Galopprennen

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Galopprennen im Prater, 1936
Daten zum Eintrag
Datum vonDatum (oder Jahr) von 16. August 1778
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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BildnameName des Bildes Pferderennen.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Galopprennen im Prater, 1936

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Galopprennen (2, 11). Am 16. August 1778 wurde nach englischem und französischem Vorbild in der Hauptallee erstmalig ein Pferderennen nach englischer Art abgehalten, das Martin Pächtel am 8. August im „Wiener Diarium" (Nummer 63) ankündigte und das möglicherweise von Freiherr Lopresti angeregt worden war (jedenfalls wird sein Haus auf der Wieden als Kontaktadresseangegeben). Am 19. Mai 1784 veranstalteten die Engländer Hyam, Price und Massen, die als Reitlehrer, Bereiter und Kunstreiter in Wien tätig waren, ein Rennen („Wienerblättchen" von 19. Mai 1784). Die in Adelskreisen erkennbare anglophile Einstellung kam der Neuerung entgegen oder war sogar Ursache für die Einführung der Galopprennen 1787 wird als Veranstaltungsort eine Praterwiese genannt (wahrscheinlich bereits die damals noch mit dem Prater verbundene Simmeringer Haide). Im April kam es zum letzten Auftreten der Engländer; seit Mai 1787 wurden die Rennen von österreichischen „Coursliebhabern" veranstaltet. Im allgemeinenwurden nur Flachrennen geritten. Joseph II. dürfte die Galopprennen verboten haben.

Das nächste überlieferte Rennen fand jedenfalls erst am 17. April 1816 auf der Simmeringer Haide statt (Darstellungen unter anderem von Johann Schindler [Artaria &Co.] und im Verlag Tranquillo Mollo). Die ins Treffen geführte Nützlichkeit der Galopprennen für die Zucht und der stärker beachtete sportliche Faktor haben zweifellos zur Wiederaufnahme der Rennen wesentlich beigetragen; die Galopprennen wurden seither straff organisierte, programmierte und planmäßig abgehaltene Meetings. Eine dominierende Rolle im Galopprennsport spielte im Vormärz das Haus Liechtenstein, die Werbetrommel rührte (auch durch einschlägige Schrifttum) Istvan Graf Szechenyi. Am 30. März 1826 feierte der „Wiener Wettrenn-Ausschuß" seine öffentliche Premiere mit Galopprennen und Sweepstakes (Stiche von Balthasar Wigand und bei Artaria, 1827 auch J. Kriehuber bei Trentsensky); seit 1831 gibt es auch Handicaps. Bis 1837 gingen jährlich an vier bis Renntagen 27-51 Pferde an den Start; 1837 stellte der „Wiener Wettrenn-Ausschuß" seine Tätigkeit ein, im selben Jahr wurde die „Wiener Pferderennen-Gesellschaft" gegründet, deren Ausschuß sich personell vom früheren kaum unterschied und die bis 1853 Galopprennen veranstaltete. Die 1832 durchgeführte Regulierung des unteren Donaukanals veränderte die topographische Situation insofern, als der Rennplatz nun nördlich des Kanals zu liegen kam (Freudenau). Bei den Rennen konzertierte ab 1838 eine Militärkapelle. Seit 1839 fanden die Rennen auf der „Fleischhackerwiese" (Gelände des heutigen Rennplatzes Freudenau) statt. Es wurde eine elegante gedeckte Tribüne errichtet, die vor dem Ziel eine Hofloge erhielt (sie befand sich etwa dort, wo heute der 2.000-m-Startplatz liegt, und wurde am 15. Mai 1841 von Ferdinand I. besucht). 1849 und 1855-1857 fanden keine Rennen statt, 1854 tritt ein Wettrenn-Comite als Veranstalter auf, 1857 taucht ein „Centralverein" auf, 1858-1868 wurden die Galopprennen vom Wiener Wettrenn-Verein veranstaltet; am 22. Mai 1858 wurde eine neue gedeckte Tribüne (mit Hofloge, 30 Logen und numerierten Sitzen) eröffnet, der sich drei offene Tribünen für 3.500 Personen anschlössen.

