Grüßen
Grüßen. Für die Art des Grüßens steht dem Wiener ein nuancenreiches Angebot zur Verfügung. Der gebräuchlichste Alltagsgruß ist seit jeher Grüß Gott, zu Damen sagt man Küss die Hand, die ehrerbieterischen Begrüßungsformeln reichten schon frühzeitig von Meine Hochachtung und Meine Verehrung bis zu Meine Ergebenheit oder Mein Respekt, woraus sich auch die karikierenden Abarten Habe die Ehre und Gschamsterdiener ableiteten, wogegen sich im freundschaftlichen Verkehr Servus und im engsten Kreis das (kindliche) Baba durchsetzten. Das Auf Wiedersehen (auch Pfüat di Gott) wurde durch Ausdrücke aus fremden Sprachen (Adieu, Bye bye, Ciao) bereichert, wobei letzteres bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts anzutreffen ist, als Radetzky mit seiner Armee aus Oberitalien heimkehrte. Wie wichtig in Wien das Grüßen ist, geht beispielsweise daraus hervor, dass Karl Kraus in seinem Nachruf auf Thronfolger Franz Ferdinand die Worte wählte: „Er war kein Grüßer."
Literatur
- Gottfried Heindl: Wien. Brevier einer Stadt. Wien: Neff 1972, S. 118 ff.