Else Lasker-Schüler
Else Lasker-Schüler, * 11. Februar 1869 Elberfeld (Deutschland), † 22. Jänner 1945 Jerusalem, Dichterin, Schriftstellerin.
Biografie
Else Lasker-Schüler wurde als Elisabeth Schüler in Elberfeld (Wuppertal) geboren. Sie wuchs mit fünf Geschwistern und ihren Eltern, Jeanette Kissing und Aaron Schüler, einem Privatbankier, auf. In der Familie galt sie als Wunderkind.
Im Jahr 1894 heiratete Else Schüler Jonathan Berthold Lasker und zog nach Berlin. 1899 brachte sie ihren Sohn Paul zur Welt. 1901 veröffentlichte sie ihren ersten Gedichtband "Styx". Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann im Jahr 1903 lernte sie im selben Jahr ihren zweiten Ehemann Herwarth Walden kennen, der die erfolgreiche expressionistische Zeitschrift "Der Sturm" herausgab. Lasker-Schüler entwickelte sich zu einer der bedeutendsten expressionistischen Lyrikerinnen im deutschsprachigen Raum – ihre Balladen wurden etwa regelmäßig im Radio vertont.
Beziehung zu Karl Kraus
In den 1910er Jahren lernte Lasker-Schüler Karl Kraus über Herwarth Walden kennen, da Walden Kraus bei der Verbreitung der Zeitschrift Die Fackel in Deutschland bzw. in Berlin unterstützte. Das Berliner Büro vom Verlag Die Fackel befand sich bei Walden, wodurch die beiden in intensivem Briefwechsel standen, an dem auch Lasker-Schüler beteiligt war. Kraus schätzte Lasker-Schüler als Dichterin, regelmäßig trug er etwa ihre Gedichte bei seinen Vorlesungen vor. Als ihr stärkstes Werk empfand er das Gedicht "Ein alter Tibetteppich" – Lasker-Schülers bis heute bekanntester Text.
Im Jahr 1912 ließ sich Lasker-Schüler von Walden scheiden, woraufhin sie in finanzielle Schwierigkeiten geriet, da sie die Schulgebühren ihres Sohnes nicht mehr zahlen konnte. Kraus versuchte, der Dichterin durch einen Spendenaufruf in seiner Zeitschrift "Die Fackel" 1913 zu helfen. Wenige Jahre später verstarb ihr Sohn Paul an Tuberkulose, weshalb die Schriftstellerin in eine tiefe Krise stürzte.
Der Briefwechsel zwischen Lasker-Schüler und Kraus zeigt eindeutig, dass sie auch nach der Scheidung von Walden und trotz kleinerer Differenzen das gegenseitige Interesse aneinander nicht verloren. In Wien dürften sich die beiden häufig begegnet sein, da Lasker-Schüler regelmäßig zu Lesungen eingeladen wurde, die unter anderem im großen Saal der Hofburg stattfanden. Ähnlich wie Kraus Lasker-Schüler und vor allem ihre Dichtung verehrte, schätzte die Schriftstellerin wiederum Kraus sehr, was sich unter anderem in ihrem Kraus-Essay widerspiegelt. Sie verlieh ihm außerdem den Kosenamen Dalai Lama, auch wenn dieser Kraus dies eher missfiel.
Im Jahr 1938 wurde Lasker-Schüler die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Nach einer Reise nach Palästina 1939 wurde ihr die Rückreise in die Schweiz, wohin sie 1933 geflohen war, nicht mehr erlaubt. Sie blieb in Israel und lebte in Jerusalem, wo sie 1945 verstarb.
Quellen
Literatur
- Jens Malte Fischer: Karl Kraus. Der Widersprecher. Wien: Zsolnay 2020
- Feinde in Scharen. Ein wahres Vergnügen dazusein. Karl Kraus – Herwarth Walden. Briefwechsel (1909–1912). Hrsg. v. George George C. Avery, Wallstein: Göttingen 2003
- Else Lasker-Schüler 1869–1945 (Marbacher Magazin). Hrsg. v. Erika Klüsener, Friedrich Pfäfflin und Volker Kahmen, Deutsche Schillergesellschaft: Marbach am Neckar 1995
- Else Lasker-Schüler: Briefe an Karl Kraus. Hrsg. v. Astrid Gehlhoff-Claes, Kiepenheuer & Witsch: Köln 1959
Else Lasker-Schüler im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.