Heide Schmidt
Heide Schmidt, *27. November 1948 Kempten im Allgäu (Deutschland), Politikerin, Juristin.
Biographie
Heide Schmidt, Tochter sudetendeutscher Flüchtlinge, übersiedelte 1950 nach der Scheidung ihrer Eltern mit der Mutter von Bayern nach Wien. Nach der Matura (1966) begann sie ein Studium der Rechtswissenschaften, das sie mit der Promotion 1971 abschloss. 1978 erwarb sie überdies einen Studienabschluss in Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (Mag. rer. soc. oec.). Nach dem Gerichtsjahr am Landesgericht für Strafsachen Wien sowie am Bezirksgericht Innere Stadt arbeitete sie 1972 bis 1977 im Rechtsdienst des Unterrichtsministeriums. In der Folge war sie als persönliche Assistentin für die von der FPÖ nominierten Volksanwälte Gustav Zellinger (1977 bis 1983) und Helmuth Josseck (1983 bis 1988) tätig.
Seit den 1970er Jahren in der FPÖ engagiert, wurde sie 1987 Mitglied des Bundesrates und avancierte 1988 zur Generalsekretärin der Partei. Sie blieb in dieser Funktion bis zu ihrer Wahl zur Bundesparteiobmann-Stellvertreterin im Jahr 1990. Im gleichen Jahr zog sie in den Nationalrat ein, wo sie als Dritte Präsidentin des Nationalrats sowie als freiheitliche Justizsprecherin fungierte. Bei der Bundespräsidentenwahl 1992 erzielte sie als Kandidatin der FPÖ im ersten Wahlgang 761.390 Stimmen (16,4 Prozent; in Wien 14,2 Prozent).
Am 4. Februar 1993 trat Schmidt gemeinsam mit vier Fraktionskolleginnen und -kollegen aus der FPÖ aus und gründete das Liberale Forum (LIF). Auslöser des Bruchs mit der FPÖ waren Meinungsverschiedenheiten mit dem Parteivorsitzenden Jörg Haider, insbesondere im Kontext des von der FPÖ initiierten Volksbegehrens "Österreich zuerst". Das LIF mit Heide Schmidt als Spitzenkandidatin konnte bei den Nationalratswahlen 1994 und 1995 den Einzug in den Nationalrat schaffen, scheiterte 1999 aber an der 4 Prozent-Hürde. Die Politikerin fungierte in dieser Zeit als Klubobfrau der Liberalen im Parlament sowie (bis 2000) als Bundessprecherin der Partei. Bei der Bundespräsidentenwahl 1998 trat sie erneut als Kandidatin − diesmal für das LIF − an und erzielte 464.625 Stimmen (11,2 Prozent; in Wien 18,1 Prozent).
Nach ihrem Ausscheiden aus der Tagespolitik gründete Schmidt im Jahr 2000 die unabhängige Privatstiftung "Institut für eine offene Gesellschaft" und fungierte als dessen Vorsitzende bis zur Auflösung der Organisation im Jahr 2009. Bei der vorgezogenen Nationalratswahl 2008 kandidierte die Juristin abermals als Spitzenkandidatin des LIF, das aber deutlich den Wiedereinzug in das Parlament verfehlte. Im September 2008 erklärte sie ihren endgültigen Rückzug aus der Politik.
Literatur
- Der Standard, 23.12.2009
- Who is Who in Österreich. Supplementwerk 2009. 23. Ausgabe. Zug: Who is Who Verlag 2009
- Die Presse, 26.07.2008
- Heide Schmidt: Die Idee der offenen Gesellschaft. Wien: Institut für eine offene Gesellschaft 2001
- Oliver Lehmann: Die letzte Chance. Heide Schmidt und der Liberalismus in Österreich. Wien: Czernin 1999
- Peter Pelinka: Heide Schmidt. Eine Provokation. Wien: Ueberreuter 1993
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Schmidt, Heide [Sign.: TP-048233]