Hermine Cloeter
Hermine Cloeter, * 31. Jänner 1879 München, † 22. Februar 1970 Weißenkirchen, Wachau, Niederösterreich, Schriftstellerin. Entstammte einer alten Hugenottenfamilie, lebte ab 1880 in Wien, studierte an Privatlehranstalten Fremdsprachen, Kunstgeschichte, Musik und Gesang und begann 1902 mit literarischen Versuchen.
Ab 1907 veröffentlichte sie Feuilletons in der „Neuen Freien Presse", bei der sie bis 1939 als ständige Mitarbeiterin tätig war; daneben arbeitete sie auch an Zeitschriften (unter anderem Wiener Geschichtsblätter) und Jahrbüchern mit (Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft, Jahrbuch der Deutschen Akademie in München, Chronik des „Wiener Goethe-Vereins", „Wiener Musikleben").
1910-1936 befaßte sie sich eingehend mit Goethe. Studienreisen führten sie nach Paris, Florenz, Rom, Neapel, London und Deutschland. Ihrer außergewöhnlichen Hingabe an die Werke Mozarts und ihrem unermüdlichen Forschergeist ist die Wiederauffindung jener Protokolle zu verdanken, die über die Situierung des Mozartgrabs auf dem St. Marxer Friedhof Auskunft geben.
Cloeter veröffentlichte eine Reihe kulturhistorisch bedeutungsvoller Aufsätze über Wien und Baudenkmäler der Wachau, die in verschiedenen Sammelbänden zusammengefaßt wurden („Zwischen gestern und heute", 1911; „Häuser und Menschen von Wien", 1915; „Geist und Geister aus dem alten Wien", 1922; „Donauromantik", 1923; „Die grüne Grenze", 1926; „An der Grabstätte Wolfgang Amadeus Mozarts", 1931; „Johann Thomas Trattner. Ein Großunternehmer im Theresianischen Wien", 1939 und 1952; „Verklungenes Leben", 1960; „Wiener Gedenkblätter", 1966) sowie Essays (unter anderem „Mozarts Beziehungen zu Johann Thomas und Therese von Trattner", 1934; „Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel im Wiener Musikleben", 1937).
1919 wurde Cloeter mit dem Ebner-Eschenbach-Preis ausgezeichnet. Ehrenmünze der Stadt Wien (1944), Professorin (1954), Mozart-Medaille (1958), Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1964), Ehrenmedaille der Stadt Wien in Silber (1969); Vorstandsmitglied des „Wiener Goethe-Vereins" (1927) und der Grillparzer-Gesellschaft (1949); Ehrenmitglied der „Mozart-Gemeinde" (1952), Stifterin des „Mariahilfer Heimatmuseums" (1958, Ehrenmitglied 1959). Gedenktafel 4, Schaumburgergasse 6 (Wohnhaus; enthüllt 13. Mai 1987).
Nachlassteile in der Wienbibliothek im Rathaus, der Österreichischen Nationalbibliothek und im Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Siehe auch Hermine-Cloeter-Gasse.
Quellen
- Meldezettel von Hermine Cloeter (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
- Wienbibliothek im Rathaus: Teilnachlass Hermine Cloeter
- Wienbibliothek Digital: Hermine Cloeter
Literatur
- Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
- Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
- Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963
- Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
- Hermine Cloeter: Wiener Gedenkblätter. Wien: Österreichische Verlagsanstalt 1966, S. 179
- Hermine Cloeter: Wie ich Schriftstellerin wurde. In: Wiener Geschichtsblätter 42 (1987), S. 65 ff.
- Rathaus-Korrespondenz, 16.07.1955
- Amtsblatt der Stadt Wien, 05.02.1964
Hermine Cloeter im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.