Hans Hurch
- Kulturredakteur bei der Zeitschrift "Falter" (1976 bis 1988)
- Regieassistent von Danièle Huillets und Jean-Marie Straub (1986 bis 2000)
- Direktor der Viennale (1997)
Hans Hurch, * 18. Dezember 1952 Schärding, Oberösterreich, † 23. Juli 2017 Rom, Kulturmanager.
Biographie
Hans Hurch entwickelte bereits als Kind ein spezifisches Interesse am Medium Film. Da seine Familie keinen Fernsehapparat besaß, waren amerikanische Kurzfilmkomödien mit Charlie Chaplin oder Buster Keaton im Schulprogramm des Rex-Kinos oder des Froschauer-Kinos seiner oberösterreichischen Heimat die ersten prägenden bewegten Bilder seiner Kindheit und frühen Jugend. Nachdem das Kinosterben im ländlichen Raum der 1960er Jahre auch Schärding erfasste und beide Lichtspieltheater der Stadt zusperren mussten, wichen die Teenager der Region mit ihren obligatorischen Mopeds in das nur 15 Kilometer entfernte Passau aus. Dort gab es einen Filmklub, welcher jeden Donnerstagabend eine Reihe unter dem Titel "Der besondere Film" zeigte, durch die Hurch die wichtigsten Werke der Filmgeschichte kennenlernte.
Nach der Matura ging Hans Hurch nach Wien und studierte da Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie, später auch Soziologie und Psychologie an der Universität Wien. Dem bewegten Bild widmete er sich im Rahmen regelmäßiger Besuche des jungen Filmmuseums. Ab Mitte der 1970er Jahre wandte er sich dem Schreiben zu und war von 1978 bis 1988 für das ein Jahr zuvor gegründete Stadtmagazin Falter tätig. Dort baute er unter anderem eine eigene Filmredaktion auf. Danach arbeitete er in der Praxis des Filmschaffens als Regieassistent und Drehbuchautor für Produktionen in Deutschland, Frankreich und Italien.
1995 bestellte ihn das Bundesministeriums für Wissenschaft und Kunst als Kurator des Projektes "hundertjahrekino". Dabei setzte er sehr erfolgreich den Schwerpunkt nicht auf Musealisierung und Reminiszenz im Rahmen von einmaligen Großveranstaltungen, sondern darauf, durch viele breit gestreute Impulse und langfristige Strukturverbesserungen die Zukunft des Kinos zu fördern und zu sichern.
Von 1997 bis zu seinem überraschenden Tod 2017 leitete Hurch das internationale Filmfestival Viennale. Sein Bestreben war seit Beginn dieser Direktion, das Programm als Konzept soweit in den Hintergrund treten zu lassen, dass dem Kino und seiner Magie selbst der maximale Raum der Wahrnehmung zur Verfügung steht. Als Zweck seiner Tätigkeit, wie er selbst mit André Bazin formulierte, sah er, "den Schock des Kunstwerks (zu) verlängern".
Literatur
- Klaus Nüchtern: Feuilleton. Die so genannten Qualitätsmedien befinden sich in der Krise. Aber worin besteht diese? In: Falter 44/02, 30.10.2002
- Kuratorenbericht Hans Hurch. In: Kunstbericht 1995. Wien: Bundesmin. für Unterricht, Kunst und Kultur, Kunstsektion 1996, S. 281-286
- André Bazin: Überlegungen zur Kritik. In: André Bazin. Filmkritiken als Filmgeschichte. Hg. von Klaus Eder. München / Wien: Hanser 1981 (Arbeitshefte Film Hanser 7), S. 14
- Dominik Kamalzadeh: Viennale-Chef-Hans-Hurch gestorben. In: Der Standard, 24.07.2017 [Stand: 14.11.2017]
- Thomas Trenkler: Hans Hurch bleibt bis 2018 Viennale-Chef. In: Kurier, 06.08.2015 [Stand: 03.03.2017]
- Nora Bruckmüller: Hurch: "Christoph Waltz verdankt Österreich gar nichts." In: Oberösterreichische Nachrichten, 02.04.2013 [Stand: 01.03.2017]
- Andreas Ungerböck: Der freundlichste Terrorist. In: FAQ-Magazin, Oktober/November 2011 [Stand 03.03.2017]
- Monika Kriwan: High-Performer. Die Originalversion. In: Die Presse, 10.10.2008 [Stand: 01.03.2017]
- Michael Totschnig: Hundertjahrekino. In: Cineastisches Wien, 01.12.1999 [Stand: 03.03.2017]