "Anschluss" Österreichs im März 1938 wurde Eduard Bloch gezwungen, seine Konzession am 8. November 1938 zurückzulegen. Gleichzeitig mit der Kenntnisnahme durch den Magistrat erfolgte unter Beibehaltung des Standorts die Konzessionserteilung an Mag. pharm. Georg Hugh-Bloch.
1939 finden wir erstmals (vorübergehend) das Schild "Alte Leopoldsapotheke". Als vertretungsberechtigter Apotheker und zugleich einziger Mitarbeiter fungierte bis 31. Oktober 1939 Mag. pharm. et Dr. Paul Kuzmany. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt Hugh-Bloch am 28. Jänner 1948 durch das Bundesministerium für soziale Verwaltung die Bewilligung für eine weitere Berufsausübung.
Im Jahr 2002 stand die Apotheke im Eigentum von Mag. pharm. Rüdiger Hugh-Bloch.
Besitzerliste
- 1804–1828 Anton Würth (Konzessionszurücklegung), * 1777
- 1828–1841 Franz Xaver Ringer (Konzessionszurücklegung)
- 1841–1863 Gustav Wertheimer (Konzessionszurücklegung)
- 1864–1880 Philipp Neustein, † 20. April 1880
- 1880–1896 Emilie Neustein (Witwenbetrieb), † 1. April 1896
- 1897–1900 Siegmund Bloch (Kauf!), * 26. Jänner 1866, † 23. Oktober 1900
- 1900–1918 Erbenbetrieb
- 1918–1938 Eduard Bloch
- 1938– Georg Hugh-Bloch (Adoptivsohn)
- ?–laufend Rüdiger Hugh-Bloch
Standorte
- seit 1804 Plankengasse 6 / Spiegelgasse 12 (ehemals Konskriptionsnummer 1177)
Apothekenschild
- 1804–1939 "Zum heiligen Leopold"
- seit 1939 "Alte Leopoldsapotheke"
Literatur
- Felix Czeike: Geschichte der Wiener Apotheken, Die Apotheken im heutigen ersten Wiener Gemeindebezirk. Innsbruck: Studienverlag. Band 50, 2010, S. 437-442
- Leopold Hochberger / Joseph Noggler: Geschichte der Wiener Apotheken. Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums 1917-1919, S. 57 ff.