Johann Adam Delsenbach
Johann Adam Delsenbach, * 9. Dezember 1687 Nürnberg (Taufe St. Sebald), † Mai 1765 Nürnberg (begraben 16. Mai), Kupferstecher, erste Gattin (1724) Maria Magdalena Bittelmair (1687-1731), zweite Gattin ?, dritte Gattin (1736) Magdalena Sofie Stoy († 1738), vierte Gattin (1743) Maria Jakobina Öder († 1771), Sohn des Leipziger und Naumburger Geleitreiters (das heißt Begleiters von Nürnberger Warentransporten) Adam Delsenbach († 1709).
Biografie
Nach Lehrjahren an der Nürnberger Malerakademie wurde Delsenbach 1708 nach Leipzig berufen, reiste 1710 nach Berlin, kehrte nach Leipzig zurück, ging anschließend nach Dresden und kam schließlich, über Prag nach Wien (wohl noch 1710). Johann Bernhard Fischer von Erlach (damals kaiserlicher Oberlandbaumeister) hatte ihn mit der Auflage hierhergeholt, die Tafeln zu seinem großen Architekturwerk zu stechen. Daneben entstanden in der frühen Wiener Zeit Delsenbachs eine Ehrenpforte zum Beilager Josefs I. (nach einem Entwurf Fischers, 1699) und zwei Trauergerüste ("Castra doloris") auf den Tod Josefs I. (1711).
1713 ging Delsenbach (wegen der in Wien wütenden Pestepidemie) nach Nürnberg zurück. 1718 wurde er neuerlich in die Haupt- und Residenzstadt berufen, diesmal vom kaiserlichen Rat, Numismatiker und Antiquitäten-Inspektor Carl Gustav Heraeus, dessen Werke er illustrierte. Im selben Jahr wurde er bei Anton Florian Fürst Liechtenstein Hofkupferstecher (er zeichnete die fürstliche Herrschaften und Schlösser und stach sie in Kupfer).
Außerdem gab er nach Zeichnungen Joseph Emanuel Fischers von Erlach in drei (jeweils erweiterten) Ausgaben (1713, 1715, 1719) die Ansichtsfolge "Prospecte und Abriße einiger Gebäude von Wien" heraus, weiters vier Gesamtansichten von Wien aus den Haupthimmelsrichtungen und vor den Haupttoren (Burg-, Kärntner-, Rotenturm- und Schottentor), datiert 1719 und 1720, veröffentlicht erst nach der 1721 (nach dem Tod des Fürst von Liechtenstein) erfolgten Rückkehr nach Nürnberg.
1722 ist der erste Wiener Ratskalender Delsenbachs urkundlich nachweisbar. 1733 war Delsenbach in Holland. Um 1755 verfaßte er für Georg Andreas Wills "Gelehrtenlexikon" ein Curriculum vitae. Delsenbachgasse.
Literatur
- Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 3. Berlin: Duncker & Humblot
- Rudolf Schmidt: Österreichisches Künstlerlexikon. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Tusch 1974-1980
- Johann Adam Delsenbach. Leben und Werk. Stadtbibliothek Nürnberg, Katalog 29/1962
- Heinz Schöny: Wiener Künstler-Ahnen. Genealogische Daten und Ahnenlisten. Wiener Maler. Band 1: Mittelalter bis Romantik. Wien: Selbstverlag der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft "Adler" 1970, S. 54
- Max Eisler [Hg.]: Das barocke Wien. Historischer Atlas der Wiener Ansichten. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1925
- Alois Trost: Wiener Triumphbogen und Trauergerüste auf Stichen. In: Die Graphische Künste. 1950
- Will: Nürnberger Gelehrtenlexikon. Band 4. 1758, S. 383 ff.
- Heinrich Srbik / Reinhold Lorenz: Die geschichtliche Stellung Wiens 1740-1918. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1962 (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, 7/2)
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Band 2. Wien: Gerlach & Wiedling 1906, S. 120, 128
- Hellmut Lorenz und Huberta Weigl (Hg.): Das barocke Wien. Die Kupferstiche von Joseph Emanuel Fischer von Erlach und Johann Adam Delsenbach (1719). Petersberg: M. Imhof Verlag 2007.