Johann Bernhard Fischer von Erlach
Johann Bernhard Fischer von Erlach, * 18. oder 20. Juli 1656 Graz, † 5. April 1723 Wien, Architekt, Medailleur, Bildhauer.
Biografie
Johann Bernhard Fischer von Erlach kam als Sohn des Bildhauers Johann Baptist Fischer von Erlach und dessen Gattin Anna Maria, verwitwete Erlacher, in Graz zur Welt (getauft am 20. Juli 1656 in St. Martin bei Graz). Johann Bernhard Fischer von Erlach war zunächst mit Sophia Constantia Morgner (10. April 1690) und später mit Franziska Sophia Lechner, verwitwete Willer, (24. Februar 1705) verheiratet.
Nach seiner Ausbildung zum Bildhauer in Graz widmete er sich architektonischen Studien in Italien (1670/1671 Rom, 1684/1685 Neapel). 1686 kehrte er nach Graz zurück, um gemäß einem Auftrag Leopolds I. vom 23. Februar 1687 das Habsburger Mausoleum instand zu setzen. 1689 unterrichtete er den späteren Kaiser Joseph I., für dessen feierlichen Einzug in Wien er 1690 zwei Ehrenpforten entwarf (Wollzeile von den fremden Niederlegern, Stock-im-Eisen-Platz von der Stadt Wien).
Im Jahr 1691 reiste er nach Prag und erhielt im selben Jahr den Titel "Architekt des Königs von Ungarn". 1694 wurde er "Königlicher Hofarchitekt und Hofingenieur" und 1696 erblich geadelt. Eine Reise nach Berlin und London folgte 1704. Am 24. Dezember 1705 ernannte ihn Josef I. zum "Kaiserlichen Hofingenieur" und damit zum obersten Leiter des Bauwesens, 1707 und 1718 reiste Fischer von Erlach nach Venedig.
Inzwischen hatte er durch seine Entwürfe zum Bau des Schlosses Schönbrunn (1692/1693), die nach Umarbeitung einen 1695 zur Ausführung angenommenen Vorschlag erbrachten, seinen Ruf als Architekt untermauert. Von diesem Zeitpunkt an schuf er zahlreiche Werke, in Wien 1699/1706 das Palais Batthyány-Schönborn, 1695 bis 1698 den ersten Bauteil des Winterpalais für Prinz Eugen (vollendet von J. L. von Hildebrandt) und 1699 eine Ehrenpforte am Stock-im-Eisen-Platz., 1706 ein ephemerer, hölzerner Tempel (Vermählung Mariens; 1725 abgetragen und durch einen steinernen Bau ersetzt, siehe Vermählungsbrunnen), 1710 bis 1712 das Trautsonpalais und 1712 bis 1714 die Böhmische Hofkanzlei. Weiters entstanden von 1715 bis 1727 das Neupauerpalais (nachmals Palais Breuner, 1., Singerstraße 16) und von 1719 bis 1721 die Hofstallungen. 1716 bis 1723 vollendete Fischer von Erlach das von Hildebrandt begonnene Gartenpalais Schwarzenberg. Zum glänzendsten Denkmal seines Könnens aber geriet die Karlskirche (Grundsteinlegung 4. Februar 1716), die von seinem Sohn Joseph Emanuel Johann Fischer von Erlach, der auch seine Pläne für die Hofbibliothek realisierte, 1737 vollendet wurde. Von Johann Bernhard Fischer von Erlach stammt auch ein architekturhistorisches Werk, der "Entwurf einer historischen Architektur" (Handschrift 1712, Drucke 1721 und 1725).
Fischer von Erlachs ehemalige Besitzungen (Landhaus mit Garten), die sich in 4., Wiedner Hauptstraße 77, Rainergasse 20 und Johann-Strauß-Gasse 1 befanden, wurden um 1875 im Zuge der Parzellierungen zerstört. Der Wappenstein Joseph Emanuel Fischers von Erlach von der Fassade befindet sich im Historischen Museum der Stadt Wien.
Über dem Gesims des Mittelrisalits des Erzherzog-Ludwig-Viktor-Palais ist eine Statue des Architekten angebracht. Außerdem sind die Erlachgasse und der Erlachplatz nach Johann Bernhard Fischer von Erlach benannt und auch das Fischer-von-Erlach-Denkmal erinnert an den Künstler. An seinem Sterbeort im Sternhof wurde am 17. Mai 1908 eine Gedenktafel enthüllt.
