Franziska Danneberg-Löw

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Danneberg-Löw, Franziska
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Löw, Franzi
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  46076
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 2. Jänner 1916
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 28. November 1996
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Fürsorgerin, Widerstandskämpferin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Neuer Israelitischer Friedhof
Grabstelle Gruppe 5, Reihe 4, Nummer 39
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich (Verleihung: 1966)

Franziska (Franzi) Danneberg-Löw, * 2. Jänner 1916 Wien, † 28. November 1996 Wien, Fürsorgerin, Widerstandskämpferin.

Biografie

Franziska Löw und ihre Zwillingsschwester Hilde wurden in eine wohlhabende jüdische Familie geboren. Der Vater, ein promovierter Jurist, wirkte als Direktor der Nordbahn. Löw besuchte die Volksschule und das Realgymnasium in Wien-Währing. Nach der Matura 1934 absolvierte sie die Fürsorgerinnen-Schule von Ilse Arlt, die sie 1937 mit dem Diplom abschloss.

Nachdem eine Bewerbung bei der Stadt Wien abgelehnt worden war, übernahm sie im September 1937 die Funktion einer Fürsorgerin der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Zu Beginn wirkte sie in der jüdischen Kindertagesheimstätte in Wien-Leopoldstadt, wechselte im November 1938 allerdings in die Fürsorgezentrale in der Seitenstettengasse. Dort fiel ihr die Betreuung der Wiener Stadtbezirke und die Aufsicht über die jüdischen Jugendheime zu. Nach der Deportation der Leiterin der Fürsorge übernahm Löw deren Funktion.

Nach dem "Anschluss" Österreichs musste die jüdische Gemeinde die Vormundschaft über rund 200 uneheliche jüdische Kinder, die bis dahin bei der Stadt Wien gelegen war, übernehmen. Ebenso waren alle jüdischen Pflegekinder in eigenen Betreuungseinrichtungen unterzubringen, was zu einer massiven Überfüllung führte. Die für diese Kinder verantwortliche Löw kümmerte sich um deren Bekleidung und Ernährung, die seitens der nationalsozialistischen Verwaltung stark beschränkt war. Mit Hilfe von zwei Bäckern konnte sie das Notwendigste zum Überleben organisieren.

Löw versuchte, so viele Kinder wie möglich vor der Deportation zu bewahren. So besorgte sie mit Unterstützung eines katholischen Priesters Taufscheine und fingierte "arische" Väter der Waisenkinder, die dann als sogenannte "Halbjuden" vor der Ermordung in Konzentrationslagern sicher waren. Im Rahmen der Gefangenenfürsorge konnte sie internierten Juden lebensnotwendige Sachen in die Gefangenenanstalten bringen. Untergetauchte und versteckte Juden − so genannte "U-Boote" − versorgte sie mit gespendeten Lebensmittelmarken. Als im Juni 1944 rund 600 ungarische Juden im 15. Bezirk interniert wurden, organisierte die Fürsorgerin auch für diese Gruppe Bekleidung, sowohl von nichtjüdischen Österreichern als auch von Schweizer Juden. Im Zuge der Auflösung des Lagers im März 1945 und der Deportation der Insassen konnte sie zwölf Personen bei Wiener Familien verstecken. Zu den von ihr in der NS-Zeit geretteten Juden zählen der Schriftsteller Robert Schindel und der Bodybuilder Harry Gelbfarb.

Nach der Befreiung Wiens trat Franzi Löw in den Dienst der Stadt Wien ein und wurde dem Referat Körperbehindertenfürsorge im Gesundheitsamt zugeteilt. 1948 heiratete sie Wilhelm Danneberg, einen Richter, der in der NS-Zeit ihre Aktivitäten unterstützt hatte und wegen "Judenfreundlichkeit" vom Dienst suspendiert worden war. 1979 ging sie in Pension und verstarb am 28. November 1996 in Wien[1].

Doron Rabinovici widmete Danneberg-Löw seine Dissertation "Instanzen der Ohnmacht" über die Geschichte der jüdischen Gemeinde 1938 bis 1945; Robert Schindel setzte seiner Lebensretterin in seinem Theaterstück "Dunkelstein" ein literarisches Denkmal. Nach der Widerstandskämpferin wurde der Franziska-Löw-Park benannt.

Literatur

  • Maria Dorothea Simon: Franziska Danneberg-Löw − eine jüdische Fürsorgerin in Wien in der Zeit des Nationalsozialismus. In: Johannes Pflegerl / Monika Vyslouzil / Gertraud Pantucek [Hg.]: Passgenau helfen. Soziale Arbeit als Mitgestalterin gesellschaftlicher und sozialer Prozesse. Festschrift für Peter Pantuček. Wien [u.a.]: Lit-Verlag 2013, S. 83-91
  • Robert Schindel: Dunkelstein. Eine Realfarce. Innsbruck/Wien: Haymon-Verlag 2010
  • Ernst Berger [Hg.]: Verfolgte Kindheit. Kinder und Jugendliche als Opfer der NS-Sozialverwaltung. Wien [u.a.]: Böhlau 2007
  • Doron Rabinovici: Instanzen der Ohnmacht. Wien 1938−1945. Der Weg zum Judenrat. Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag 2000
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes [Hg.]: Erzählte Geschichte. Berichte von Widerstandskämpfern und Verfolgten. Band 3: Jüdische Schicksale. Berichte von Verfolgten. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1992, S. 185-197
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Franzi (Danneberg-)Löw: Mit meiner Deportation gerechnet [Stand: 04.05.2016]
  • Franzi Löw – eine jüdische Fürsorgerin im nationalsozialistischen Wien [Stand: 04.05.2016]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. WStLA, M.Abt. 116, Standesamt Währing, A3: 882/1996