Am 28. Dezember 1866 wurde auf Anregung von Nikolaus Graf Esterházy als oberste Sammelorganisation der „Jockey Club" gegründet (Erste Hauptversammlung am 17. Februar 1867, Erstes Rennen am 23. Mai 1867, Erstes Österreichisches Derby am 21. Mai 1868), der sich 1868 mit der Wettrenn-Gesellschaft (die die Rennbahn in der Freudenau besaß) fusionierte und 1869-1931 die Galopprennen organisierte. Am 15. Mai 1870 wurden die nach Plänen von Carl von Hasenauer errichteten beiden neuen Tribünen eröffnet (verbunden mit einer „Umdrehung" des Platzes und der Anlage neuer Rennbahnen). Nach einem Brand (1883) kam es zu einem Neubau (1885-1887) nach Plänen von Anton und Josef Drexler. Die rasante Aufwärtsentwicklung und Ausweitung des Rennbetriebs (1883: 22 Veranstaltungen mit 138 Rennen) führte zur Gründung neuer Events, von denen sich einige bis heute erhalten haben (unter anderem Großes Wiener Handikap, 1885; Großes Freudenauer Handikap, 1885; Graf-Nikolaus-Esterházy-Memorial, 1886; Graf-Hugo-Henckel-Memorial, 1889). Am 25. Februar 1890 beschloß das Abgeordnetenhaus die Einführung einer Totosteuer (Besteuerung des Totalisators; Wettabgabegesetz; Novellierungen des Wettsteuergesetzes am 13. August 1919 und am 1. September 1924), das den Jockey Club finanziell belastete. Am 2. September 1909 wurde die Straßenbahnlinie 80 in Betrieb genommen (am 17. August 1969 durch Autobuslinie er-setzt). Die positive Entwicklung (Derby 1913: über 40.000 Besucher) wurde durch den Erste Weltkrieg und die darauffolgende permanente Existenzkrise unterbrochen. Am 5. Jänner 1919 erfolgte die Umbenennung in „Jockey Club für Wien". 1928 wurde der „Große Preis von Österreich" geschaffen, am 22. April 1928 gaben nach der Gründung des Österreichsichen Amateurreiter-Vereins Amateurreiterinnen ihr Debüt. Die Wirtschaftskrise führte zu einschneidenden Veränderungen; am 9. Jänner 1932 erklärte sich die Österreichische Renn- und Campagne-Reiter-Gesellschaft bereit, als Veranstalter die Galopprennen weiterzuführen, am 19. März 1932 wurde der Wiener Rennverein gegründet (Sitz Hotel Bristol, 1, Mahlerstr.). Am 11. September 1938 wurde der Jockey Club (der im Philipphof seinen Sitz hatte) durch die Nationalsozialisten aufgelöst und sein Vermögen dem Wiener Rennverein übergeben, der in die freigewordenen Lokalitäten übersiedelte. Am 6. August 1944 stellte man den Rennbetrieb ein, am 12. Februar 1945 wurde der Philipphof durch Bomben zerstört; die Freudenauer Rennbahn wies 230 Bombentrichter auf. Nach Kriegsende erfolgte die Neugründung des Jockey Clubs, am 27. Oktober 1945 gab es das Erste Militär-Meeting der englische Besatzungsmacht (General McCreery); das erste zivile Rennen nach dem Zweiten Weltkrieg fand am 14. April 1946 statt. Die Galopprennen wurden bis 1959 vom Wiener Rennverein und 1960-1962 von der Vereinigung zur Förderung der Vollblutzucht in Österr. GmbH, veranstaltet; 1962 übernahm der Wiener Galoppverein diese Aufgabe. 1958 erfolgte die Gründung des Österrischen Amateur-Rennrei-ter-Vereins. Das 1953 begründete Pferdetoto wurde 1967 eingestellt. - 1859 und 1863 gab es auf der Zirkuswiese (2, Prater) ein Hippodrom von Ernst Renz mit Herrenreiten, Bauernrennen und anderem.

Literatur

  • Walter Binnebös: Galoppsport in Wien. Von der Prater Hauptallee 1778 und der Simmeringer Heide zu Kottingbrunn und Freudenau. Wien: Prachner 1980
  • Felix Czeike: Galopprennen in der Wiener Freudenau. In: Wiener Geschichtsblätter 44 (1989), S. 136 ff.
  • Victor Silberer: Der Jockei-Klub für Österreich. Zur Gründungsgeschichte des Klubs. Wien: Beck 1917
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken 1968
  • Eugen Luz: Übers Wettrennen in Wien. Wien: [o.V.] 1787