Zu Unserer Lieben Frau bei den Schotten (Apotheke)

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Apotheke
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1782
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  25154
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Langes 19. Jahrhundert
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 8.07.2021 durch WIEN1.lanm08pil
  • 1., Freyung 7

Frühere Adressierung
  • Zum Strauß (1782, bis: 1808)
  • Zum goldenen Strauß (1808, bis: 1837)
  • Zu Unserer lieben Frau (1837)

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48° 12' 42.83" N, 16° 21' 56.53" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Apotheke "Zu Unserer Lieben Frau bei den Schotten" (1., Freyung 7) wurde am 13. Dezember 1782 gegründet.

Am 13. Dezember 1782 erhielt Anton Schinnerer (auch Schünerer) als geprüfter Provisor die Genehmigung, nach den Richtlinien für Personalgewerbe, wie sie unter Kaiser Joseph II. verabschiedet worden waren, eine neue Apotheke zu errichten. Standort war das Haus Konskriptionsnummer 374 (heute Teilareal von Renngasse 2), das der Grundobrigkeit des Schottenstifts unterstand. Schinnerer bot seine Medikamente mit einem fünfzigprozentigen Rabatt auf die geltende Taxordnung an.

Anfang 1802 legte er nach zwanzigjähriger Tätigkeit seine Personalapothekenbefugnis zurück. Nachfolger wurde der in Krems geborene Joseph Wödl, der am 27. Februar 1802 mittels Regierungsdekrets die Apothekengerechtigkeit verliehen bekam. Am 21. Mai 1802 wurde ihm das Wiener Bürgerrecht verliehen, am 28. Mai leistete er den Bürgereid.

Die Apotheke hatte ihren Standort damals unverändert im selben Haus, doch trug dieses auf Grund einer 1795 erfolgten Neunummerierung aller Häuser in der Stadt die Konskriptionsnummer 163. Die Apotheke warf nur wenig Gewinn ab, was sich aus der Liste der 15 damals in der Stadt bestehenden und steuerpflichtigen Apotheken ablesen lässt. Wödl liegt an der schlechten zehnten Stelle. Die den Kunden gewährten Rabatte verminderten zwangsläufig den Gewinn, weil die Personalkosten nicht niedriger waren als im Durchschnitt aller übrigen Apotheken.

Nach Wödls Tod stellte sich heraus, dass die Passiva (18.713 Gulden 50 Kreuzer) die Aktiva (4.878 Gulden 5 Kreuzer) bei weitem überstiegen.

Die Verlassenschaft bestand aus einer Rezepturtafel, einigen Kästen, teils mit Fächern, teils mit Laden, einem Schreibkasten, einem Tisch mit vier Rohrsesseln, einer englischen Lampe, einem "Gehwerk" und einem "gegossenen" Ofen (Gusseisenofen) samt Röhren. An Utensilien werden zehn Messingwaagen (samt Unzengewichten), 14 Reibmörser (je sechs aus Messing und Stein, zwei aus Glas), zwei Messinglöffel, zwölf eiserne Spachteln sowie eine größere Zahl an Büchsen (457, davon 350 aus Holz, 73 aus Ton und 34 aus Blech), Flaschen mit Stöpseln (74) und Tiegel (130) aufgezählt. Die Einrichtung des Laboratoriums setzte sich aus einem großen und zwei kleineren Messingmörsern mit neun Stösseln (aus Kupfer beziehungsweise Messing), zwei kupfernen Brennaufsätzen, fünf Messingpfannen, zwei Windöfen, sieben Zinnmensuren, einem Messingleuchter und einer kleinen Waage zusammen, wozu noch Siebe, Tongeschirr und eine Kohlenbutte kamen.

Der Witwe Antonia Wödl wurde seitens des Gremiums Richard Meuleman als Provisor vorgeschlagen, den sie auch akzeptierte. Antonia Wödl erhielt am 20. Juli 1826 die Regierungsbewilligung, auf den Türbalken der Apotheke einen goldenen Strauß malen zu lassen und in Anlehnung an ein seinerzeit im Haus bestandenes Gasthaus das Schild "Zum goldenen Strauß" zu führen. Sie führte die Apotheke auch nach Meulemans Tod (1829) bis zu ihrem eigenen Ableben (1836) weiter, nunmehr mit Hilfe des Provisors Vinzenz Richter.

Nach ihrem Tod wurde die erloschene Apothekerbefugnis dem Doktor der Chemie und Mag. pharm. Gottfried Girtler verliehen, der bis dahin Provisor in der Apotheke "Zum römischen Kaiser (Apotheke)" gewesen war. Am 15. September 1836 wurde ihm die Personalbefugnis und das Bürgerrecht verliehen.

