Eselritt
Eselritt (17, Hernals; Eselfest), Volksbrauchtum, das mit dem Abzug der Türken vor Wien 1683 in Zusammenhang gebracht wurde, jedoch einem älteren Volksgut entsprang. Schon Zeitgenossinnen und Zeitgenossen (etwa Karoline Pichler, deren Eltern ein Haus in Hernals besaßen und die dort den Sommer verbrachten) gaben ihrer Verwunderung über die der historischen Wahrheit widersprechenden Zeremonie Ausdruck; glich doch (nach ihrer Darstellung) die Lustbarkeit, bei der sich die Teilnehmer, größtenteils grotesk maskiert, unter militärischer Musik durch das Dorf bewegten und einen Esel mit sich führten, eher einem Triumphzug des unterlegenen Feindes: ein Mann in bodenständiger Tracht, mit Ketten belastet, wurde von einem Türken geführt, dem auf einer Art Triumphwagen ein sogenannter Sultan mit einer Sultanin in theatralem Pomp und hinter ihnen weitere maskierte Türken folgten. Es gibt eine ganze Reihe zeitgenössischer Schilderungen, die so oder ähnlich lauteten. Es zeigt sich dabei aber auch, dass das Fest im Laufe der Jahrzehnte Veränderungen unterworfen war; jedenfalls wurde am Tag des Eselritts auch der erste Most ausgeschenkt. Das Fest wurde schließlich von Joseph II. verboten (letzte Veranstaltung im Jahr der Jahrhundertfeier am 25. August 1783). Beim Klosterneuburger Winzerfest 1834 kam es letztmals zu einem Wiederaufleben des Brauchs, jedoch in stark veränderter Form.
Literatur
- Gustav Gugitz: Das Jahr und seine Feste im Volksbrauch Österreichs. Wien: Hollinek 1950 (Österreichische Heimat, 15), S. 84 ff.
- Hans Will: Der Eselritt in Hernals. In: Hernals. Ein Heimatbuch für den 17. Wiener Gemeindebezirk. Hg. von Hernalser Lehrern. Wien: Österr. Schulbuchverlag 1924, S. 159 ff.