Henriette Willardt

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Willardt, Henriette
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Miss Senide; Wagner, Henriette
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  65886
GNDGemeindsame Normdatei 1231322098
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 9. November 1866
GeburtsortOrt der Geburt Königsberg
SterbedatumSterbedatum 15. April 1923
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Schaustellerin, Tierbändigerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Volksprater
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Letzte Änderung am 17.01.2022 durch WIEN1.lanm09was
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Henriette Willardt, * 9. November 1866 Königsberg (Preußen; heute: Kaliningrad, Russland), † 15. April 1923 Wien, Raubtierbändigerin, Schaustellerin

Biografie

Henriette Willardt wurde als Tochter reisender Schausteller geboren. Sie wuchs in einem steirischen Mädcheninternat auf und besuchte eine Mädchenschule in Bruck an der Mur. Sie zog im Alter von 15 Jahren nach Wien, wo ihre Mutter Emma Willardt im Prater eine erfolgreiche Schaubude mit allerlei Kuriosa betrieb: Zaubertheater, Wandelbilder, Wachsfiguren, "exotische" Menschen, "Riesenmenschen", aber auch ein Wursteltheater. Ihre Tochter wirkte als Kassiererin beim Eintritt. Nach dem Tod des Vaters wurde die Schaubühne zu einem Fotosalon umgestaltet, in dem Fotos vor allen möglichen Szenerien angefertigt werden konnten.

Die Tochter entwickelte besonderes Interesse an der Arbeit mit Tieren. Die Familie erwarb in Hamburg bei einem Tierhändler zwei Berberlöwen, einen Bär und einen Leoparden. Zurück in Wien trainierte Henriette Willardt die Tiere mit "zahmer Dressur", die nur mit Belohnung für Gehorsam arbeitet. Unterstützt wurde sie dabei von Zirkusdirektor Ernst Jakob Renz, der mit der Mutter gut bekannt war. Am 12. Dezember 1883 konnte die junge Frau erstmals unter ihrem Künstlernamen "Miss Senide" – ein Vorschlag von Renz – in Berlin bei einer Vorstellung des gleichnamigen Zirkus auftreten.

Zu Willardts Darbietungen zählte die Arbeit mit Löwen und Bären, die nebeneinander zahlreiche Kunststücke ausführten. So legte ihr ein Löwe vertraulich die Tatzen auf die Schultern und empfing ein Stück Fleisch aus ihrem Mund. Eine andere waghalsige Erfolgsnummer trug den Titel "Le diner africain", bei dem sie einem Panther ein Stück Fleisch wieder aus dem Rachen riss. Unterstützt wurden die waghalsigen Attraktionen durch ihre Adjustierung in knapper Korsage, die eine erotische Komponente in die Auftritte bringen sollten. In den 1880er Jahren tourte sie erfolgreich durch Portugal, Spanien, Frankreich und Belgien.

1886 (nach anderen Angaben: Anfang 1887) erlitt "Miss Senide" in Paris eine schwere Verletzung durch ihren Lieblingslöwen, von dem sie sich lange nicht erholte. Zahlreiche tiefe Narben am Hals waren bleibende Spuren, doch verteidigte sie in den folgenden Jahren ihre Position als einer der spektakulärsten Tierbändigerinnen auf einem sonst von Männern dominierten Sektor. Es folgten weitere Gastreisen und auch weitere berufsbedingte Verletzungen, die sie nicht von ihrer Arbeit mit Wildtieren abbrachte. Als ihre Mutter 1905 schwer erkrankte, übernahm sie die Leitung des Pratergeschäftes, wurde sesshaft und verkaufte ihre Tiere an den Zirkus Hagenbeck. Nach dem Tod der Mutter zwei Jahre später war sie Alleinerbin und somit auch rechtlich Inhaberin der Praterhütte.

Henriette Willbrandt führte das Unternehmen erfolgreich weiter, bis sie 1923 mit 57 Jahren an einem Nierenleiden in ihrer Praterwohnung verstarb. Ihr Ziehsohn Heinrich Günther führte das Unternehmen bis zur Zerstörung der Anlagen 1945 weiter.

Literatur