Endoskopie
Endoskopie. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es allmählich zu einem vollkommenen Wandel der bisher gültigen Vier-Säfte-Lehre (Humoralpathologie). Die neu entstandene medizinische Theorie, die das praktische Handeln der Ärzte in den letzten 200 Jahren prägen sollte, hatte die Erhebung eines Lokalbefunds zum Gegenstand. Dieser konnte zunächst nur indirekt durch Perkussion (Leopold von Auenbrugger) und Auskultation (mit Hilfe des von Rene Th. H. Laennec 1816 erfundenen Stethoskops) ermittelt werden. Schon 1806/1807 hatte Philipp Bozzini an der medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie den von ihm in Frankfurt konstruierten „Lichtleiter" demonstriert, der mit einer Kerze zur Beleuchtung versehen war. Er diente damals vor allem zur Spiegelung des Mastdarms und der Harnröhre. 1851 entwickelte Hermann Helmholtz in Berlin den Augenspiegel. Diese Entwicklung wäre beinahe auch noch dem Wiener Physiologen Ernst Wilhelm von Brücke geglückt, der mit Helmholtz eng befreundet war. In der Diagnostik von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten bewährte sich ab 1873 das in Wien zur selben Zeit von Ludwig Tuerck und Johann Czermak entwickelte Laryngoskop; später kam noch das Otoskop hinzu. Das Prinzip all dieser Geräte war die Spiegelung von Licht der äußeren Umgebung in das Innere des jeweiligen Organs. Die Methode des Ausleuchtens der Mundhöhle wurde in Wien vor allem von Moriz Heider angewandt. Das erste brauchbare Gerät zur Spiegelung der Harnblase (Cystoskop), das selbst eine Lampe mit Wasserkühlung vorgeschaltet hatte, wurde in Wien um 1880 vom Instrumentenmacher Joseph Leiter nach Angaben des deutschen Arzts Max Nitze konstruiert. Pionierarbeit leistete für die Weiterentwicklung endoskopischer Instrumente in der Urologie Leopold von Dittel, dem es 1887 gelang, ein Cystoskop mit einer Edisonschen Glühlampe auszustatten. Den Billroth-Schülern Johann Mikulicz-Radecki und Viktor von Hacker gelang schließlich auch die Konstruktion eines tauglichen Instruments zur Magenspiegelung (Gastroskop); ähnliche Geräte verwendete Leopold von Schrötter zur Tracheo- und Bronchoskopie.
Literatur
- Hans Reuter: Die Endoskopie vom Ursprung bis zur Neuzeit. In: Kunst des Heilens. Aus der Geschichte der Medizin und Pharmazie. Niederösterreichische Landesausstellung, Kartause Gaming, 4. Mai - 27. Oktober 1991. Wien 1991 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 276), S. 766 ff.
- Helmut Wyklicky: Zur Entwicklung der Endoskopie. In: Mitteilungen der österreichischen Gesellschaft für Chirurgie 23 (1990), S. 44 ff.