Jakob Kern
Jakob (eigentlich Franz Alexander) Kern, * 11. April 1897 Wien, † 20. Oktober 1924 Wien, Ordenspriester.
Biographie
Franz Alexander Kern wuchs im heutigen 14. Wiener Gemeindebezirk auf. Sein Vater Franz war gelernter Gärtner, arbeitete aber als Nachtportier beim Wiener Eislauf-Verein; seine Mutter Anna stammte aus Landegg an der Leitha. Nach dem Besuch der Volksschule in Wien-Ottakring trat er 1908 in das Knabenseminar der Erzdiözese Wien in Hollabrunn ein.
1915 bestand der für seine ausgeprägte Frömmigkeit bekannte Schüler die Matura und rückte im Oktober des Jahres zum 59. Infanterieregiment nach Salzburg ein, wurde aber bald zu den Kaiserjägern versetzt, um einen Offizierslehrgang zu absolvieren. An der Südtiroler Front wurde er zunächst am Knie verwundet; im September 1916 verletzte ihn ein Gewehrschuss lebensgefährlich an Lunge und Leber.
Nach Rekonvaleszenz bei den Schulschwestern in Vöcklabruck trat der nunmehr “felduntaugliche“ Franz Alexander Kern im Oktober 1917 in das Wiener Priesterseminar ein und begann das Studium der Theologie, das durch einen neuerlichen Fronteinsatz im Jahr 1918 unterbrochen wurde. In dieser Zeit stieß der Student auch zur farbentragenden katholischen Hochschulverbindung “Amelungia“ Wien, der er bis zu seinem Tod angehörte.
Der Austritt von 140 tschechischen Priestern unter Führung des Prämonstratensers Bohumil Zahradnik aus der Katholischen Kirche um die Jahreswende 1919/1920 bewog den jungen Theologiestudenten die Lücke unter den Ordenspriestern zu schließen; im Oktober 1920 wurde er als Novize im Prämonstratenserstift Geras aufgenommen und erhielt den Ordensnamen Jakob. Am 23. Juli 1922 erhielt er das Sakrament der Priesterweihe. Trotz stark angegriffener Gesundheit begann er in der Umgebung des Stifts mit dem Seelsorgedienst und wurde zu einem beliebten Prediger.
Im August 1923 mussten dem jungen Ordenspriester im Krankenhaus Hollabrunn vier Rippen entfernt werden; nach kurzer Erholung in Südtirol verlor er im September 1924 neuerlich vier Rippen. Am 20. Oktober des Jahres – es hätte der Tag seiner ewigen Profess sein sollen – starb er während einer dritten Operation im Wiener Allgemeinen Krankenhaus.
1958 wurde der Seligsprechungsprozess für Jakob Kern eröffnet, der auf diözesaner Ebene 1985 abgeschlossen werden konnte. Am 21. Juni 1998 sprach ihn Papst Johannes Paul II. auf dem Wiener Heldenplatz selig.
Siehe auch: Jakob-Kern-Weg.
Literatur
- Hermann Josef Weidinger: Sühnepriester Jakob Kern. Graz/Wien/Köln: Styria, 1960
- Ildefons Fux: Sühnepriester Jakob Kern. Ein heiliger Wiener (1897-1924). In: Gottge-weiht. Zeitschrift zur Vertiefung geistlichen Lebens, Beiheft Nr. 3, S. 3-10
- Sonderausgabe “Unser Stift Geras“ zum Jubiläum „10 Jahre Seligsprechung Jakob Kern“ [Stand: 11.03.2016]
- Vision 2000: Der selige P. Jakob Kern [Stand: 11.03.2016]
- Eric Steinhauer: Jakob Franz Alexander Kern. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 18. Heidelberg: Bautz 2001
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Kern, Jakob [Sign.: TP-024985]