Friedrich Jodl

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Friedrich Jodl
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Jodl, Friedrich
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Jodl, Fritz
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. phil.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  19510
GNDGemeindsame Normdatei 119305429
Wikidata Q91919
GeburtsdatumDatum der Geburt 23. August 1849
GeburtsortOrt der Geburt München 4127793-4
SterbedatumSterbedatum 26. Jänner 1914
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Moralphilosoph, Volksbildner, Universitätsprofessor
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 15.11.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung  28. Jänner 1914
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Döblinger Friedhof
Grabstelle Gruppe 40, Nummer 70
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab
BildnameName des Bildes Friedrichjodl.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Friedrich Jodl

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Friedrich Jodl, * 23. August 1849 München, † 26. Jänner 1914 Wien, Ethiker, Moralphilosoph, Psychologe, Volksbildner.

Biografie

Friedrich Jodl kam in München als ältestes von acht Kindern des bayrischen Regierungsrates Johann Baptist Jodl und dessen Ehefrau Therese, geborene Handschuch, zur Welt. Zwei seiner Geschwister verstarben bereits im Kleinkindalter. Friedrich Jodl, auch "Fritz" genannt, wuchs bis zum frühen Tod seiner Mutter 1866 sehr behütet in einem von Musik und Kultur geprägten Elternhaus auf.

Jodl besuchte das Gymnasium (bis 1867) und studierte anschließend Geschichte und Philosophie an der Universität München. 1871 dissertierte er mit einer von der Universität prämierten Arbeit über David Hume zum Doktor der Philosophie. Im Jahr 1873 wurde er Lehrer für Universalgeschichte an der königlich-bayrischen Kriegsakademie und 1880 habilitierte er sich in München für Philosophie.

Bereits Mitte der 1870er Jahre hatte Friedrich Jodl im Haus des Kunstschriftstellers Karl Förster und der Kammersängerin Sophie Förster deren Tochter Margarete kennengelernt, die er im August 1882 heiratete. Das Paar dürfte zeitlebens eine sehr innige und liebevolle Beziehung geführt haben. Margarete Jodl begleitete ihren Ehemann auf seinen beruflichen Stationen, teilte die Ansichten und Interessen ihres Ehemannes und unterstützte ihn bei all seinen Aktivitäten maßgeblich. Die in Nachrufen auf Margarete Jodl verwendete Bezeichnung als "Sekretärin" ihres Mannes verweist auf ihr Wirken im Hintergrund, dürfte ihrem Anteil an der gemeinsamen Arbeit aber nicht gerecht werden.

Friedrich Jodl, der sich mit seiner "Geschichte der Ethik" (1882/1889) einen ausgezeichneten wissenschaftlichen Ruf erworben hatte, wirkte ab 1885 als Professor an der Universität Prag. 1896 wurde er als Professor für Philosophie an die Universität Wien berufen und wirkte dort bis zu seinem Tod 1914. Ab 1902 übernahm er zudem das Lehramt für Ästhetik der bildenden Künste an der Technischen Hochschule Wien. In den Studienjahren 1891/1892 und 1906/1907 hatte er als Dekan der philosophischen Fakultäten in Prag und Wien fungiert. 1910 wurde er als ordentliches Mitglied in die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien aufgenommen, der er bereits zuvor als korrespondierendes Mitglied angehört hatte.

Neben seiner akademischen Laufbahn engagierte sich Friedrich Jodl in zahlreichen Vereinen und Zusammenschlüssen mit volksbildnerischem Anspruch – er zählt vermutlich zu den bedeutendsten Volksbildnern seiner Zeit. Jodl war 1892 an der Gründung der "Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur" beteiligt und bekleidete die Funktion des zweiten Vorsitzenden. Für die Gesellschaft trat er regelmäßig als Redner auf und arbeitete an deren inoffizieller Wochenschrift "Ethische Kultur" mit. Als zwei Jahre später, 1894, die österreichische "Ethische Gesellschaft" ins Leben gerufen wurde, zählte er ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern. Mit seiner Berufung nach Wien 1896 zog sich Friedrich Jodl aus Arbeitsüberlastung aus der Ethischen Gesellschaft – in Deutschland und Österreich – zurück, wurde jedoch anlässlich des 10-jährigen Bestehens der österreichischen Vereinigung zum Ehrenmitglied ernannt. Mit seinen Ideen und Anschauungen hat Jodl die Bewegung maßgeblich mitgeprägt. Wichtig war ihm stets die Wechselwirkung zwischen wissenschaftlicher Ethik und dem Leben.

Nach dem Tod Alfred von Arneths übernahm Friedrich Jodl 1898 für zwölf Jahre die Leitung des Wiener Volksbildungsvereins, der unter anderem Kurse organisierte und Bibliotheken, wie etwa die große Lesehalle im Volksheim Ottakring, einrichtete. In den Zeitraum seiner Leitung fällt auch die Errichtung des Volksbildungshauses Margareten. Mit dieser Funktion einher ging die Präsidentschaft des Zentralverbandes der deutsch-österreichischen Volksbildungsvereine, die Jodl daher ebenfalls übernahm. 1910, nach Rücklegung dieser Ämter, wurde er von beiden Organisationen zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Außerdem war Friedrich Jodl über viele Jahre Obmann der Philosophischen Gesellschaft und erster Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Kinderforschung. Er arbeitete beim Verein "Freie Schule" mit und unterstützte die Frauenbewegung, zu deren Vorkämpferinnen auch seine Ehefrau zählte. Ein zentrales Anliegen war ihm der Kampf gegen Klerikalismus und kirchliche Intoleranz, mit Vehemenz setzte er sich zeitlebens für eine Trennung von Kirche und Staat sowie Kirche und Schule ein.

In der Wienbibliothek im Rathaus werden rund 1.300 Korrespondenzstücke von und an Friedrich Jodl sowie zahlreiche weitere Dokumente, die über das Wirken des Ehepaars Margarete und Friedrich Jodl Auskunft geben, verwahrt. Materialien finden sich etwa in der Sammlung Wilhelm Börner sowie im Teilnachlass Wilhelm Börner oder auch im Teilarchiv der Gesellschaft für Ethische Kultur.

Werke (Auswahl)

  • Friedrich Jodl: Leben und Philosophie David Humes. Halle: Pfeffer 1872
  • Friedrich Jodl: Die Kulturgeschichtsschreibung. Halle: Pfeffer 1878
  • Friedrich Jodl: Studien zur Geschichte und Kritik der Theorien über den Ursprung des Sittlichen. Hobbes und seine Gegner im 17. Jahrhundert (Habilitationsschrift). München: G. Schuh & Cie. 1880
  • Friedrich Jodl: Geschichte der Ethik. Band 1. Stuttgart: Cotta 1882
  • Friedrich Jodl: Geschichte der Ethik. Band 2. Stuttgart: Cotta 1889
  • Friedrich Jodl: Moral, Religion und Schule. Stuttgart: Cotta 1892
  • Friedrich Jodl: Ethik. Geschichtlicher Abriß bis zur Gegenwart. Langensalza: H. Beyer 1895
  • Friedrich Jodl: Lehrbuch der Psychologie. Stuttgart: Cotta 1897
  • Friedrich Jodl: Ludwig Feuerbach. Klassiker der Philosophie. Stuttgart: Fromann 1904


Quellen


Literatur


Friedrich Jodl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.