Erwin Böhm
Erwin Böhm, * 16. Mai 1940, Krankenpfleger.
Biografie
Bevor sich Erwin Böhm der Krankenpflege zuwandte, erlernte der gebürtige Wiener den Beruf des Autospenglers. 1963 erhielt er das Diplom zum psychiatrischen Krankenpfleger. Anschließend arbeitete er in verschiedenen psychiatrischen Fachrichtungen. Er absolvierte eine Reihe von Zusatzausbildungen und suchte einen neuen, an der Biografie der Pflegebedürftigen orientierten, Zugang in der Altenpflege. 1970 wurde Böhm Unterrichtspfleger, 1974 Oberpfleger in der Psychiatrie.
1978 sah sich der Krankenpfleger mit einem Disziplinarverfahren konfrontiert, weil er einen psychogeriatrischen Patienten gegen den Rat der behandelten Ärzte in seine Wohnung zur privaten Pflege aufnahm. 1979 wurden im Rahmen der Psychiatriereform unter der Leitung des Psychiaters Stephan Rudas die Psychosozialen Dienste gegründet und das von Erwin Böhm entwickelte Modell der "Übergangspflege", eine Form des Entlassungsmanagements, das auch das Umfeld der Patientinnen und Patienten einbezieht, implementiert. Im darauffolgenden Jahr wurde die "Übergangspflege" eine eigene Dienststelle des "Kuratoriums für psychosoziale Dienste".
1985 veröffentlichte Böhm sein erstes Buch "Krankenpflege - Brücke in den Alltag". Die "Reaktivierende Pflege nach Böhm" wurde 1985 auf dem Weltkongress für Geriatrie in New York anerkannt und ist mittlerweile ein in der Praxis vielfach angewandtes Pflegekonzept. 1988 erschien "Verwirrt nicht die Verwirrten", in dem Böhm sein Reaktivierungsprinzip (Hilfe zur Selbsthilfe) präsentierte. 1990 gründete Böhm den Verein "Österreichische Gesellschaft für geriatrische und psychiatrische Fachkrankenpflege sowie angewandte Pflegeforschung" (AGPK), der eine zeitgemäße Betreuung von alten und dementen Menschen zu Hause, im Heim oder in der Psychiatrie fördert. Böhm wurde Präsident. Diese Funktion übte er bis 2002 aus.
In den folgenden Jahren leitete Böhm Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen im gesamten deutschsprachigen Raum und wurde 1997 Fortbildungsbeauftragter des KAV. Im Jahr 2000 wurde ihm der Berufstitel 'Professor' verliehen. 2001 gründeten Erwin Böhm und Marc Avarello das "Europäische Netzwerk für Psychobiografische Pflegeforschung nach Prof. Böhm" (ENPP). Die Gesellschaft bietet Kurse an, organisiert Fachtagungen und vergibt Zertifikate an Pflegeeinrichtungen, die nach Erwin Böhms Grundsätzen arbeiten.
Werke (Auswahl)
- Sprechen Sie limbisch? Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, 2012
- Sexualität in der Demenz: Was bedeutet Frau/Mann sein unter der Bettdecke? Bochum: ENPP- Böhm Bildung- und Forschungs GmbH 2010
- Erwin Böhm: Happy Aging statt Anti-Aging. Tipps gegen die selbstgemachte Senilität. Wien [u. a.]: Maudrich 2006
- Seelenlifting statt Gesichtsstraffung. Bonn: Edition das Narrenschiff im Psychiatrieverlag 2005
- Psychobiographisches Pflegemodell nach Böhm. Wien: Maudrich 2001
- Pschyr- Rempler oder medi- zynische Böhm-merkungen oder keiner versteht keinen - aber wir reden. Wien : Maudrich, 2000
- Ist heute Montag oder Dezember? Erfahrungen mit der Übergangspflege. Bonn: Psychiatrie-Verlag 1992
- Alte verstehen. Bonn: Psychiatrie-Verlag 1991
- 1985 Verwirrt nicht die Verwirrten. Neue Ansätze geriatrischer Krankenpflege. Bonn: Psychiatrie-Verlag 1988
- Krankenpflege –Brücke in den Alltag. Erfahrungen mit der Übergangspflege. Rehburg- Loccum: Psychiatrie-Verlag
Literatur
- Georges Hausemer: Erwin Böhm. Gesammelte Lebenslügen. Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag 2004
Erwin Böhm im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.