Heinrich Lefnär
Heinrich Lefnär, *28.Oktober 1871 in Wien, †17. November 1939 in Wien.
Komponist, Metallwarenfabrikant, k.k.Spenglermeister in Wien 7.
Obmann des Gablitzer Verschönerungsvereins.
Heinrich Peter Lefnaer stammte aus einer sehr wohlhabenden und erfolgreichen Familie aus Wien-Schottenfeld. Sein Vater, Heinrich Karl Lefnaer (*1841 †1910) konnte mit der Bauspenglerei und einer Zinnornamente-Fabrik während des Baubooms der Gründerzeit großes Vermögen erwirtschaften. So war Firma Lefnär bei zahlreichen Bauten wie die Stadtbahnstationen von Otto Wagner, Kirchen, Synagoge Wien 9, Müllnergasse 21 von Max Fleischer (Architekt), Theater, Botschaftsgebäude, Handelskammer am Stubenring, Schulen und zahlreichen Wohnbauten eingebunden. Damals war es nicht ungewöhnlich, dass Heinrich Lefnär jun. Spengler lernte und gleichzeitig eine gründliche musikalische Ausbildung erhielt. Er studierte 1888-1893 am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Klavier im Hauptfach. Schon während seiner Ausbildung am Konservatorium konnte der 21jährige große Erfolge feiern. Am 17.11.1892 wurde seine Komposition, der Walzer "D´Schottenfelder Kinder" von der k.k. Regiments Capelle Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 unter persönlicher Leitung ihres Capellmeisters Carl Michael Ziehrer" aufgeführt. • Am 21.1.1894 wird seine nächste Walzer-Komposition "Wiener Frauen" von der k.u.k. Regiments Musik Freiherr von Hess Nr. 49 im Kursalon Stadtpark aufgeführt. • Stephanie-Klänge (1895) • Mir san vom Schottenfeld. Marsch (1905) • Jubiläumswalzer (1908) • Bautechnikerheim-Walzer (1909), auch: Gablitzer Engerln" Walzer • Neubauer Radfahr Club-Marsch (1909) • Patronatswalzer (1910) •Arion Polka (1912) • Trabersport-Club Marsch (1913) • Ouvertüre zur Operette Der gute Freund (1916), Text von Carl Lindau • Musik zur Operette Artistenblut (1916) • Gablitzer Verjüngungsg´schichten Walzer (1928) • "Wetterkogler-Walzer" (1928) • Gebirgsvereins (Wetterkogler- auch Dr. Schutovits)-Marsch (1934) • Alt Bürgerschul-Marsch (1938) • Walzer aus Wien (1938) • In ein fesches Wiener Mädel ist gleich jeder Mann verliebt. Musik: Heinrich Lefnär. Text Franz Allmeder. Phöbus Verlag • Der Liebeskuss im Menschenleben. Lied aus dem Charakterbild Der Frauenkopf von Gilbert Anger. Musik von Heinrich Lefnär
Familie Lefnaer hatte ab 1878 den Sommersitz in Gablitz, in dem weitläufigen Park fanden viele private Sommerfeste statt: Carl Michael Ziehrer, Franz Lehar und Edmund Eysler waren Gäste des Komponisten. Gablitz war um die Jahrhundertwende eine beliebte Sommerfrische, Künstler wie Fritz Grünbaum und seine erste Frau Carli Nagelmüller, Josef Koller sowie Kunstsammler wie Dr. Heinrich Rieger und Antonin Juritzky-Warberg hatten sich hier angesiedelt. Ab 1908 engagierte sich Heinrich Lefnär im Verschönerungsverein Gablitz. Auf seine Initiative wurde eine Kaiserbüste von Johannes Benk gestaltet, die am 13.8.1911 von Erzherzog Karl Albrecht enthüllt wurde.
Heinrich Lefnär jun., der ab 1900 mit Helene Stephan, Tochter des Architekten Carl Stephann verheiratet war, organisierte zahlreiche Bälle und fuhr bei Autorennen mit, z.B. 1912 mit einem R.A.F. Tourenwagen bei der Internationalen Sternfahrt nach Abbazia, 1913 mit einem Audi bei der Herbstwertungsfahrt des Wiener Automobilclubs. Er war als Fabrikant und k.k. Spenglermeister tätig. Das Wohn- und Fabrikgebäude in Wien 7, Hermanngasse 18, wurde 1910/11 nach dem Entwurf von Carl Stephann errichtet. Während und nach dem 1. Weltkrieg brach das Firmenvermögen weg, 1925 investierte er in die Entwicklung eines "Waschapparates". 1928 ging die Firma in Konkurs und das Fabrikgebäude wurde versteigert. Bis 1928 organisierte er "Gablitzer Kirtage" in Wien. Die letzten Lebensjahre verbrachten Heinrich und Helene Lefnaer in Wien 6, Mollardgasse 34, wo er auch starb. Er ist in der Familiengruft am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
Quellen
- Willi Weinmann: Bilder aus Gablitz. Frau Helene Lefnär in dankbarer Erinnerung an den Sommer 1902 gewidmet. Original (Zeichnungen und Text) im Archiv des Heimatmuseums Gablitz
- Album, Noten und Fotos von Heinrich Lefnär im Archiv des Heimatmuseums Gablitz.
- Zeitungsartikel über Heinrich Lefnaer/Lefnär im Archiv des Heimatmuseums Gablitz.
- Grundbuch des Bezirksgerichts Purkersdorf, Gablitz EZ 1und 4.
- Illustrirtes Wiener Extrablatt Nr. 223 vom 15. August 1911, Titelseite und Seite 3: Die Enthüllung des Kaiserdenkmales in Gablitz. Szenen von der Feierlichkeit.
Literatur
- Renate Grimmlinger: Gefeiert wird in Gablitz! Die Lefnärs – Geschichte der Wiener Familie Lefnär. Heimatmuseum Gablitz Verlag 2018
- Renate Grimmlinger: Gablitz 1900 bis 1918: Künstler, Kunstsammler und andere Persönlichkeiten 2012/2017 [Stand: 11.9.2017]
- Gudrun Orator: Eine kleine Musikgeschichte des 7 .Bezirks zwischen 1880 und 1920 unter besonderer Berücksichtigung der Rolle des Bürgertums. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2013
- Renate Grimmlinger: Fritz Grünbaum & Carli Nagelmüller. Das Künstlerpaar in Gablitz 1912. Gablitz 2012 [Stand: 11.9.2017]
- Georg Niessner und Peter Schilling: Virtuelle Rekonstruktion dreier Synagogen von Max Fleischer. Dipl.-Arb. TU Wien. Wien 2004