Bauwerke
Liste der im Wien Geschichte Wiki erfassten Bauwerke von Johann Bernhard Fischer von Erlach:
Name | ErbautDatum (oder Jahr) von | |
---|---|---|
Dreifaltigkeitssäule (1) | 1680 | |
Schlick-Eckardt-Palais | 1690 | |
Ungarische Hofkanzlei | 1692 | |
Neuwaldegger Schloss | 1692 | |
Augartenpalais | 1692 | |
Althanpalais (9) | 1693 | |
Winterpalais | 1694 | |
Schloss Schönbrunn | 1695 | |
Schönbrunner Schlosskapelle | 1696 | |
Palais Schwarzenberg | 1697 | |
Batthyány-Schönborn-Palais | 1699 | |
Schwarzenbergpalais (1) | 1701 | |
Vermählungsbrunnen | 1706 | |
Böhmische Hofkanzlei | 1710 | |
Trautsonpalais (7) | 1712 | |
Huldenbergvilla | 1715 | |
Karlskirche | 1716 | |
MuseumsQuartier | 1719 | |
Prunksaal (Hofburg) | 1722 |
Karte
- Nicht mehr bestehende Bauwerke
- Noch bestehende Bauwerke
Quellen
- Arcus Triumphalis [.... Wien 1690]: Beschreibung der Ehrenpforte der Stadt Wien für den Einzug Josephs I., 1690
- Johann Bernhard Fischer von Erlach: Entwurf einer historischen Architektur, 1721
- Albertina online, Werke von Johann Bernhard Fischer von Erlach
- Wienbibliothek Digital: Testament von Johann Bernhard Fischer von Erlach (Abdruck des Textes)
Literatur
- Herbert Karner, Sebastian Schütze, Werner Telesko (Hg.): Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723) und die Baukunst des europäischen Barock. München: Hirmer 2022
- Andreas Kreul: Johann Bernhard Fischer von Erlach – Regie der Relation. Salzburg: Pustet 2006
- Stadtpalais und Belvedere des Prinzen Eugen. Entstehung, Gestalt, Funktion und Bedeutung. Wien: Böhlau 2004
- Hellmut Lorenz: Johann Bernhard Fischer von Erlach. Zürich / München / London: Verlag für Architektur 1992
- Andreas Kreul: Die Barockbaumeister Fischer von Erlach. Bibliographie zu Leben und Werk. Wiesbaden: Harrassowitz 1988
- Herbert Tschulk: X. Favoriten. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1985 (Wiener Bezirkskulturführer, 10), S. 24
- Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 52
- Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 16, S. 55, S. 69, S. 73, S. 79, S. 96, S. 126, S. 141, S. 174
- Wolfgang Mayer: VII. Neubau. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 7), S. 30, S. 34
- Felix Czeike: XIII. Hietzing. Mit ausführlicher Beschreibung, Karten- und Grundrißskizzen von Schönbrunn. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 13), S. 41
- Robert Messner: Die Wieden im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 7), S. 227
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44), Register
- Felix Czeike: II. Leopoldstadt. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 2), S. 31
- Felix Czeike: IV. Wieden. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 4), S. 23 f.
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- Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begründet und hg. von Friedrich Wilhelm Bautz. Herzberg [u. a.]: Bautz 1975–lfd.
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- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner 1972, S. 565
- Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1970, S. 349
- Penzinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Penzing 1962–lfd. Band 1/1963, S. 23, S. 74
- Hans Aurenhammer: Johann Bernhard Fischer von Erlach. Wien: Bergland-Verlag 1957 (Österreich-Reihe, 35/37), darin Zeittafel S. 45 ff.
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- Hans Sedlmayr: Johann Bernhard Fischer von Erlach. Wien: Graphische Lehr- und Versuchsanstalt 1956
- George Kunoth: Die historische Architektur Fischers von Erlach. Düsseldorf: Schwann 1956
- Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 2: Geschichte der Malerei in Wien. Wien [u. a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1955 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/2), S. 71 f., S. 82, S. 89
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs)
- Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907–1950
- Fischer von Erlachs Geburtsort. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1919–1938, S. 12
- Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Nummer 1. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 224, S. 229, S. 270
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856–1891. Register 1923
- Dagobert Frey: Johann Bernhard Fischer von Erlach. Eine Studie über seine Stellung in der Entwicklung der Wiener Palastfassade. In: Jahrbuch für Kunstgeschichte. Band 1/2 (1921/1922). Wien: Kunsthistorisches Institut des Bundesdenkmalamtes 1923
- Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, Register
- Alexander Hajdecki: Die Salesianerkirche in Wien ist doch ein Werk des Fischer von Erlach. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Band 39. Wien: Gerold 1906, S. 85 ff.
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Band 1. Wien: Gerlach & Wiedling 1905, S. 59, S. 372
- Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch. Wien: Gerlach & Wiedling 1 (1888), S. 318 ff. (Testament)
- Drei Briefe von Johann Bernhard Fischer von Erlach. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1886, S. 95