Emil Maurer
Emil Maurer, * 11. April 1884 Kouty, Mähren, † 22. Dezember 1967 Wien, Jurist.
Biografie
Emil Maurer erlernte vorerst das Uhrmacherhandwerk. 1896 kam der Jugendliche nach Wien und absolvierte von 1898 bis 1901 eine Metalldrucker-Lehre. 1911 holte er die Matura nach und nahm ein Studium der Rechtswissenschaften auf, das er 1916 mit der Promotion zum Dr. iuris beendete. Im Ersten Weltkrieg diente er als Offizier; 1923 wurde er selbständiger Rechtsanwalt.
Schon früh fühlte er sich der sozialistischen Bewegung verbunden und trat 1898 in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei ein. Er übernahm eine Reihe von Partei- bzw. parteinahen Funktionen, etwa als Bezirksobmann der SDAP, als Bezirkskommandant des Republikanischen Schutzbundes sowie als Bezirksvorsteher-Stellvertreter von Neubau. Mit großem Engagement setzte er sich für den Erwerb eines Parteiheims für die Bezirksorganisation Neubau ein, was schließlich 1926 mit dem Ankauf des Hauses Zieglergasse 9 abgeschlossen werden konnte. Die feierliche Eröffnung und Übergabe des Hauses fand am 29. Mai 1927 statt. In diese Zeit fällt auch eine Ehrenbeleidigungsklage gegen einen ehemaligen Parteigenossen, der Maurer als "Betrüger" und "Wohnungsschieber" bezeichnet hatte. Der Rechtsanwalt gewann im März 1926 den Prozess; ihm konnte keine unkorrekte Vorgangsweise bei der Wohnungsvergabe nachgewiesen werden.
1932 wurde er zum Bezirksvorsteher des Neubau gewählt, was er bis zur Aberkennung aller sozialdemokratischen Mandate nach den Februarkämpfen 1934 blieb. In der Folge wurde Maurer einige Zeit im Anhaltelager Wöllersdorf interniert. Im April 1938 gehörte er dem ersten Österreicher-Transport in das Konzentrationslager Dachau ("Prominenten-Transport") an, von wo er schließlich zwei Jahre nach Buchenwald kam. Es gelang Maurer schließlich, nach London zu emigrieren, wo er sich im "Austrian Labour Club" engagierte. 1942 war er Mitglied der Delegiertenkonferenz österreichischer Sozialisten in Großbritannien und stand in Kontakt mit Oskar Czernetz sowie Oskar Pollak.
Nach der Befreiung kehrte er 1946 nach Österreich zurück und eröffnete erneut eine Rechtsanwaltskanzlei. Bei den zweiten Wahlen in den Vorstand der wiederbegründeten Kultusgemeinde 1948 fungierte er als Listenführer des Bundes werktätiger Juden und wurde Vizepräsident der jüdischen Gemeinde.
Von Februar 1952 bis Februar 1963 (Mandatsrücklegung aus gesundheitlichen Gründen) war Dr. Maurer Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde. In seine Amtszeit fallen etwa die Schaffung des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs, die Wiederbelebung der Zeitschrift "Die Gemeinde" als Monatsblatt, die Vertretung jüdischer Interessen gegenüber der österreichischen Gesetzgebung (Mitarbeit an bzw. Urgenz von Gesetzen und Verordnungen) zur Entschädigung und "Wiedergutmachung", der Kampf gegen Antisemitismus und Neonazismus, der Aufbau internationaler Kontakte zu jüdischen Weltorganisationen sowie die Stärkung der Kontakte zum Staat Israel.
Am 22. Dezember 1967 verstarb der Altpräsident nach langem, schwerem Leiden. Er wurde wenige Tage später in einem Ehrengrab der Israelitischen Kultusgemeinde am Wiener Zentralfriedhof, 4. Tor, bestattet.
Für seine Verdienste erhielt Dr. Emil Maurer am 10. April 1964 von Bürgermeister Franz Jonas die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold überreicht. Ebenso wurde ihm das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich sowie die Victor Adler-Plakette der SPÖ verliehen.
Literatur
- Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. München: Saur 1980
- Arbeiter-Zeitung, 23.12.1967
- Rathaus-Korrespondenz vom 10.04.1964
- Die Tätigkeit der Israelitischen Kultusgemeinde in den Jahren 1960 – 1964 (Wien 1964)
- Die Tätigkeit der Israelitischen Kultusgemeinde in den Jahren 1952 – 1954 (Wien 1955)
- Sonntag, 11.04.1955
- Wiener Zeitung, 11.04.1954
- Neue Freie Presse, 15.03.1926
Emil Maurer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.