Herzogenburger Hof
48° 12' 15.67" N, 16° 22' 18.00" E zur Karte im Wien Kulturgut
Herzogenburger Hof (1, Annagasse 6, Krugerstraße 7; Konskriptionsnummer 1002).
Höfe des Stiftes Herzogenburg
Vom 14. Jahrhundert (erstmals erwähnt 1368) bis 1600 lässt sich ein Haus Ecke Singerstraße/Kumpfgasse im Besitz des Stifts Herzogenburg nachweisen. Ein anderes (Johannesgasse 3) besaß das Stift von 1417-1541. 1601 erwarb der Herzogenburger Propst das Haus des Landmarschalls Sigmund Freiherr von Lamberg (Annagasse 6).
Annagasse 6, Krugerstraße 7
Die erste urkundliche Erwähnung eines Hauses auf diesem Grundstück stammt aus dem Jahr 1368. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erwarb es ein gewisser Heidelberger, nach dem es "Heidelberger Hof" genannt wurde. Später wurde es von Kaiser Friedrich angekauft, der es statt der Besoldung Achatz Schrott von Kindberg schenkte. Schon davor scheint es mit dem Haus Stadt 1003 (Annagasse 4; siehe Kremsmünsterhof) zu einem Gebäude vereint worden sein, das 1601 vom Stift Herzogenburg erworben wurde. Der damalige Propst achtete auf strenge Disziplin. Als er nach einer Kur heimkehrte und feststellte, dass eine Lockerung der Sitten eingetreten war, meldete er dem Bischof, das er seinen Stellvertreter absetzen musste und die Chorherren "mit carceribus" belegt und sie mit "Wasser und Prot coerziert" habe. 1623 kam es zu einer schweren Auseinandersetzung zwischen den Hausbewohnern und der Nuntiatur, deren Mitarbeiter sich gewaltsam Zutritt zum Haus verschafft hatten.
1628 wurde das Haus Stadt 1003 (Annagasse 4) wieder vom Hof abgetrennt und dem Stift Säusenstein verkauft. Das Baujahr des heutigen Hauses Annagasse 6 (Stadt 1002), das auf einer Grundfläche von 748 Quadratmetern steht, ist nicht bekannt, es dürfte aber vor 1683 entstanden und im 18. Jahrhundert in einfachem Barock erneuert worden sein. Das Kreuz im umkränzten Oval oberhalb des Einfahrtstores und der darüber angebrachte Kopf mit der Bischofsmütze weisen auf die geistlichen Eigentümer hin.
Literatur
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 349
- Friedrich Reischl: Die Wiener Prälatenhöfe. Wien: Selbstverlag 1919, S. 144 f.
- Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 102 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 354
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 2. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 324