Um der Apotheke einen attraktiveren Standort zu verschaffen, übersiedelte er am 30. Dezember 1837 die Apotheke "Zum goldenen Strauß" vom Haus Konskriptionsnummer 156 ins Prioratshaus (Konskriptionsnummer 137), also an den gegenwärtigen Standort (Freyung 7); Schubladkastenhaus. Die ortsbedingte Änderung des Apothekenschildes in die Bezeichnung "Zu Unserer Lieben Frau" (bei den Schotten) wurde vorausschauend mit Dekret vom 24. November 1837 bewilligt.

Mit Vertrag vom 13. Juni 1861 übertrug Girtler die Personalapothekenbefugnis an seinen Sohn, den zu diesem Zeitpunkt 27-jährigen Doktor der Chemie und Mag. pharm. Joseph Girtler, der mit Magistratsdekret vom 28. September 1861 die Bewilligung zur Übernahme des Betriebs erhielt. Nach seinem Tod am 7. November 1869 führte seine Witwe Emma Girtler mit Genehmigung des Magistrats vom 17. März 1870 die Apotheke weiter.

Bis zu ihrem Tod am 5. Mai 1888 arbeitete Emma Girtler mit nicht weniger als fünf verschiedenen Provisoren zusammen, von denen der letzte, Karl Farny, schließlich die Konzession der Apotheke übernahm. Farny, der sich in die Position eines verantwortlichen Leiters zurückzog, beschäftigte in der Apotheke nacheinander Julius Binder, Karl Reinold (1896–1907), Franz Wilhelm und Ferdinand Waskovich.

Am 16. Juni 1909 erhielt Franz Wilhelm gegen Erlag einerTaxe von 4.000 Kronen die Konzession. Ins Handelsregister wurde die Apotheke unter der Bezeichnung "Fa. Dr. Josef Girtler, Alleininhaber Mag. pharm. Franz Wilhelm" eingetragen.

Wilhelm besaß die Apotheke fast drei Jahrzehnte bis zu seinem Tod im Jahr 1938, übergab die Leitung allerdings am 27. Oktober 1934 an Mag. pharm. Wilhelm Felkl, der diese auch behielt, als Franz Wilhelms Witwe Luise Wilhelm die Apotheke als Witwenbetrieb weiterführte.

Am 23. Juni 1939 schloss Luise Wilhelm mit Felkl einen Pachtvertrag ab, der mehrfach verlängert wurde. Am 28. Jänner 1959 verstarb Wilhelm Felkl, am 1. März 1959 wurde Mag. pharm. Annemarie Höbinger neue Pächterin.

Im Jahr 2000 stand die Apotheke im Eigentum der Mag. pharm. A. Höbinger KG, Konzessionsinhaberin war Mag. pharm. Annemarie Höbinger.

Besitzerliste

  • 1782–1802 Anton Schinnerer
  • 1802–1818 Joseph Wödl, † 15. Mai 1818
  • 1818–1836 Antonia Wödl (Witwenbetrieb), † 6. Jänner 1836
  • 1836–1861 Gottfried Girtler
  • 1861–1869 Joseph Girtler (Sohn), * um 1834, † 7. November 1869
  • 1861–1888 Emma Girtler (Witwenbetrieb), † 5. Mai 1888
  • 1888–1909 Karl Farny
  • 1909–1938 Franz Wilhelm, † 1938
  • 1938–? Luise Wilhelm (Witwenbetrieb)
  • ?–laufend Annemarie Höbinger (Pächterin)

Standorte

  • 1782–1837 Freyung 8-9 (Konskriptionsnummer 156/163/374), Teil des heutigen Areals Freyung 8–9 / Renngasse 2 / Tiefer Graben 1)
  • seit 1837 Freyung 7 (Prioratshaus des Schottenstifts)

Apothekenschild

  • wahrscheinlich ab 1782 "Zum Strauß"
  • spätestens 1808–1837 "Zum goldenen Strauß"
  • seit 1837 "Zu Unserer lieben Frau" (bei den Schotten)

Literatur

  • Felix Czeike: Geschichte der Wiener Apotheken, Die Apotheken im heutigen ersten Wiener Gemeindebezirk. Innsbruck: Studienverlag. Band 50, 2010, S. 407-422
  • Leopold Hochberger / Joseph Noggler: Geschichte der Wiener Apotheken. Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums 1917-1919, S. 53 ff.
  • Akten der Gehaltskasse der Österreichischen Apothekerkammer