Freda Meissner-Blau, * 11. März 1927 Dresden, † 22. Dezember 2015, Politikerin, Journalistin.
Biografie
Freda Meissner stammte aus einer altösterreichischen Offiziers- und Industriellenfamilie und verbrachte die ersten drei Lebensjahre in Reichenberg in Nordböhmen, dem Heimatort ihrer Mutter. Von dort zog die Familie nach Linz und im Sommer 1938 nach Wien. Der Vater, Ferdinand Meißner, schrieb als Journalist gegen das Nazi-Regime an und emigrierte 1939 nach Großbritannien. Um Verfolgungen zu entgehen, ließ die mit den Nazis sympathisierende Mutter sich scheiden und kehrte nach Reichenberg zurück. Dort nahm Freda Meissner ihr Mittelschulstudium wieder auf, floh aber im Februar 1945 vor den anrückenden russischen Truppenverbänden allein nach Westen und erlebte die Bombardierung Dresdens.
1947 ging sie nach Wien zurück und begann Publizistik und Journalistik zu studieren. Später machte sie in Großbritannien eine Krankenschwesterausbildung, inskribierte in Frankfurt/Main Medizin und lernte dort den für die französische Besatzungsmacht wirkenden Georges de Pawloff kennen, den sie 1953 heiratete. Mit ihrem Mann arbeitete sie zunächst im Kongo und erlebte dort den Kampf gegen die Kolonialherrschaft mit. Später war sie bei der UNESCO in Paris beschäftigt, kehrte 1962 nach Wien zurück und wurde hier zur Generalsekretärin des neuen Instituts für Höhere Studien (IHS) ernannt. 1968 übersiedelte sie erneut nach Paris. Wenig später zerbrach ihre Ehe mit Georges de Pawloff aufgrund von politischen Meinungsverschiedenheiten.
1970 heiratete Freda Meissner Paul Blau, der von 1967 bis 1970 als Chefredakteur der "Arbeiterzeitung" fungierte und mit dem 1972 sie nach Wien zurückkehrte. Hier engagierte sich in der Friedens- und Anti-Atomkraft-Bewegung. Das Resultat der Abstimmung gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf und der Erfolg der Ökologiebwegung in der Hainburger Au ließ AktivistInnen wie sie daran denken, eine eigene politische grüne Partei zu gründen. 1986 kandidierte Meissner-Blau für die Grünen bei der Bundespräsidentschaftswahl (5,5 %); sie wurde zur Spitzenkandidatin und Klubobfrau (1986 bis 1988) der Partei "Grüne Alternative", die nach der Nationalratswahl 1986 mit insgesamt acht Abgeordneten ins Parlament einzog. Am 6. Dezember 1988 legte sie das Mandat nieder. Nach dem Ausscheiden aus dem Parlaments war sie weiterhin politisch aktiv, arbeitete in internationalen Gremien mit und setzte sich gegen die Verletzung der Menschenrechte bei homo-, bi- und transsexuellen Personen (Internationales Menschenrechtstribunal 1995) ein.
2017 wurde die Freda-Meissner-Blau-Promenade am Donaukanalufer nach der Politikerin benannt.
Literatur
- Conrad Seidl: Grünen Mitbegründerin Freda Meissner-Blau gestorben. In: derstandard.at, 23.12. 2015 [Stand: 28.01.2019]
- Meissner-Blau: "Der heilige Zorn ist geblieben". In kurier.at, 23.10.2014 [Stand: 28.01.2019]
- Freda Meissner-Blau: Die Frage bleibt. 88 Lern- und Wanderjahre. Freda Meissner-Blau im Gespräch mit Gert Dressel. Wien: Amalthea 2014
Freda Meissner-Blau im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.