Friedrich Schächter
Friedrich Schächter, * 26. April 1924 Wien, † 23. Mai 2002 Wien, Erfinder, Unternehmer.
Biografie
Friedrich Schächter wurde als zweites Kind von Bertha (geborene Weingeist) und Ruben Schächter 1924 in Wien geboren. Er absolvierte die Volksschule in der 6., Corneliusgasse und das Esterhazy-Realgymnasium. Dieses musste er nach vier Jahren verlassen und unter dem Regime des Nationalsozialismus als 15-jähriger im April 1939 nach Schweden fliehen. Seine schulische Ausbildung war damit zu Ende, im weiteren Leben war er auf Selbststudium angewiesen. Im Exil in Stockholm und Göteborg verdiente Schächter zunächst seinen Lebensunterhalt als Porträtmaler. Von dem Unternehmer Eugen Spitzer, einem anderen Exilanten, angeregt, begann Schächter 1947 ein damals recht neues Schreibgerät, den Kugelschreiber, zu verbessern. 1948 arbeitete er als Entwicklungsleiter für das Unternehmen Ballograf Verken AB in Göteborg an Maschinen für die Erzeugung von Schreibspitzen. Mit 27 Jahren reichte er 1951 sein erstes Patent (134432 "Skrivspets" (Schreibspitze)) in Schweden ein. Gemeinsam mit einem der Ballograf-Gründer, Eugen Spitzer, erfand er eine licht- und dokumentenechte Tinte. Schächters bahnbrechende Erfindungen des Spinner Head (Drückwerkzeug) 1956 sowie des Spinning Tool (Spinnkopf) 1961 perfektionierten die Kugelschreiber-Produktion enorm und begründeten den Ruf des "Kuli" als perfektes Schreibgerät.
1953 übersiedelte Schächter in die USA und wurde Leiter der Forschungsabteilung bei Paper Mate. Mit Paul C. Fisher, Kugelschreiberfabrikant aus Kaliforniern, produzierte Schächter für die NASA den berühmten "Fisher Space Pen", der im schwerelosen Raum, unter Wasser, aufwärts und auf fettigem Untergrund schreibt. Seit 1967 verwenden Astronaut*innen und Kosmonaut*innen den Stift auf ihren Missionen. 1956 kehrte Schächter nach Europa zurück, zunächst nach Berlin und Lugano. 1962 gründete er in Wien die Firma MINITEK – Feinmechanische Produkte GmbH. Paul C. Fisher war seit 1961 Teilhaber bei MINITEK, seine Anteile wurden 1971 an den französischen Konzern BIC Group verkauft. Von da an forschte und entwickelte Schächter größtenteils für BIC; zunächst Produktionsmaschinen und Testgeräte für Kugelschreiberminen, darauf folgten Erfindungen für das BIC-Feuerzeug und den BIC-Nassrasierer. Die beharrliche Suche nach dem "perfect pen" beschäftigte Schächter selbst nach Schließung seiner Firma noch, angetrieben von seiner Vision des "zero-defect-manufacturing". 2000 musste Schächter seine Firma MINITEK wegen schwerer Krankheit schließen und starb 78-jährig im Mai 2002 in einer Klinik in Wien. Schächters Grab im Ehrenhain des Wiener Zentralfriedhofs wurde von Gerhard Gutruf gestaltet, der auch den Nachlass von Schächter verwaltet.
Schächter wurde zum Ehrenmitglied der Technischen Universität Wien und anderer namhafter wissenschaftlicher Vereinigungen ernannt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Zeit seines Lebens zeigte Schächter großes Interesse an Kunst. So nahm er etwa Unterrichtsstunden bei Victor Slama in Wien (September 1938 bis April 1939) sowie bei den schwedischen Malern Ragnar Sandberg und Isaac Grünewald in Göteborg. Darüber hinaus trat er als Kunstsammler und Mäzen – insbesondere von Gerhard Gutruf – auf. Seine Schwester Edith konnte im März 1939 nach England fliehen, wo sie als Haushaltshilfe arbeitete, und emigrierte später in die USA. In der Aula seiner ehemaligen Schule erinnert seit 2008 eine Gedenktafel an die durch das NS-Regime vertriebenen Schüler*innen, darunter Schächter.
Literatur
- Österreichische Akademie der Wissenschaften – ACDH-CH: Biographie des Monats März 2018: „Man kann die Kugel nicht neu erfinden, aber man kann sie runder machen.“ – Friedrich Schächter und die Erfindung des Weltraum-Kugelschreibers [Stand: 30.10.2024]
- Website zu Friedrich Schächter [Stand: 30.10.2024]