Inzersdorfer
48° 8' 58.89" N, 16° 20' 45.93" E zur Karte im Wien Kulturgut
Inzersdorfer (23., Draschestraße 107, Pfarrgasse 2) war ein von 1873 bis 2004 bestehende Firma für Nahrungsmittelwerke.
Der Betrieb wurde 1873 durch die Familien Eisler und Breden im Süden Wiens als erste österreichische Militär-Konservenfabrik begründet. Man erzeugte ursprünglich Militärbedarfsartikel aus Blech (Patronenhülsen, Kapseln) sowie Behälter und Dosen für Lebensmittel, die man an Ort und Stelle mit Gemüse oder Fleisch füllte, verschloss und sterilisierte. Allmählich entwickelte sich die Lebensmittelerzeugung zur Hauptproduktion. Während des Ersten Weltkriegs waren über 1.000 Personen beschäftigt. In den Wirtschaftlich schwierigen 30er Jahren stellte man die Produktion auf billige Massennahrungsmittel (Teigwaren, Marmeladen) um. Nachdem eine Zeitlang die kreditgebende Bank den Betrieb geführt hatte, kam er 1937/1938 unter Direktor Max Petrusen wieder in Familienbesitz (Pecher-Voith). Der unfreiwillige Aufschwung während des Zweiten Weltkriegs ging 1945 abrupt zu Ende, der Betrieb wurde völlig ausgeplündert; der Wiederaufbau konnte jedoch fast ohne jede öffentliche Unterstützung bewerkstelligt werden. Man stellte sich das Ziel, als Markenartikel qualitativ hochwertige, haltbare Lebensmittel für Haushalt und Gastronomie zu produzieren, konnte 1950-1970 die Produktion verzehnfachen und seither (durch ständige Produktverbesserung und Verfeinerung sowie die Entwicklung neuer Erzeugnisse) nochmals verdoppeln. Der Betrieb wird von der zweiten Generation der Inhaberfamilien Pecher-Voith geleitet.
2003 erfolgte der Veerkauf an die Firma Vivatis Holding AG mit der Auflösung der Produktion in Inzersdorf 2004; die Marke blieb jedoch weiterhin bestehen.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B74/3: Handelsregister E 3/18, Ig. Eisler 1963 - 1881, nachher 25, 216
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/25: Handelsregister Ges 25/216, Ig. Eisler vorher Bd. 3, 18; 1881 - 1940 umgesch HRA 6936
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/19: Handelsregister Ges 19/224, Ig. Eisler & Breden; Ig. Eisler & Co 1875 - 1877, vorher B. 14, Pg 11, nachher B 15, Pg. 181
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B74/15: Handelsregister E 15/357, Ig. Eisler & Co 1877 - 1881, vorher B 19, Pg 224, nachher Bd. 25, Pg 217
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/25: Handelsregister Ges 25/217, Ig. Eisler & Co.; B. Wetzler & Co. 1881 - 1926 (Wetzler & Co gehört dazu) 1902 wird Ignaz wegen Ableben gelöscht, 1926 Wetzler gelöscht weg Ableb. vorh B 15/181, nachher 63-149a
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/34: Handelsregister Ges 34/157, Ig. Eisler & Söhne & B Wetzler 1881 - 1891 -->gelöscht
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/35: Handelsregister Ges 35/242, Ig. Eisler's Söhne & Co 1889 - 1892 --> gelöscht
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B78/28: Handelsregister C 28/26, Inzersdorfer Nahrungsmittelwerke Gesellschaft m.b.H. 1938 - 1940 --> HRB 4359
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B78/27: Handelsregister C 27/216, Konservenfabrik Ig. Eisler Gesellschaft m.b.H.; Inzesrsdorfer Konservenfabrik vorm. Ig. Eisler Gesellschaft m.b.H.; Inzesdorfer Konservenfabrik Gesellschaft m.b.H. 1925 - 1940 umgesch auf HRB 4408
Literatur
- Unterlagen der Firma Inzersdorfer (Topographische Sammlung, Wiener Stadt- und Landesarchiv)
- Robert Messner: Die Wieden im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 7), S. 326