Hermann Bonitz
- Wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1854)
- Mitglied im Presbyterium der evangelischen Gemeinde Wiens (1855)
Hermann Bonitz, * 29. Juli 1814 Bad Langensalza, Preußisch-Thüringen, † 25. Juli 1888 Berlin, Philologe, Pädagoge, Reformer des Österreichischen Gymnasialwesens, Sohn des reformierten Superintendenten Karl Friedrich Bonitz. Studierte in Leipzig und Berlin klassische Philologie, legte 1836 die Lehramtsprüfung in fast allen Gymnasialfächern ab (Dr. phil. Leipzig 1836) und beschäftigte sich danach wissenschaftlich als Platon- und Aristotelesforscher bzw. Gymnasialpädagoge (1836-1838 Blockmannsches Gymnasialinstitut Dresden, 1838-1842 Berliner Friedrich-Wilhelm-Gymnasium bzw. Berliner Gymnasium „Zum grauen Kloster", 1842-1849 Gymnasium Stettin). Durch Unterrichtsminister Graf Stadion an die Universität Wien berufen (Ernennung 6. Februar 1849), fiel ihm die Aufgabe zu, das Österreichische Mittelschulwesen zu reorganisieren und das Studium der klassischen Sprachen zu heben. Neben seiner akademischen Lehrtätigkeit (er gründete das Philologische Seminar und war 1851/1852 Dekan) konzentrierte sich Bonitz auf die Mittelschulreform, wobei er mit Franz Exner eng zusammenarbeitete. Im Juli 1849, als Leo Graf Thun-Hohenstein sein Amt als Unterrichtsminister antrat, lag der „Entwurf der Organisation der Gymnasien und Realschulen in Österreich" fertig vor (1849 provisorisch, 1854 definitiv angenommen); Exner schuf die normative Grundlage, Bonitz arbeitete den instruktiven Teil aus (bis zu den Lehrplänen und Lehrbüchern). Als Organ zur Verteidigung seiner Ideen schuf Bonitz 1850 die „Zeitschrift für Österreichische Gymnasien", die er mit Ministerialrat Joseph Mozart und dem Dichter Johann Gabriel Seidl redigierte. Zu Bonitz' Schülern an der Wiener Universität zählten Karl Schenkl, Theodor Gomperz und Wilhelm von Hartel. Ab 1855 gehörte Bonitz dem Presbyterium der Stadtgemeinde Helvetischen Bekenntnisses an und nahm an der Stadtsynode vom 8. April 1861 entscheidenden Anteil; 1864 Deputierter der Wiener Superintendenz bei der Beratung der staatlichen Kirchenordnung. 1849 wurde Bonitz korrespondierendes, 1854 wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften (deren Unterrichtsrat er angehörte), 1867 korrespondierendes Mitglied im Ausland; in diesem Jahr kehrte er nach Preußen zurück und übernahm in Berlin die Direktion des Gymnasiums „Zum grauen Kloster". 1875 wurde er Vortragender Rat im Preußischen Unterrichtsministerium. Nach seinem Tod wurde 1890 der „Bonitz-Preis" für Arbeiten auf dem Gebiet der klassischen Philologie und Philosophie gestiftet. Bonitzdenkmal, Bonitzgasse.
Literatur
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 1 (A - Glä). Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1957
- Josef Mayerhöfer: Lexikon der Geschichte der Naturwissenschaften. Biographien, Sachwörter und Bibliographien. Band 1 (Aachen - Dodel, Arnold). Wien: Hollinek 1959
- Grete Mecenseffy: Evangelische Lehrer an der Universität Wien. Graz/Wien: Böhlau 1967, S. 28 ff.
- Peter Karner [Hg.]: Evangelische Gemeinde H.B. in Wien. [Jubiläumsfestschrift]. Wien: Deuticke 1986, S. 92, 134, 238
- Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2 (1852), S. 217; 39 (1889), S. 181 ff.
- Salomon Frankfurter: Graf Leo Thun-Hohenstein, Franz Exner und Hermann Bonitz. Beiträge zur Geschichte der österreichischen Unterrichtsreform. Wien: Alfred Hölder 1893
- Amtsblatt der Stadt Wien. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst, 05.08.1964
- Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972