Dauerausstellung Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (1)
48° 12' 42.66" N, 16° 22' 15.71" E zur Karte im Wien Kulturgut
Das 1963 gegründete Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) eröffnete am 5. Dezember 1969 eine Daueraustellung zu Nationalsozialismus, Widerstand und Verfolgung. Die Ausstellung befand sich im 1. Stock, also im Bereich des heutigen Archivs.
"Die Ausstellungstafeln an den Wänden führen den Betrachter durch die Geschichte Österreichs, angefangen von der Gründung der Ersten Republik, den Krisenjahren und den Kämpfen der Jahre 1934 – 1938, über den Einbruch des Nationalsozialismus in Österreich, den Verbrechen gegen die Menschlichkeit in den KZ's, den Verfolgungen der Juden, der Slowenen, Südtiroler und Zigeuner, zum Hauptthema: dem Widerstandskampf in Österreich und in der Emigration bis zu den Tagen der Befreiung und der Errichtung der Zweiten Republik. Auf zwei Tafeln am oberen Ende des Raumes werden Bilder vom internationalen Widerstand und vom zweiten Weltkrieg mit seinen hohen Verlustziffern gezeigt. Die Glasvitrinen in der Mitte des Museumsraumes beherbergen die verschiedenartigsten Objekte, die in jahrelanger, zäher Sucharbeit erworben werden konnten: kleine und kleinste Gegenstände, die kennzeichnend sind für das NS-Regime, die ein Stück dieser leidvollen, hart durchkämpften Vergangenheit widerspiegeln. Da hängt neben der Uniform eines österreichischen Freiheitskämpfers in Jugoslawien das blaue KZ-Gewand mit dem roten Winkel. Das internationale Kleidungsstück für Männer und Frauen in Hitlers Todesmühlen. Da liegt neben einem Ziegelstein vom Krematorium des Vernichtungslagers Auschwitz das Radiogerät, das sich die KZler in Dachau mit Hilfe von heimlich zusammengetragenen Flugzeugteilen gebastelt haben, um in ihrer totalen Abgeschlossenheit Kontakt mit der übrigen Welt aufnehmen zu können. In einer Glasvitrine im Korridor findet der Besucher unter anderen Gefängnisrequisiten eine auf dünnem Tuch abgeschriebene und mit einem Wäschepaket hinausgeschmuggelte Anklageschrift und das ergreifende Tagebuch des im Alter von 22 Jahren hingerichteten Favoritner Elektromechanikers Franz Reingruber. Bruno Sokoll, der Betreuer der Ausstellung, konnte seit der Eröffnung im Dezember 1969 9300 Besucher registrieren. Unter anderem besichtigten Gruppen von Polizei- und Gendarmerieschulen aus Wien und den Bundesländern, die Lehrlinge der Gemeinde Wien und zahlreiche Schulklassen unsere Ausstellung, allein um den Nationalfeiertag 1972 waren es rund 2000 Schüler."[1]
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes wurde bei der Erstellung der Ausstellung von der Stadt Wien, dem Unterrichtsministerium und der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Verbände materiell unterstützt. Die Ausstellung wurde 1978 durch eine neue Dauerausstellung ersetzt.
Literatur
- Peter Larndorfer: Gedächtnis und Musealisierung. Die Inszenierung von Gedächtnis am Beispiel der Ausstellung 'Der Österreichische Freiheitskampf 1934 – 1945' im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes 1978 – 2005. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2009
- Brigitte Bailer: 50 Jahre Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes [Hg.]:. Opferschicksale. Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus. Wien: Eigenverlag 2013 (Jahrbuch 2013)
Einzelnachweise
- ↑ Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes [Hg.]: Festschrift 10 Jahre Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Wien: Österreichischer Bundesverlag, 1972. S. 17. Zitiert nach Peter Larndorfer: Gedächtnis und Musealisierung. Die Inszenierung von Gedächtnis am Beispiel der Ausstellung 'Der Österreichische Freiheitskampf 1934 – 1945' im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes 1978 – 2005. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2009, S. 112.