Hausgehilfin

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Kochkurs an der Fortbildungsschule für Hausgehilfinnen, 1929
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Berufsbezeichnung
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
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Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Langes 19. Jahrhundert, Von der Casa piccola zur Oper. Wege der Frauen an der Ringstraße, Teil 2
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 24.06.2022 durch WIEN1.lanm09was
BildnameName des Bildes Hausgehilfin A-76731 0050.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Kochkurs an der Fortbildungsschule für Hausgehilfinnen, 1929


Eröffnung des Hausgehilfinnenheimes im Haus Rahlgasse 2 durch Bürgermeister Karl Seitz, 1927

Hausgehilfin. 1) Dienstbotin:

Der Dienstleistungssektor (insbesondere der Bereich der persönlichen und häuslichen Dienste) war bis ins 20. Jahrhundert der einzige Wirtschaftssektor mit einem den Durchschnitt enorm übersteigenden Anteil an Frauen (1869 waren 87%, 1890 94% und 1900 97% der Gesindepersonen weiblichen Geschlechts). Ende des 19. Jahrhunderts waren zudem über ein Drittel aller erwerbstätigen Frauen in dieser Sparte beschäftigt. Nach der Jahrhundertwende war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen (1910 waren 134.265 Frauen als Dienstbotinnen tätig, 1923 nur noch 90.141). Bei den in den städtischen bürgerlichen Haushalten tätigen weiblichen Gesindepersonen handelte es sich großteils um Frauen, die aus ländlichen Dörfern und Gemeinden stammten; 1880 waren nur 7,3% der Dienstbotinnen gebürtige Wienerinnen, jede vierte Dienstbotin kam aus Niederösterreich, der Großteil stammte jedoch aus Böhmen, Mähren und Ungarn. Die Arbeitsbedingungen und die Wohnsituation der Dienstmädchen waren häufig unzumutbar; dem Großteil der Dienstbotinnen stand kein eigener Raum zur Verfügung; meist mußten sie sich mit einer im Vorzimmer, in der Küche oder im Bad aufgestellten Schlafgelegenheit begnügen (die Dienstbotenordnungen enthielten keine näheren Bestimmungen über die Beschaffenheit der Wohn- und Schlafgelegenheiten). Die schlechten Arbeits- und Lebensverhältnisse der „weißen Sklavinnen" (wie sie im zeitgenössischen Sprachgebrauch genannt werden) wurden ab 1890 insbesondere von der proletarischen Frauenbewegung in die Öffentlichkeit getragen. Fast in jeder Nummer der „Arbeiterinnen-Zeitung" wurde vom Schicksal der Dienstmädchen berichtet (Schikanen, Ungerechtigkeiten, Übergriffe der Dienstgeber). Die weiblichen Vertreterinnen der österreichischen Sozialdemokraten, vor allem Adelheid Popp, motivierten die Dienstbotinnen zur Nachahmung; am 10. September 1893 fand unter Popps Leitung die erste große Dienstbotinnenversammlung in Wien statt (300 Teilnehmerinnen). Trotz forcierter Agitationstätigkeit gelang es jedoch nicht, die Dienstbotinnen politisch oder gewerkschaftlich in größerem Maße zu organisieren. Durch das öffentliche Aufzeigen der rechtlichen und sozialen Unterprivilegierung konnte allerdings Druck ausgeübt werden, der zur Abschaffung der über 100 Jahre alten Gesindeordnung führte.

2) Hausgehilfin:

Ab den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Dienstbotinnen (Dienstmädchen) Hausgehilfinnen genannt. Der Beruf wurde auch in der Zwischenkriegszeit als die Erwerbstätigkeit für Frauen angesehen. Trotz der vor allem von konservativer Seite betriebenen Propagierung des häuslichen Diensts war ab den 20er Jahren ein deutlicher Rückgang in diesem Erwerbszweig zu verzeichnen (1910 101.513 Hausgehilfinnen, 1923 60.849, 1934 49.437). 1910 (Volkszählung) gab es in Wien 12.039 Haushalte mit zwei Hausgehilfinnen, im September 1920 nur noch 4.550. Im Vergleich zu anderen Erwerbssparten, in denen der Frauenanteil anstieg (Frauenarbeit), hatte dieser Dienstleistungsbereich den stärksten Rückgang zu verzeichnen, eine Tendenz, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg weiter verstärkte (1947 insgesamt 14.524 Hausgehilfinnen; in den Arbeitsämtern gab es 4.206 offene Stellen und 803 arbeitsuchende weibliche Hausangestellte).

Hauspersonal


Literatur

siehe Frauenarbeit