Gertrude Pressburger
Gertrude Pressburger, * 11. Juli 1927 Wien, † 31. Dezember 2021, Holocaustüberlebende, Zeitzeugin.
Biografie
Gertrude Pressburger und ihre beiden Brüder verbrachten ihre ersten Lebensjahre im kleinbürgerlichen Milieu der Tischlerei ihres Vaters in Meidling. Die Familie konvertierte Anfang der 1930er Jahre vom Judentum zum Katholizismus, trotzdem war das Mädchen schon früh mit antisemitischen Übergriffen konfrontiert. Nach dem sogenannten "Anschluss" konnte die Familie zunächst nach Jugoslawien flüchten, kriegsbedingt gelangten sie dann nach Italien und wieder nach Jugoslawien. Ein geregelter Schulbesuch war für die Kinder damit nicht mehr möglich. 1944 endete die Flucht mit der Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz. Gertrude überlebte als einziges Familienmitglied den nationalsozialistischen Terror. 1945 gelangte sie auf Einladung einer entfernten Verwandten nach Schweden, wo sie Bruno Kreisky kennenlernte. Obwohl er ihr davon abriet, ins zerstörte Wien zurückzukehren, organisierte er die notwendigen Dokumente. Zurück in Wien wurde sie von einer Tante aufgenommen. Sie fand eine Stelle bei der österreichische-alliierten Zensurbehörde und wechselte bald zum Kaufhaus Herzmansky.
Gertrude Pressburger war verheiratet und Mutter einer Tochter.
Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie während des Wahlkampfes zur Wiederholung der Stichwahl zwischen Alexander van der Bellen und Norbert Hofer 2016 bekannt, als sie in einem "Youtube"-Video vor Ausgrenzung und Radikalisierungstendenzen warnte. Unterstützt von der Journalistin Marlene Groihofer veröffentlichte Gertrude Pressburger 2018 ihre Autobiografie.
Video
Literatur
Gertrude Pressburger: Gelebt, erlebt, überlebt. Aufgezeichnet von Marlene Groihofer. Wien: Paul Zsolnay 2018